100 Jahre Pinguine in Europa
Der Zoo im schottischen Edinburgh war gerade einmal seit 6 Monaten eröffnet, als vier Königspinguine, ein Eselspinguin und ein Goldschopfpinguin am 25. Januar 1914 nach einer fast 12'000 Kilometer langen Reise aus Südgeorgien als Geschenk der Familie Salvesen angekommen waren. Seit damals ist der Edinburgh Zoo eines der führenden Zentren für Pinguinbiologie mit einer langen Liste von Erfolgen. 1919 schlüpfte hier der erste Königspinguin auf der Nordhalbkugel, gefolgt vom ersten Schlupf eine Goldschopfpinguin in einem Zoo 1935. Zwei Jahre darauf schlüpfte dann auch der erste Eselspinguin in einem Zoo.
Das Ende des zweiten Weltkrieges bedeutete auch beinahe das Ende der Pinguine in Edinburgh, die aufgrund von falscher Ernährung zugrunde gingen. Doch ab 1947 wurden nochmals Pinguine von der Familie Salvesen aus Südgeorgien nach Edinburgh gebracht. Und ab 1951 war der Vormarsch der Pinguine nicht mehr aufzuhalten. Denn damals notierte man den ersten Spaziergang von Pinguinen inmitten von Zoobesuchern. Es wird erzählt, dass ein Wärter das Gehege aus Versehen offen gelassen hatte und die Pinguine darauf prompt dem Wärter auf seiner Runde durch den Zoo, in einer Reihe gehend und sehr zur Freude der Zoobesucher gefolgt waren. Somit wurde dieses Versehen zu einer Tradition, die auch heute noch in vielen Zoos die Besucher erfreut.
Colin Oulton, der Chefornithologe des Zoos meint: «Es ist schon etwas Besonderes, den 100. Jahrestag für diese sehr neugierige Art feiern zu dürfen. Historisch gesehen sind die Pinguine schon immer eine wichtige Art für den Edinburgh Zoo gewesen. Unser Wissen und Expertise hat dazu geführt, dass wir hier im Zoo heute die Europäischen Zuchtbücher für Königs- und Eselspinguine verwalten.» Er meint weiter, dass die täglichen Pinguinparaden eine der wenigen Möglichkeiten für Zoobesucher sind, die Tiere hautnah zu erleben. «Die Welt mag sich in den letzten 100 Jahren stark verändert haben, aber Pinguine sind immer eine der Hauptfavoriten unserer Besucher gewesen», fügt er an.
Der Edinburgh Zoo weist noch mit einem weiteren Highlight auf: den ranghöchsten Pinguin mit Adelstitel. Sir Nils Olav ist das Maskottchen der norwegischen königlichen Garde und wurde 1972 von der Truppe adoptiert. Seither kletterte das Tier die Karriereleiter hoch und ist seit 2005 Ehrenoberst der Garde. Besondere Ehre wurde ihm 2008 zuteil, als er von König Harald V in einer aufwendigen Zeremonie den Ritterschlag erhielt.
In der Schweiz werden Königspinguine aus Edinburgh im Zoo Basel gehalten. 1953 wurden die ersten Königspinguine eingeführt und 1958 konnte der erste Bruterfolg gefeiert werden. Seither sind von 53 geschlüpften Küken 46 Tiere erfolgreich aufgezogen worden. Auch in Basel spazieren die 15 Königspinguine bei entsprechender Witterung jeden Tag ab 11 Uhr durch den „Zolli". Auch Eselspinguine aus Edinburgh werden seit 1976 in Basel gezüchtet und gezeigt. Über 100 Junge sind hier mittlerweile erfolgreich grossgezogen worden.
Neben Basel sind auch im Zoo Zürich Königspinguine seit 1963 vertreten. Hier sind in knapp 40 Jahren zwischen 30 – 40 Junge geschlüpft, ein sehr guter Erfolg. Denn insgesamt leben in ganz Europa etwas mehr als 200 Königspinguine in knapp 20 Zoos und Tiergärten. Die beliebte Pinguinparade in Zürich wird täglich um 13.30 durchgeführt, wenn die Temperaturen draussen 10° C oder niedriger sind. Ansonsten sind die Tiere in ihrer Aussenanlage oder in ihrer gekühlten Innenanlage zu sehen.
Quelle: Ian Johnston, The Independent, www.independent.co.uk