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Eingeführte Tiere richten Schäden an

Geschrieben am . Veröffentlicht in Fauna & Tierwelt.

Dass kleine Eingriffe dramatische Folgen haben können, wird derzeit auf der australischen Macquarie-Insel im Südpazifik augenscheinlich. Dort hat sich in den vergangenen Jahren ein ökologisches Desaster ereignet. 40 Prozent der Insel haben sich demnach nachhaltig verändert – Schuld sind Katzen und Kaninchen.

Königspinguine sind auf der Macquarie-Insel heimisch. Doch ihre Küken wurden von Katzen gefressen. Zudem zerstören Erdrutsche, die Kaninchen mit ihren Löchern auslösen, die Brutkolonien von Seevögeln
Kleine Inseln sind beliebt bei Biologen. Die Einflüsse von aussen sind begrenzt, oft lebt nur eine überschaubare Anzahl von Tier- und Pflanzenarten auf ihnen. Je kleiner und einsamer, desto besser offenbart eine solche Insel ökologische Zusammenhänge.

Macquarie-Kaninchen

Eine Stelle des Finch Creek auf Macquarie im Jahr 2000 (rechts) und 2007, sieben Jahre nach der Ausrottung der Katzen (links). Durch den Frassdruck der Kaninchen treten erosionsanfällige Kurzgrasflächen und Brachen an die Stelle der ursprünglichen Tundravegetation mit hohen krautigen Pflanzen und Gräsern.

Ein kleines einsames Eiland ist die Macquarie-Insel im Südpolarmeer. Sie liegt etwa 1500 Kilometer südöstlich von Tasmanien. Auf rund 128 Quadratkilometern, die seit 1997 als Weltnaturerbe geschützt werden, brüten Tausende Seevögel. Königspinguine und See-Elefanten fühlen sich hier wohl. In den vergangenen Jahren hat sich auf dem Eiland aber ein ökologisches Desaster ereignet. Dana Bergstrom von der Universität in Tasmanien schreibt im «Journal of Applied Ecology» der Britischen Gesellschaft für Angewandte Ökologie von erschreckenden Satellitenbildern. «Sie zeigen, dass sich mindestens 40 Prozent der Insel verändert haben», schreibt Bergstrom. Schuld daran seien Katzen und Kaninchen. Um die Umweltschäden zu beseitigen, seien mindestens zwölf Millionen Euro nötig.

Zunächst fing alles recht heimelig an. Um 1800 kamen die ersten Katzen zusammen mit Menschen auf die Vogelinsel. Etwa 70 Jahre später brachten Robbenfänger Kaninchen mit – und damit nahm das Verhängnis seinen Lauf. Die Kaninchen frassen die Insel kahl. Auf der Insel setzte man auf biologische Waffen. 1968 wurden Flöhe ausgesetzt, die die Kaninchen mit Myxoviren infizieren sollten. Erwartungsgemäss starben die Kaninchen daraufhin an Myxomatose. Die Flohkur hatte Erfolg. 1978 hoppelten etwa 130.000 Kaninchen über die Insel, in den 1980iger Jahren waren es nur noch rund 20.000.
Doch ohne junge Kaninchen mussten die Katzen nach einer neuen Nahrungsgrundlage suchen. Sie stürzten sich deshalb auf die einheimischen Vögel, deren Bestände sich daraufhin dramatisch reduzierten. Grund genug, die Katzen 1985 zum Abschuss freizugeben. Vor neun Jahren starb die letzte Inselkatze.
Doch hier zeigt sich das Fatale der Ökologie. Sobald die Katzen von der Macquarie-Insel verschwunden waren, vermehrten sich die Kaninchen wieder ungehemmt. Die Biologen beklagen nun, dass die Vegetation der Insel völlig verwüstet ist. «Die Kaninchen haben enorme Schäden angerichtet. Dazu gehört auch der Wandel von vielschichtiger Vegetation zu abgegrasten oder kahlen Flächen», schreibt Bergstrom. «Zwischen 2000 und 2007 wurden grosse Teile des Ökosystems zerstört. Jahrzehntelange Naturschutzarbeit wurde zudem aufs Spiel gesetzt», so Bergstrom.

Macquarie-Island-Pinguine

Dass die Kaninchen der Insel nicht gut tun, wurde bereits im September 2006 offenbar. Damals war an der von Kaninchenbauten völlig durchlöcherten Küste ein Hang abgerutscht. Unter den Erdmassen starben viele brütende Vögel.

Das Schicksal der Macquarie-Insel soll als abschreckendes Beispiel für Naturschutzbehörden weltweit dienen. Sie sollen daraus lernen, dass Eingriffe in die Ökologie nicht umfassend genug geplant sein können. Durch die Entfernung einer Art könnten nicht nur die erwartbaren Veränderungen in der Nahrungskette eintreten, sondern auch unerwartete Effekte. Unbeabsichtigt könnten Ökosystem tief greifend verändert werden. Der Nutzen von Naturschutzarbeit werde durch unbedachte Eingriffe in das ökologische Gleichgewicht aufgehoben.
Die Macquarie-Insel ist auch von geologischer Bedeutung. Hier treffen die Indo-Australische und die Pazifische Kontinentalplatte aufeinander. Infolge dessen treten hier Gesteinsbrocken aus dem Mantel der Erde an die Oberfläche.

Dana-Bergstrom

Quelle: Welt Online