Wissenschaftler katalogisieren Leben in der Eiswüste
Auf den ersten Blick scheinen die der Antarktis vorgelagerten South Orkney Inseln eine Eiswüste zu sein. Britische und deutsche Wissenschaftler fanden dort jedoch einen Hort des Lebens vor - mit mehr Tierarten als auf den Galapagos-Inseln.
Die unbewohnte, stark vergletscherte Inselgruppe im Südatlantischen Ozean, südöstlich der Falklandinseln ist Teil des «British Antarctic Territory». Die Inselngruppe umfasst eine Fläche von 622 km², die höchste Erhebung ist der Mount Nivea mit einer Höhe von 1266 Meter. Die Hauptinseln Coronation und Laura Island werden auch von Argentinien beansprucht.
Nach Angaben der Wissenschaftler war es das erste Mal überhaupt, dass eine Pol-Region vollständig erfasst wurde. Britische Wissenschaftler von der «British Antarctic Survey» (BAS) haben zusammen mit ihren deutschen Kollegen von der Universität Hamburg die South Orkney Inseln am Rand des Antarktischen Kontinents nach Leben durchforstet. Sie fanden einen Ort vor, der voller Leben war.
Wie die Wissenschaftler im Fachblatt «Journal of Biogeography» berichten, fanden sie 1200 Spezies auf den Inseln - darunter Seeigel, Würmer, Krebse und Weichtiere. Die Wissenschaftler entdeckten ausserdem fünf noch unbekannte Arten. «Wir waren erstaunt, so viele Tiere vorzufinden», sagte Dave Barnes von der BAS. Damit beherbergten die antarktischen South Orkney Inseln nach Angaben der Wissenschaftler mehr Tierarten als die Galapagos-Inseln oder andere tropische Regionen.
23 Wissenschaftler von fünf verschiedenen Forschungsinstituten erforschten sieben Wochen lang die Inseln. Die flachen Gewässer suchten sie mit Tauchern ab, die tiefen Meere um die Inseln herum untersuchten sie mit Fangnetzen, die bis in 1500 Meter Tiefe reichten. Die an Land lebenden Tiere auf den Inseln erfassten die Wissenschaftler zu Fuss. Zudem werteten sie historische Aufzeichnungen der Flora und Fauna aus, die 100 Jahre zurückreichten.
Die Wissenschaftler wollen in der Region nun beobachten, wie die Tierwelt auf künftige Umweltveränderungen reagieren wird. «Nun haben wir eine Messlatte für die Zahl der hier lebenden Tiere und können nun sehen, wie sie auf den Klimawandel reagieren werden», sagte Barnes.