Auf der Suche nach Meteoriten
Meteoriten sind auf Eisflächen natürlich leichter zu identifizieren als auf bewachsenen Böden. Die idealen Fundorte sind sogenannte Blaueisfelder. Das sind Zonen, in denen Eis aus der Tiefe des antarktischen Panzers an die Oberfläche gedrückt wird und sehr alt und hart ist. Die Meteoritenfundstellen in der Antarktis liegen überwiegend in Höhen ab 2.000 m über dem Meeresspiegel. Ab dieser Höhe ist bei Temperaturen von -30° Celsius oder darunter das Eis genügend hart, um ein einsinken von aufliegendem Gestein zu verhindern. Ist das Eis wärmer, dann absorbieren dunkle Gesteine so viel Wärme, dass sie in das Eis einschmelzen. Hier können Meteoriten unentdeckt von mehreren 10 000 Jahren liegen, bevor sie mit viel Glück gefunden werden. Anhand der Fundstellen könne die Wissenschaftler auch Aussagen zu Schwankungen des Eisstandes der Ostantarktis in Folge von Klimaschwankungen erarbeiten. Denn solche Meteoritenkonzentrationen auf antarktischem Eis können langfristig nur dort existieren, wo in den letzten zehntausend Jahren geringe Eisschwankungen stattgefunden haben.
Deutschen Forschern ist anlässlich der «QueenMET»-Expedition im Südsommer 2007/08 ein sensationeller Fund gelungen. Der am 2. Dezember 2007 entdeckte Eisenmeteoriten brachte stattliche 31 Kilogramm auf die Waage. Im näheren Umfeld des Meteoriten wurden weitere 15 Kleinmeteorite mit einem Gesamtgewicht von 1,45 kg geborgen. Die Fundstelle lag in ca. 2.350 m Höhe am Rande des Polarplateaus, etwa 250 km von der Küste entfernt. Der Fund, der dazumal präsentiert wurde, soll Geheimnisse über die Frühzeit des Sonnensystems bergen. Allein der Eisenmeteorit ist eine kleine Sensation - nicht nur wegen seines aussergewöhnlichen Gewichts. «Man trifft äusserst selten auf Eisen», erklärt Jochen Schlüter, «95 Prozent aller Meteoriten sind aus Stein, nur etwa vier Prozent aus reinem Eisen, der Rest besteht aus Mischungen». Ursprünglich könnte der Brocken unter Umständen doppelt oder sogar zehn Mal so gross gewesen sein. Zwischen 60 und 90 Prozent ihrer Masse verlieren Meteoriten, wenn sie brennend durch die Erdatmosphäre stürzen, erklärt Schlüter. Knapp zwei Monate lang waren Georg Delisle und Udo Barckhausen von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) und Jochen Schlüter vom Mineralogischen Museum der Universität Hamburg in der Antarktis unterwegs und streiften mit suchendem Blick über gewaltige Eisfelder.
Bei den seltenen Gelegenheiten, bei denen Meteoriten über bewohntes Gebiet niedergehen «schaut das ganze Land nach oben», sagt Schlüter. «Ein grosser Feuerball, der mit Schallgeschwindigkeit über den Himmel rast, das ist ein Riesenspektakel».
Meteoriteneinschläge haben die Erdgeschichte stark beeinflusst, deshalb sind sie auch aus diesem Grund von Interesse. So war die Erde nach ihrer Entstehung bis vor etwa 3,9 Milliarden Jahren einige hundert Millionen Jahre lang einem starken Bombardement durch ausserirdische Objekte ausgesetzt. Weithin bekannt ist inzwischen der KT-Impact genannte Meteoriteneinschlag vor 65 Millionen Jahren, der für das Aussterben der Dinosaurier verantwortlich gemacht wird.