Fliessende Gletscher in der Antarktis
Die neuen Erkenntnisse enthüllen, wie verästelt und komplex das Fliessverhalten der Eismassen rund um den Südpol ist. Viele der Gletscher nehmen auf ihrem Weg zur Küste einen ganz anderen Weg als
bisher gedacht wurde. Mit Hilfe der neuen Karte entdeckten die Forscher unter anderem einen zuvor unbekannten Grat, der sich quer von Osten nach Westen durch den gesamten Kontinent zieht. Anders als bisher gedacht gleiten diese gewaltigen Eisströme dabei selbst im Innern des Kontinentes teilweise wie auf Schmierseife. Feuchtes Sediment, Schmelzwasser oder andere Gleithilfen lassen die Eisdecke an manchen Stellen besonders schnell rutschen, an anderen bremst ein rauerer Untergrund sie aus. Wie schnell das Eis strömt hängt aber auch massgeblich davon ab, wie steil das Gelände ist und wie viel Schnee im oberen Teil niedergeht und zu Tal drängt. An Gebirgsrücken stockt die Bewegung, die Massen quälen sich durch die vorhandenen Täler. Je enger sie sind, desto schneller fliesst das Eis. Dieser Effekt lässt sich etwa am Lambert-Gletscher beobachten, der zum Indischen Ozean strömt. Andererseits werden die Eisströme langsamer, wenn sich die Täler weiten.
Auf dem Film der NASA sind die fliessenden Gletscher gut ersichtlich.
Für die Karte kombinierten die Forscher Radardaten von fünf europäischen, kanadischen und japanischen Satelliten und verschiedener Raumfahrtagenturen, darunter auch «Envisat» von der Europäischen Raumfahrtagentur ESA. Die insgesamt 900 daraus resultierenden Bildreihen deckten den Zeitraum von 2007 bis 2009 ab. Mehr als 3.000 Erdumkreisungen absolvierten die Satelliten dafür. Aus den Veränderungen über die Jahre hinweg lässt sich dann berechnen, wie schnell sich die Eiszungen vom Inneren des Kontinents zu dessen Rändern bewegen.