Forschung gefährdet Pinguine
Bei Pinguinen werden üblicherweise Markierungsbänder aus Metall oder Plastik an einem Flügel angebracht. Das hat den Vorteil, dass man einzelne Tiere so auch aus der Ferne identifizieren kann. Schon in den 1970er Jahren stellten Forscher fest, dass die Bänder die Flügel ernstlich verletzen können. Ein Team von Wissenschaftlern um Yvon Le Maho, CNRS-Forscher an der Universität Strassburg und Mitglied der Akademie der Wissenschaften, zeigt, dass Pinguine welche in den letzten zehn Jahren an den Flügeln markiert wurden die Überlebensrate im Vergleich zu den nichtmarkierten Artgenossen um 16% gesunken ist. Zudem wurde festgestellt, das die markierten Pinguine 39% weniger Kücken ausbrüteten. Diese Ergebnisse wurden durch die elektronische Überwachung von hundert Pinguine auf Possession Island im südlichen Indischen Ozean ermittelt. Die Wissenschaftler hatten allen Pinguinen einen Sender unter die Haut implantiert, der nicht einmal ein Gramm wog. Ausserdem statteten sie die Hälfte der gefiederten Tiere mit einem Metallband an einer der Flossen aus. Über die Jahre verglichen die Biologen dann sowohl das Brut- als auch das Jagdverhalten der unterschiedlichen Pinguine. So kam der Verdacht auf, dass die Markierung Pinguine beim Schwimmen behindern. Die Markierungsbänder erhöhen nämlich den Widerstand im Wasser und damit den Energieverbrauch der Tiere. Die langfristigen Auswirkungen der Markierungen sind unter Fachleuten dennoch umstritten. Viele waren der Meinung, die Tiere würden sich nach einiger Zeit daran gewöhnen.
Weiter fanden die Forscher heraus, dass die markierten Pinguine deutlich später zum Brüten eintrafen als die anderen - im Schnitt 16 Tage. Auch die Futtersuche dauerte bei ihnen deutlich länger, vermutlich weil die Bänder beim Schwimmen störten. Zusammengefasst könne dies den verminderten Bruterfolg der markierten Pinguine erklären, schreiben die Forscher. Es gibt also offensichtlich doch keine Gewöhnungseffekte.
Schliesslich untersuchten die Wissenschaftler noch die Reaktionen der zwei Pinguin-Gruppen auf Klimaveränderungen. So zeigte sich, dass die markierten Tiere vor allem in wärmeren Jahren später zum Brüten eintrafen als die nicht markierten Tiere. Auch die Wassertemperatur beeinflusste der Untersuchung zufolge den Bruterfolg beider Gruppen unterschiedlich. Die Temperatur verändert die Verfügbarkeit an Nahrung und damit die Dauer der Futtersuche, erklären die Forscher.
Die Studie zeigt, dass nur Beobachtungen über mehrere Jahre zu verlässlichen Daten führen, schreiben die Wissenschaftler. Da die Clips das Verhalten der Vögel drastisch verändert, sei es problematisch, Informationen und Schlussfolgerungen aus Beobachtungen derartig markierter Tiere zu ziehen - der Band-Effekt könnte das Ergebnis verfälschen.