Fossile Spucke von antarktischem Schneesturmvogel erzählt dessen Geschichte
Schneesturmvögel gehören zu Antarktika wie Gletscher und Pinguine. Die wunderschön weiss gefärbten Vögel sind die einzige Art, die auf Nunataks noch weit im Inland des antarktischen Kontinents brüten. Eine Besonderheit dieses Vogels ist sein Sekret, das er zum einen Nahrungsersatz für die Jungvögel verwendet, zum anderen als Verteidigung gegen Angreifer. Forscher aus Deutschland und Australien nutzen abgelagerte Sekrete, die mit der Zeit aushärten und beinahe fossilisieren, um mehr über diesen sehr speziellen Vogel zu erfahren und über die Vergletscherung Antarktikas.
Das wachsartige, hervorgewürgte Magensekret von Schneesturmvögeln dient normalerweise der Ernährung von Küken oder als Verteidigung gegen Angreifer. Den Forschern rund um Dr. Sonja Berg von der Universität Köln dient es aber eher als Archiv. Denn das Sekret sammelt sich nahe den Nestern von Schneesturmvögeln an und bildet bis zu 20 Zentimeter dicken Ablagerungen, die man wegmeisseln und deren Alter man via Radiokarbonmethode bestimmen kann. „Vorherige Arbeiten haben gezeigt, dass solche Mumijo-Ablagerungen mehrere tausend Jahre alt sein können“, erklärt Dr. Louise Emmerson von der Australian Antarctic Divison (AAD), Mitautorin der Arbeit. „Da die Vögel nur auf eisfreien Gebieten brüten, können wir diese Schichten dann datieren und herausfinden, wie lange nach einem Gletscherrückgang es gedauert hat, bis die Vögel dort gebrütet haben. Die Vögel brüten normalerweise einen Tag Flug weit weg von ihren Nahrungsgründen. Dadurch geben uns die Mumijos Aufschluss über Veränderungen des Nahrungsnetzes an der Küste und den Meereisbedingungen im Verlauf der Zeit.“
Die Proben, die von Teammitgliedern mühsam von den Felsen gehauen werden müssen und teilweise wie das Gestein aussehen, werden in der Zeit gesammelt, in der die Vögel auf Nahrungssuche sind, um Störungen während der Brutzeit zu vermeiden. „Das Sekret wird festgetreten und wird von starken Winden umweht. Dadurch verfestigt es sich mit Vogelkot, Schmutz und Schotter und wird so richtig hart“, erklärt Marcus Salton. „Wenn wir es freigehämmert haben, verpacken wir es in Alufolie und lagern es in einem Tiefkühler bis es nach Australien zurückgebracht wird für die Untersuchungen. Neben den Brutgebieten nahe der Station Mawson sucht ein weiteres Team nahe der Station Casey nach Mumijo, um die Bewegungen und Veränderungen von Schneesturmvogelpopulationen über geologische Zeitperioden zu untersuchen. Doch bisher suchen sie noch nach grösseren Ablagerungen. „Das Fehlen der dicken Mumijo-Schichten könnte bedeuten, dass die Vögel noch nicht lange in diesem Gebiet sind. Das stimmt mit genetischen Daten überein, die besagen, dass die Vögel erst vor kurzem aus der Nähe der Stationen Davis und Mawson hierher gewandert sind“, erklärt Dr. Louise Emmerson. „Wir werden nach dickeren Schichten im nächsten Sommer suchen. Vielleicht haben wir einfach noch nicht den richtigen Platz erwischt.“
Quelle: Australian Antarctic Division