Neues Schutzgebiet in Antarktis nach Eisbergabbruch
Ein internationales Abkommen ist in Kraft getreten zum Schutz eines Meeresgebietes, das sich nach dem Abbruch eines Eisberges vom Larsen C Eisschelf im vergangenen Juli aufgetan hatte. Der Eisberg, der als A68 benannt wurde, bewegt sich nun langsam nach Norden und hat ein 5‘818 km2 grosses Gebiet am Meeresboden freigesetzt, das nun den Meeresbedingungen ausgesetzt sein wird. Der grösste Teil des Gebietes war seit der letzten Zwischeneiszeit vor 120‘000 Jahren von Eis bedeckt. Nun bietet sich Forschern eine einmalige Gelegenheit zu untersuchen, wie sich das Leben im Meer an dieser Stelle entwickeln wird.
Dieses Gebiet ist das erste, das von einem 2016 geschlossenen Abkommen profitiert, das damals von der CCAMLR (Conservation for the Conservation of Antarctic Marine Living Resources) beschlossen wurde, um spezielle Gebiete für wissenschaftliche Studien zu bestimmen, wenn diese durch den Zusammenbruch eines Eisschelfs oder den Abbruch eines grossen Eisbergs entstehen. Das Abkommen wurde nach einem Vorschlag der EU an die CCAMLR getroffen, wobei Dr. Susie Grant und Dr. Phil Trathan vom British Antarctic Survey (BAS) federführend waren. Das neue Gebiet erfüllt die CCAMLR-Kriterien und wird nun automatisch für die nächsten zwei Jahre geschützt. Der Schutz wird sich wahrscheinlich auf zehn Jahre ausweiten, wenn die CCAMLR darüber beraten hat. Dies erlaubt wissenschaftliche Forschung, die von kommerzieller Fischerei frei sein wird, um Fragen rund um die Entwicklung biologischer Gemeinschaften im Laufe der Zeit untersuchen zu können. Die Meeresgeografin Dr. Susie Grant erklärt: Der Abbruch am Larsen C Schelf hat uns eine einmalige und spannende wissenschaftliche Möglichkeit geboten und die Wichtigkeit dieses Gebiets ist durch die Anerkennung der CCAMLR als Spezialgebiet für Forschungsarbeiten weiter gestiegen. Diese Anerkennung ist ein wichtiger Zusatz im Werkzeugkasten der CCAMLR für das Management von Arealen und Gebieten.
Der Leiter der Naturschutzabteilung der BAS, Dr. Phil Trathan, meint: „Der Abbruch von A68 bietet eine neue und bisher einmalige Möglichkeit, ein umfangreiches Forschungsprogramm aufzustellen, um fundamentale Fragen rund um die Mobilität und Kolonisierung von marinen bodenlebenden Arten zu untersuchen. Ein solches Programm könnte Fragen zur Nachhaltigkeit von polaren Eisschelfen im Rahmen des Klimawandels untersuchen, darunter auch die Prozesse, unter denen Bodenlebewesen migrieren; oder das Ausmass von diesen Organismen als Kohlenstofflager; oder in welchem Mass man die Verteilung mariner Bodenlebewesen nutzen kann, um vergangene Auswirkungen auf Klimaveränderungen in verschiedenen System zu untersuchen. Diese Gelegenheit auszunutzen ohne Fischeieinflüsse ist eine spannende Herausforderung für die internationale Forschungsgemeinschaft in dieser Zeit des Klimawandels.“ Der Abbruch am Larsen C Eisschelf könnte einfach ein natürlicher Vorgang von Wachstum und Abbruch an einem Eisschelf darstellen und muss nicht notwendigerweise mit Veränderungen der Umweltbedingungen in Verbindung stehen. Doch die biologischen Auswirkungen eines solchen Ereignisses zu untersuchen bietet die Möglichkeit, das Verständnis über die Ökosystemveränderungen in einem sich verändernden Klima zu verbessern, nicht nur in der Antarktis, sondern auch an anderen Orten. Diesen Herausforderungen stellt sich nun ein Team des BAS und sucht Gelegenheiten, das Gebiet zu erreichen und dort Forschungsprojekte über die Umwelt auf dem Meeresboden durchzuführen.
Quelle: British Antarctic Survey