Südgeorgien will seine Rentiere loswerden
Die rund 3'000 Rentiere auf Südgeorgien zertreten die einheimischen Pflanzen, verursachen Erosion durch das Abweiden und bedrohen die Königspinguine und andere einheimische Vögel durch das Zerstören der Nester am Boden und des Habitats. Nun soll eine Gruppe von Sami aus Norwegen die Tiere zusammentreiben und sie fachgerecht töten. Die Operation soll zwei Sommersaisons andauern.
Rentiere sind eigentlich Bewohner der Arktis, aber die norwegischen Walfänger benötigten Frischfleisch während ihrer Operationen in der Antarktis und brachten deshalb 1911 eine kleine Herde von 10 Rentieren nach Südgeorgien. Nun sind es auch die Norweger, die damit beauftragt wurden, die nicht-einheimischen Rentiere wieder zu entfernen. Die Sami in Norwegen leben seit je mit den Rentieren und ihre Erfahrungen werden für die Operation sehr wertvoll sein. Reidar Andersen, der Direktor des norwegischen Naturinspektorats und Leiter des Teams, sagt gegenüber der Agentur Reuters: «Die Rentiere sind sehr zerstörerisch geworden.»
Die Sami bereiten Korrals vor, in die sie die Rentiere treiben werden, um sie dann mit einem Schuss aus einer Bolzenpistole in den Kopf zu töten. Einzelne Tiere, die nicht in den Korral getrieben werden können, sollen mit Gewehren direkt erschossen werden. Danach sollen die Tiere geschlachtet und das Fleisch auf die Falkland Inseln zum Verkauf gebracht werden. Südgeorgien hat keine Ortschaften und nur eine Handvoll permanente Bewohner, hauptsächlich Wissenschaftlern und Verwaltungsleuten.
Die Rentier-Operation ist das zweite Ausrottungsprogramm, welches auf Südgeorgien gestartet wurde. Eine grössere Aufgabe ist das Ziel, die Insel rattenfrei zu kriegen, die mit den Walfangschiffen und den Robbenfängern während des 18. und 19. Jahrhunderts auf die Insel gelangten. Ab Februar werfen die Wissenschaftler auf einem 580 km2 grossen Gebiet giftige Pellets ab, um so die Rattenpopulation zu dezimieren. Diese wird im Moment auf eine Grösse von rund 200 Millionen Tieren geschätzt. Ein erster Versuch 2011 um Grytviken herum und den angrenzenden Gebieten (Polarnews berichtete darüber) scheint erfolgreich verlaufen zu sein und die Forscher hoffen, dass sich die endemische Vogelwelt wieder erholen wird, wenn das Ungeziefer entfernt wurde. Die Ratten haben keine natürlichen Feinde und plündern die am Boden liegenden Seevogelnester. Besonders zwei einheimische, endemische Arten, nämlich der Südgeorgien-Riesenpieper - der südlichste Singvogel der Welt - und die Südgeorgien-Spitzschwanzente leiden unter der Rattenbedrohung und sind akut gefährdet. Wissenschaftler, die sich mit der Vogelwelt Südgeorgiens beschäftigen, sagen, sie hätten bereits einen leichten Anstieg bei den Seevögeln entdeckt und hoffen nun, dass die Insel bald wieder die Heimat von 100 Millionen Vögeln sein wird.
Quelle: www.bbc.co.uk