Wissenschaftler entwickeln einen «Zukunftsozean» unter dem Eis
Australische Wissenschaftler haben einen «Ozean der Zukunft» unter dem Eis entwickelt, um den Einfluss der Ozeanübersäuerung auf die am Meeresboden lebenden Organismen zu untersuchen.
Ozeanübersäuerung wird durch steigende Mengen an Kohlendioxid in der Luft, welches sich danach im Meerwasser löst, verursacht. Dies lässt den pH-Wert des Meerwassers sinken und es saurer werden. Dadurch kann bei einige Meeresorganismen wie beispielsweise Korallen und Muscheln die Fähigkeit, Schalen aufzubauen, beeinträchtigt werden. Das Südpolarmeer absorbiert rund 40 Prozent der Gesamtmenge an CO2, welches aus der Atmosphäre in den Ozeanen gelöst wird. Durch das kalte Wasser versauern dabei die polaren Gewässer zweimal so schnell wie die tropischen Bereiche. Nach neuesten Erkenntnissen wird bis 2100 der Ozean 2.5-mal stärker versauert sein als heute, wenn der Treibhausgasausstoss wie bisher weitergeht. Das jetzige Experiment wird helfen, die Effekte auf die bodenbewohnenden Organismen zu verstehen. Ein Labyrinth von Schläuchen, Röhren und Kammern wurde zu diesem Zweck nahe der australischen Station Casey vorsichtig durch das antarktische Eis auf den Meeresboden abgesenkt. Das ganze Experiment ist weltweit das Erste seiner Art über Ozeanübersäuerung.
Das Team von Wissenschaftlern, Ingenieuren und Tauchern benötigten mehrere Wochen, um die gesamte Ausrüstung für die Studie aufzustellen. Nun können sie damit erhöhte Mengen an CO2 im Meerwasser und die Effekte auf bodenbewohnende Organsimen untersuchen. Projektleiter Dr. Johnny Stark meinte, es sei eine herausfordernde Phase gewesen, vor allem aufgrund des «A-Faktors» (Der Antarktis-Faktor, die Red.). Besonders Schneestürme, Verspätungen und technische Schwierigkeiten hatten einen Fortschritt des Aufbaus verhindert. «Es spricht wirklich für das Team und seine Entschlusskraft, dass wir das Experiment aufbauen und durchführen können, trotz den ganzen Widrigkeiten, die einem von der Antarktis an den Kopf geschmissen wird», erklärt Dr. Stark. «Zuerst mussten wir uns durch drei Meter dickes mehrjähriges Eis bohren, um den Meeresboden zu erreichen. Danach mussten die Taucher die zwei Meter langen Acrylglaskammern und Duzende Meter an Schläuchen, Röhren und Turbinen durch das Eis zu ihren Positionen bringen, ohne den Boden aufzuwühlen. Und dies alles von Hand.»
Als nächstes wird nun Meerwasser mit erhöhten Mengen an CO2 durch die Kammern gepumpt und die Forscher messen sämtliche Veränderungen. «Die Ausrüstung wird nun für die nächsten 8 Wochen kontinuierlich laufen und wir konzentrieren uns auf die Bereiche, in denen wir die meisten Veränderungen innerhalb dieser Zeit vermuten», erklärt Dr. Stark zum Schluss.
Quelle: Australian Antarctic Division