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Grauwale in Russland kommen langsam zurück

Geschrieben von Dr. Michael Wenger am . Veröffentlicht in Fauna & Tierwelt.

Der vom Aussterben bedrohte westliche Grauwal, der in den Gewässern des russischen Fernen Ostens lebt, zeigt langsame Zeichen der Erholung. Doch die Populationszahlen und ihr Lebensraum sind immer noch durch industrielle Aktivitäten in der Region bedroht, wie in einem neuen Bericht steht. In den letzten 12 Jahren hat Sakhalin Energy grosse Anstrengungen unternommen, um die Auswirkungen auf die Wale und die fragile Umwelt durch seine Operationen zu reduzieren. In dieser Zeit ist die Walpopulation um 3 – 4% pro Jahr gewachsen und ist von 115 Tiere (2004) auf 174 (2015) angestiegen.

Grauwale sind sehr popular aufgrund ihres Winterdomizils in der Baja California, wo das Grauwal-Watching ein Millionen Dollar Geschäft ist. Doch dank den neuen Zahlen, sind nun auch Beobachtungen in Russland wieder möglich. Bild: Michael Wenger
Grauwale sind sehr popular aufgrund ihres Winterdomizils in der Baja California, wo das Grauwal-Watching ein Millionen Dollar Geschäft ist. Doch dank den neuen Zahlen, sind nun auch Beobachtungen in Russland wieder möglich. Bild: Michael Wenger

Die Grauwalpopulation im Nordwestpazifik wurde bisher auf der IUCN-Artenliste als „vom Aussterben bedroht“ geführt. Doch in ihrem neuesten Bericht untersuchen die IUCN, der WWF und die IFAW (International Fund for Animal Welfare) die Ergebnisse einer von der IUCN geführten Arbeit von unabhängigen Experten, die die russische Firma Sakhalin Energy beraten hatten als Teil einer innovativen Abmachung. „Was vor 12 Jahren als eine Antwort auf einen drohenden Konflikt zwischen Umweltschützern und der Öl- und Gasindustrie über eine vom Aussterben bedrohte Walart begann, hat sich nun als lukrativ für die Wirtschaft wie für den Naturschutz entpuppt,“ erklärt IUCN Gneraldirektor Inger Andersen. „Die IUCN hat gezeigt, dass unabhängige wissenschaftliche Gremien eine effektive Art sind, um auf Beweis-basierte und solide Lösungen zu kommen und einige der dringendsten Umwelt- und Entwicklungsherausforderungen anzugehen.“ Doch der Bericht sagt auch, dass weitere Zusammenarbeit und Beteiligung aller Gesellschaften und Firmen in der Region, inklusive die Fischerei, notwendig sind, um die besten Lösungen und einen Langzeitschutz der Tiere gewährleisten zu können. „Der jährliche Anstieg der Sakhalin-Wale ist ermutigend, aber ihre langfristige Erholung hängt davon ab, dass mehr Firmen in der Region sich in die Arbeit einbringen,“ meint Doug Nowacek, ein bekannter Spezialsit für Walverhalten und Mitglied des Gremiums für die Grauwale. „Sakhalin Energy hat gezeigt, dass es für Firmen möglich ist, ihre Auswirkungen zu reduzieren und trotzdem effizient zu operieren. Aber andere Firmen in Sakhalin müssen ähnliche Anstrengungen unternehmen, um die Probleme aller Einflüsse der Industrie auf die marine Umwelt anzugehen.“

Grauwale untenehmen eine der längsten Wanderungen aller Säugetiere und wandern von der Baja California bis in die Beringstrasse und zurück. Die Wale sind auch eine wichtige Nahrungsquelle für die lokalen Inuit- und Tschuktschenorte entlang der russischen Küste. Bild: Samuel Blanc
Grauwale untenehmen eine der längsten Wanderungen aller Säugetiere und wandern von der Baja California bis in die Beringstrasse und zurück. Die Wale sind auch eine wichtige Nahrungsquelle für die lokalen Inuit- und Tschuktschenorte entlang der russischen Küste. Bild: Samuel Blanc

Der Bericht beschreibt, wie das Gremium Vorteile für die Wirtschaft und den Naturschutz gebracht hatte. Er basiert auf Interviews mit mehr als 20 Experten und Interessenvertreter. Im Verlauf der letzten 12 Jahre gab das Gremium mehr als 539 Empfehlungen an Sakhalin Energy und andere Parteien ab, von denen 90% umgesetzt oder durch weitere Ratschläge ersetzt worden waren. Die Arbeit schloss Banken und Regierungsmitarbeiter und auch Nichtregierungsorganisationen, die als Beobachter wirkten, mit ein. Unter den Leistungen ist auch eine Entscheidung von Sakhalin Energy, die Route seiner Pipeline zu ändern, um die Störungen und den Einfluss auf die Nahrungsgründe der Wale zu minimieren. Ausserdem befürwortete das Gremium innovative wissenschaftliche Forschung, darunter ein Satellitengestütztes Markierungsprogramm, dass die längste Wanderung von Säugetieren aufzeichntete, 10‘880 Kilometer von Sakhalin in die Baja California zum Überwintern und Gebären. Zusätzlich führte die Arbeit des Gremium auch zur Entwicklung eines der umfangreichsten Überwachungs- und Verminderungsplänen für seismische Tests in der Firma. Dieser Plan dient nun der Industrie weltweit als Vorlage.

Grauwale sind Bartenwale und ernähren sich von Organismen in weichen Schlickboden des Schelfs. Ihr charakteristisches Muster von Narben  durch Parasiten auf der Haut macht es einfach, sie zu identifizieren. Bild: Samuel Blanc
Grauwale sind Bartenwale und ernähren sich von Organismen in weichen Schlickboden des Schelfs. Ihr charakteristisches Muster von Narben durch Parasiten auf der Haut macht es einfach, sie zu identifizieren. Bild: Samuel Blanc

Die IUCN baute die WGWAP (Western Grey Whale Advisory Panel) im Jahr 2004 als Antwort auf wachsende Sorgen aufgrund der Expansionspläne von Sakhalin Energy im Ochotskischen Meer und deren Auswirkungen auf die vom Aussterben bedrohten Wale, die vor der Insel Sachalin lebten. Ein Aufschrei von NGOs, die gegen diese Pläne waren, führte schliesslich Banken dazu, einige Minderungsbedingungen in die Kreditverträge einzubauen. Diese beinhalteten unter anderem die Bedingung für Sakhalin Energy, eine unabhängige Wissenschaftsgruppe, die durch die IUCN gemanagt würde, zu finanzieren, die Empfehlungen für die Operationen aussprechen sollten. „Die WGWAP hat die Auswirkungen dieser Öl- und Gasförderung  auf eine der am stärksten bedrohten Walarten der Welt stark verringert. Ein Erfolg, auf den die Kreditgeber dieses Projekts sehr stolz sein können,“ sagt Wendy Elliott von WWF International. „Wir ermutigen andere Finanzinstitutionen diesen Erfolg zu wiederholen, indem sie ähnliche verpflichtende Bedingungen in die Kreditverträge für Projekt mit potentiell umweltschädigenden Auswirkungen einbauen.“ Sakhalin Energy erkennt jetzt, dass die Einbindung von Wissenschaft in die Firma und ihre Politik und Entscheidungen einen positiven Einfluss auf seine Operationen hat und dies wird in der Zukunft der Firma auch widergespiegelt.

Grauwale sind oft neugierig und können nahe an Boote kommen. Dies hat sie zu den Lieblingen von Whale watching Touren gemacht.
Grauwale sind oft neugierig und können nahe an Boote kommen. Dies hat sie zu den Lieblingen von Whale watching Touren gemacht.

Bei der Vorstellung des Berichts am IUCN-Treffen letzte Woche, bestätigte die Organisation, dass sie einen weiteren Fünf-Jahres-Plan mit Sakhalin Energy unterzeichnen möchte, um die Arbeit weiterzuführen. Im neuen Vertrag wird die WGWAP weiterhin unabhängige wiussenschaftliche Gutachten an die Firma liefern. Ausserdem hat das Gremium vor kurzem eine Arbeitsgruppe geschaffen, um zu ergründen, wie ähnliche Kreditbedingungen weitergegeben werden können, um die Schutzbedingungen für bedrohte Arten und Gebiete zu verbessern.

Quelle: International Union for Conservation for Nature