Hunderte gleiche Arten in Arktis und Antarktis
Eisbären und Pinguine haben einander zumindest in freier Wildbahn noch nie gesehen. Die einen leben am Nordpol, die anderen bevorzugen die Meere der Südhalbkugel. Andere Arten hingegen haben sowohl in der Arktis als auch in der Antarktis ihre Heimat gefunden. Gleich 235 von ihnen haben nun Meeresforscher entdeckt. Darunter befinden sich Meeresschnecken und Krebse, wie die Wissenschaftler des «Census of Marine Life» berichten.
13.000 Kilometer voneinander entfernt
Von bestimmten Walen und verschiedenen Vogelarten war schon bisher bekannt, dass sie sowohl Arktis als auch Antarktis bevölkern. Dass aber auch zahlreiche Meereswürmer, -schnecken und -krebse 13.000 Kilometer voneinander entfernt leben, ist nicht nur neu, sondern wirft auch neue Fragen auf: Wo ist der Ursprung der Arten und wie sind sie zu den entgegengesetzten Polen gewandert?Untersuchungen und Vergleiche des Erbguts sollen zeigen, ob es sich tatsächlich um idente Lebewesen handelt, in ihrem Aussehen sind sie sich jedenfalls gleich. Im Folgenden einige Beispiele, die vom «Census of Marine Life» stammen.
Ernährung dank Schleimnetz
Limacina helicinia ist eine bohnengrosse schwimmende Schnecke, die sowohl in den Meeren der Antarktis als auch der Arktis vorkommt. Für ihre Ernährung sondert sie aus ihren paddelförmigen Fussflügeln ein Schleimnetz ab, in dem sich Algen und andere Teilchen verfangen.
Schnecken jagen Schnecken
Auch die schalenlose Meeresschnecke Clione limacina scheint eine Bewohnerin von Süd- und Nordhalbkugel zu sein. Sie jagt ausschliesslich andere Schnecken, wie die zuvor abgebildete Limacina helicinia.
Krebs mit männlicher Antenne
Mimonectes sphaericus ist ein Krebs, der sowohl in der Arktis als auch in der Antarktis lebt. Seine schwertähnliche Antenne ziert nur die männlichen Exemplare.
Kälteliebender Krebs
Der Krebs Gaetanus brevispinus kommt zwar in allen Teilen der Weltmeere vor, am öftesten gefangen wird er aber in polaren Wassern, da hier seine bevorzugten tiefen Temperaturen näher an der Oberfläche liegen. In mittleren Breitengraden kommt der Krebs hingegen in einer Tiefe von 3.000 Metern vor.
Fische wandern wegen Klimawandel polwärts
Weitere Ergebnisse des aktuellen Statusberichtes der Biologen: «Der Meeresboden rund um die Antarktis scheint biologisch ähnlicher zu sein, als bisher angenommen. Ausserdem zieht eine Reihe von Fischarten, die kalte Gewässer bevorzugen in Richtung Pole - Grund dürfte der Anstieg der Wassertemperaturen sein.Bis 2050 werde sich der Kabeljau-Bestand an der US-Küste halbieren», berichtet William Cheung von der britischen Universität East Anglia. Er und sein Team von Meeresbiologen erarbeiteten die bisher ausführlichste Studie über den Einfluss globaler Erwärmung auf marine Fischpopulationen. Journal "Fish and Fisheries", 13. Februar 2009
Folgen für Meer und Mensch
Die Forscher entwickelten ein Computermodell, das vorhersagt wie 1.066 kommerziell genutzte Fischarten auf verschiedene Klimaszenarios reagieren. Die Fische, unter anderem Heringe und Garnelen, werden voraussichtlich polwärts in kühlere Gewässer abwandern.Die Neuankömmlinge werden höchstwahrscheinlich die marinen Ökosysteme im Norden durcheinanderbringen, indem sie lokale Fischarten verdrängen. Die ökonomischen Folgen hätte vor allem die Dritte Welt zu tragen.
Tropische Entwicklungsländer, genauer gesagt 33 Länder in Afrika, Asien und Südamerika, deren Bevölkerung von der Fischerei abhängig ist, würde die Fischwanderung besonders hart treffen. Dort besteht fast keine andere Möglichkeit der Nahrungsbeschaffung ausser dem Fischfang. Profiteure gäbe es aber auch: Fischer der Nordsee könnten grössere Fänge erwarten.