Drifteisstation SP-38 in Betrieb
Die Eisscholle, auf der die Polarstation SP-38 untergebracht wird, war zwei Tage zuvor nach intensiver Luftaufklärung geortet worden. Sie liegt 600 km nördlich der Wrangel-Insel, ist 7 mal 12 Kilometer gross und entspricht hinsichtlich der Eisstärke - zwei bis 2,5 Meter - allen dafür geltenden Anforderungen. In der Winterzeit soll sie um mindestens 1,5 Meter dicker werden. Sie war im kanadischen Arktis-Sektor entstanden und soll dank ihrer Lage und der Geschwindigkeit, mit der sie driftet - etwa 0,2 Knoten - eine längere Lebenserwartung haben. Der Leiter der Station SP-38, der 53-jährige Tomasch Petrowski, meinte darauf, er habe in den letzten drei bis vier Jahren keine bessere Eisscholle gesehen.
Der russische Premier Wladimir Putin hat dem Leiter der Expedition «Arktis-2010», Artur Tschilingarow, und den 15 Mitgliedern des Nordpol-Teams telefonisch zum erfolgreichen Umzug der Nordpolstation auf eine driftenden Eisscholle in der Tschuktschensee gratuliert. Die Polarstation SP-38 ist am 15. Oktober 2010 offiziell eröffnet worden. Die dazugehörige Ausrüstung und Versorgungsgüter waren seit dem Dienstag von Bord des Atom-Eisbrechers «Rossija» auf die Eisscholle verladen worden.
Drifteisstationen seit den 1930er Jahren.
Russland organisiert als einziger der Arktis-Anrainer seit den 1930er Jahren Driftstationen. Die erste sowjetische driftende Station «Nordpol-1» wurde im Mai 1937 eröffnet und arbeitete fast ein Jahr lang. Die Expedition bestand damals aus vier Polarforschern mit dem legendären Iwan Papanin an der Spitze. In 274 Tagen hatte «Nordpol-1» 2500 Kilometer zurückgelegt,
Dem jetzigen Team, gehören Ozeanologen, Wetterexperten, Aerologen, Ingenieure und Hydrographen an. Sie sollen ein Jahr lang das Wasser, das Eis und die Umwelt im Nordpolarmeer erforschen. Die Wissenschaftler wohnen in beheizten und mit Strom versorgten vorgefertigten Häusern. Ihnen stehen Schlepper, ein Kraftwerk und ein Dampfbad zur Verfügung.
Es geht auch um Gebietsansprüche
Die Forscher sollen auch prüfen, wie das russische Navigationssystem GLONASS in hohen Breiten funktioniert. Der Leiter der Station erklärte, sein Team wolle zudem beweisen, dass der russische Festlandsockel wachse. Eine der Aufgaben der Station sei es, die Grenze des russischen Festlandsockels zu definieren. Russland betrachtet die Nordpolregion wegen ihres Rohstoffreichtums als wirtschaftlich wichtig. Das Land beansprucht einen 1,2 Millionen Quadratkilometer grossen Teil der Arktis einschliesslich des Nordpols. Dies wird damit begründet, dass der Festlandsockel unter dem Eismeer die Fortsetzung der eurasischen Landmasse ist.