Erstmals genaue Eismessung der Arktis
Die kommenden Jahre werden zeigen, wie sich die Eisdicke künftig entwickelt. «In der Zukunft wird die Arktis eine sehr wichtige geopolitische Region werden», sagte Professor Volker Liebig, Direktor des Erd-Beobachtungsprogrammes der Esa. «15 bis 20 Prozent der weltweiten Reserven von Erdöl und Erdgas werden hier vermutet und es wird kürzere Seewege für die Schifffahrt geben, wenn das Eis schmilzt», sagte er. «Satelliten werden eine immer wichtigere Rolle im nachhaltigen Management dieser sensiblen Region spielen».
Zwei Radarantennen ermöglichen die Höhenmessungen. Dazu sendet ein Radar pro Sekunde 20.000 Impulse aus und empfängt die vom Boden zurückgeworfenen Echos. Aus der Laufzeit der Signale lässt sich die Entfernung zur Oberfläche bestimmen.
Es gab zwar schon früher Untersuchungen mit Hilfe von Satelliten, die erkannten, wie schnell sich das Eis zurückbildet. Der ESA-Satellit «Cryosat-2» ermöglicht jedoch zum ersten Mal eine Volumenbetrachtung im Detail. Das ist für die Vorhersage künftiger Änderungen von grosser Bedeutung. «Cryosat-2» misst die Dicke des Eises auf bis zu 20 Zentimeter genau und überträgt die Daten in Karten. Die Messung der Eisdichte erfolgt mit Hilfe von Mikrowellen-Impulsen. Die Reflexion dieser Impulse wird gemessen – und zwar sowohl von der Oberseite als auch von der Unterseite des Eises. Auch Risse im Eis können so erkannt werden. Es handele sich um die erste Kartierung ihrer Art, die auf Daten eines Radar-Höhenmessers zurückgreift und deutlich genauere Resultate liefere als bei bisherigen Messungen. So könne das System etwa Bilder durch Wolken hindurch und bei längerer Dunkelheit machen.
Jedes Jahr erlebe das arktische Meer jahreszeitliche Veränderungen und das Abschmelzen grosser Mengen von Treibeis. In den vergangenen zehn Jahren hätten Satellitenbilder eine Beschleunigung bei den Verlusten des Ozeaneises gezeigt. Im Sommer 2011 zeigten die Satellitendaten mit 4,24 Millionen Quadratkilometer Eisfläche wieder einen Negativrekord. Das sei nur noch halb so viel wie noch im Sommer 1972, bewertet Georg Heygster von der Universität Bremen das Ergebnis. Klimaforscher sind sich einig: Das Arktiseis geht weiter zurück. Nur die Geschwindigkeit ist noch ungewiss.
Quelle: ESA