Grönland steigt aus dem Meer
Bis zum Jahr 2025 könnte sich der jährliche Anstieg sogar noch verdoppeln, berichtet ein US-Forscherteam nach der Auswertung von GPS-Daten, die seit 1995 von verschiedenen Messstationen aufgezeichnet wurden. Die Masse des Eises nimmt immer stärker ab. Zwischen 2000 und 2008 verlor Grönland etwa 1500 Gigatonnen Eis, das entspricht ebensoviel Kubikkilometern an Wasser. Dieser Verlust verteilt sich je zur Hälfte auf Schmelzwasser und abbrechende Eisberge. Beides führt letztlich zu einer Erhöhung des Meeresspiegels von etwa einem halben Millimeter pro Jahr.
Dass die Gletscher auch in Grönland schmelzen ist für viele Experten nichts neues. Besonders bedenklich scheint, dass das Eis immer schneller schmilzt. Allein zwischen 2006 und 2008 verlor der Eisschild 273 Gigatonnen. Dies bedeutet eine Erhöhung des Meeresspiegels um 0,75 Millimeter pro Jahr.
Grönlands Eisschild ist die grosse Unbekannte in allen bisherigen Klimamodellen zur Berechnung des Meeresspiegelanstiegs. Wie schnell und wie stark der Eisschild schmelzen wird, wird massgeblich über Geschwindigkeit und Ausmass des Meeresspiegel-Anstiegs entscheiden.
Der Eisschild, der den grössten Teil Grönlands bedeckt, ist neben der Antarktis das grösste Süsswasser-Reservoir der Welt. Sollte es vollständig abschmelzen, so würde dies den Wasserspiegel weltweit um sieben Meter anheben und grosse Probleme für alle Insel- und Küstenstaaten bedeuten. Wenn dies eintreffen würde, wäre ein Drittel Floridas überflutet und Venedig stünde vollständig unter Wasser. Dieses langfristige Szenario halten Wissenschaftler für nicht unwahrscheinlich.
«Ähnliche Phänomene haben wir auf Inseln vor Island und in Spitzbergen beobachten können. Auch diese Inseln sind von Gletschern bedeckt», erklärt Shimon Wdowinski, einer der Autorinnen des Beitrags in «Nature Geoscience». «Während der Eiszeit und in Zeiten der Zuwachses der Eismassen, drückt die gewaltige Last des Eises die Landmassen nach unten. Lässt der Druck dann nach, hebt sich das Land wieder an», so Wdowinski weiter.