12. Mai 1926 — Nobile erreicht den Nordpol
Als die «Norge» am 11. Mai 1926 in Ny-Ålesund, auf Spitzbergen, zur Fahrt über den Nordpol nach Alaska startete, musste die 16-köpfige Besatzung, darunter Nobile, Amundsen und Ellsworth, davon ausgehen, dass es dem US-Amerikaner Richard Byrd zwei Tage zuvor bereits gelungen war, den Nordpol zu überfliegen. Dessen Behauptung, mit seinem Co-Piloten Floyd Bennett den Nordpol erreicht und umkreist zu haben, bevor er wieder auf Spitzbergen gelandet war, konnte jedoch nie bewiesen werden. Daher gilt der 12. Mai 1926, an dem die «Norge» den Nordpol nach 16 Stunden und 40 Minuten Fahrt erreicht hatte, als erstes zweifelsfrei gesichertes Datum. Die «Norge» setzte ihre Fahrt erfolgreich fort und landete, fast 70 Stunden nach dem Start auf Spitzbergen, trotz schlechten Wetters, das unter anderem die Navigation erschwerte, ohne Bodenmannschaft problemlos bei Teller in der Nähe von Nome/Alaska. Sofort nach dem Aufsetzen wurden die Hülle geöffnet, um das Gas entweichen zu lassen. Später wurde das Schiff dort demontiert.
Das Luftschiff «Norge» erreichte mit einer Länge von 106 Meter und einer Breite von 19,5 Meter für diese Zeit gigantische Ausmasse. Das Volumen der aus vierlagiger Baumwolle, mit einer Gummierung auf der Innenseite und Aluminiumanstrich auf der Aussenseite bestehenden Luftkammer betrug 19.000 Kubikmeter. Die Befüllung bestand aus Wasserstoff. Für den Antrieb sorgten 3 Maybach-Motoren mit jeweils 180 kW (245 PS), die Höchstgeschwindigkeit betrug 113 km/h
Nach seiner Rückkehr wurde Nobile für die aussergewöhnliche Leistung in Italien zum General ernannt.
Waren Nobile, Amundsen und Ellsworth die Ersten?
Zu dieser Zeit ging man noch davon aus, dass Robert Peary im Jahr 1909 den Pol als erster erreicht hatte. Von Anfang an hat es aber Zweifel an dessen Angaben gegeben, und heute bestehen kaum noch Zweifel daran, dass Peary sein Ziel nicht erreicht hat. Auch an den Angaben des Amerikaners Richard Byrd, der drei Tage vor Amundsen und Nobile mit einem Flugzeug über den Pol geflogen sein will, wurde von Anfang an gezweifelt. Aufgrund fehlender Belege und Zeugenaussagen geht man davon aus, dass Byrd den Pol um bis zu mehrere hundert Kilometer verfehlt hat.