Franklins lange verloren geglaubtes Schiff HMS Terror ist gefunden
Als Sir John Franklin und seine 128 Männer 1845 spurlos in der kanadischen Arktis verschwanden, führte dies zu der grössten und längsten Such- und Rettungsmission in der Geschichte der polaren Entdeckungen. Mehr als 50 Jahre lang versuchten zahlreiche Männer und Schiffe in den hohen Norden zu gelangen, um nach der Expedition und gleichzeitig nach einem Weg durch die Nordwestpassage zu suchen. Der Weg wurde zwar gefunden, doch das Schicksal der Expedition und der beiden Schiffe blieb ungewiss. Erst 2014 wurde die HMS Erebus, das Flaggschiff von Franklin gefunden. Und nun hat eine weitere Suchmission auch das zweite Schiff, die HMS Terror, entdeckt, und zwar mehr beinahe 100 km südlich von seinem angedachten Untergangsort und beinah intakt.
Das lange verloren geglaubte Schiff des britischen Admirals Sir John Franklin, die HMS Terror, wurde in gutem Zustand auf dem Grund einer Bucht bei King William Island gefunden, wie Forscher vermeldeten. Der Fund könnte die akzeptierte Geschichte der mysteriösen Franklin-Expedition neu schreiben. Die beiden Schiffe der Expedition, HMS Erebus und HMS Terror, wurden nach gängiger Meinung aufgrund von schwerem Packeis 1848 weit nördlich von den jetzigen Fundstellen aufgegeben. Alle 129 Männer der Expedition, die auf der Suche nach der Nordwestpassage war, kamen um und machten dies zu einer der grössten Tragödien der britischen Polarforschung. Such- und Rettungsmissionen waren noch 11 Jahre nach dem Verschwinden auf der Suche nach den Schiffen, fanden aber keine Spur von ihnen. Das Verschwinden der Männer und Schiffe blieb ein Mysterium für Historiker, Archäologen und Abenteurer für mehr als 160 Jahre. Nun scheint das Geheimnis gelöst worden durch eine Kombination von kühner Suche und einem unwahrscheinlichen Tipp eines einheimischen Mannschaftsmitgliedes.
Vor rund sechs Jahren war ein Teammitglied, Sammy Kogvik aus Gjøa Haven mit einem Jagdfreund auf Schneemobilen zum Fischen unterwegs, als sie ein grosses Stück Holz aus dem Eis der Terror Bay herausragen sahen. Es sah wie ein Mast aus und Kogvik erklärte, er hätte dann einige Schnappschüsse gemacht, wie er den Mast umklammere. Doch als er wieder zuhause gewesen sei, habe er den Verlust der Kamer bemerkt und beschlossen, nichts zu sagen, da er den Verlust als schlechtes Omen betrachtete. Doch als Expeditionsleiter Schimnowski die Geschichte hörte, tat er sie nicht als einfach als Ammenmärchen ab, sondern die Crew beschloss einen Umweg in die Terror Bay zu machen. Die 10 Mann starke Besatzung des Suchschiffes Martin Bergmann fand am 3. September das massive Wrack, dessen Masten zwar zerbrochen waren, aber immer noch standen, mit allen Luken geschlossen und allem verstaut, in der Mitte der unkartographierten Terror Bay. Seither sammelte das Suchteam Bilder des Schiffes, verglich sie mit zeitgenössischen Bildern und Plänen der HMS Terror und fand Übereinstimmungen bei wichtigen Elementen. Das Team schickte auch ein ferngesteuertes Gefährt durch eine offene Luke in das Schiff und machte erstaunliche Bilder vom Leben an Bord des 170 Jahre alten Wracks. „Wir fuhren erfolgreich in die Messe, in einige Kabinen und fanden auch den Vorratsraum mit Tellern und einer Dose auf dem Regal“, erklärt Adrian Schimnowski. „Wir entdeckten zwei Weinflaschen, Tische und leere Regale. Ausserdem einen Tisch mit offenen Schubladen und etwas hinten in der Lade.“
Das gut erhaltene Wrack gleicht der HMS Terror in einigen wichtigen Aspekten. Doch es liegt rund 100 km südlich von der Stelle, an der es gemäss Experten vom Eis zerstört hätte sein sollen. Die Entdeckung könnte die Historiker dazu zwingen, dieses Kapitel der Expedition neu zu schreiben. Zuerst sah es auf den Aufnahmen aus, als ob das Schiff in einem 45° Winkel liegen würde. Doch eine nähere Betrachtung zeigte, dass „das Schiff gerade auf dem Meeresboden sitzt, was bedeutet, dass das Schiff sanft auf den Grund gesunken war“, erklärt Schimnowski. In etwa 24 Meter Tiefe liegt das Schiff in perfekten Bedingungen, die Metallteile, die vor Packeis schützen sollten noch intakt. Ein langes, schweres Tau, welches durch das Deck geht, sieht wie eine Ankerleine aus, die vor dem Untergang gesetzt worden war. Sollte die richtig sein, könnte dies bedeuten, dass Seeleute versucht hatten, das Schiff wieder flott zu machen und nach Süden zu segeln, nachdem sie es zuvor aufgegeben hatten.
Ein entscheidendes Detail für die Identifizierung des Schiffes ist ein breites Rohr, welches über das Aussendeck ragt. Es liegt an exakt jenem Ort, wo der Kamin des Lokomotivmotors sass, der im Inneren installiert worden war und das Schiff durch das Eis hätte drücken sollen, sagt Schimnowski. Die Schiffsglocke liegt auf ihrer Seite auf dem Deck, nahe dort, wo der wachhabende Seemann sie für die Zeitangabe hätte läuten lassen sollen. Und der majestätische Bugspriet, sechs Meter lang, ragt immer noch aus dem Bug. Das Wrack ist einem so guten Zustand, dass die Glaspanels in drei der vier Fenster der Heckkabine sitzen, wo der Kapitän Francis Crozier geschlafen und gearbeitet hatte, fügt Schimnowski an. „Dieses Schiff sieht aus, als ob es für den Winter fertig gemacht worden war und dann sank. Alles wurde verschlossen. Sogar die Fenster sind noch intakt. Wenn man dieses Schiff aus dem Wasser heben würde und das Wasser hinauspumpen könnte, würde es wahrscheinlich schwimmen“, sagt er.
Die Arctic Research Foundation, die das Schiff gefunden hat, wurde von Jim Balsillie, einem kanadischen Industriellen (dem Erfinder des Blackberry) und Philanthrop gegründet, der auch die Stiuftung Research in Motion mitbegründet hatte. Er spielte eine Schlüsselrolle bei dieser Expedition und hat auch eine Theorie parat, warum die Terror und die Erebus weiter südlich gesunken waren, als dort wo sie aufgegeben worden waren. „Diese Entdeckung verändert die Geschickte. Nimmt man den Fundort der Terror und den Zustand des Wracks zusammen, ist es beinahe sicher, dass das Schiff von der Crew dort dicht gemacht worden war und die übrigen Mannschaftsmitglieder mit einem Schiff, der Erebus nach Süden segeln wollten, wo sie dann ihr endgültiges Ende gefunden hatten.“
Quelle: The Guardian / CTV News