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Australisches Fischereischiff aus antarktischem Eis gerettet

Geschrieben am . Veröffentlicht in Menschen & Politik.

Am 7. Februar 2015  blieb ein australisches Fischereischiff, die 63 Meter lange «Antarctic Chieftain» mit 26 Besatzungsmitgliedern an Bord, im antarktischen Packeis stecken. Das Unglück ereignete sich rund 1’450 Kilometer nordöstlich der McMurdo-Bucht. Das Eis schloss das Schiff komplett ein und beschädigte dabei drei der vier Propeller, so dass es nicht mehr manövrierfähig war. Das neuseeländische Rettungszentrum wurde kontaktiert und der US-Eisbrecher «Polar Star», der zu dem Zeitpunkt nur 690 Kilometer entfernt war, wurden um Hilfe gebeten.

Das beschädigte Fischereischiff liegt vom Eis umschlossen in der Antarktis nahe Kap Burks. Das Bild wurde von der Crew der «Polar Star» eine Woche nach dem Unfall gemacht. So lange musste das Schiff wegen den riesigen Distanzen und dem Eis auf Hilfe warten. (Foto: U.S. Coast Guard / George Degener)
Das beschädigte Fischereischiff liegt vom Eis umschlossen in der Antarktis nahe Kap Burks. Das Bild wurde von der Crew der «Polar Star» eine Woche nach dem Unfall gemacht. So lange musste das Schiff wegen den riesigen Distanzen und dem Eis auf Hilfe warten. (Foto: U.S. Coast Guard / George Degener)

Die im Jahr 2002 gebaut «Antarctic Chieftain» ist ein zum Fang von Schwarzem Seehecht lizensiertes Fischereischiff, gehört der in Tasmanien registrierten Firma Antarctic Longline. In den letzten Jahren war das Schiff immer wieder in Australien oder Neuseeland registriert. Die «Antarctic Chieftain» hat 26 Besatzungsmitglieder, inklusive 13 Neuseeländer. Normalerweise verbringt das Schiff auf der Suche nach Seehecht 6 Monate in den antarktischen Gewässern.

Um das vom Eis geschlossene Schiff zu erreichen, musste die «Polar Star» 240 Kilometer durch teilweise extrem dickes Eis fahren. «Die unglaublichen geographischen Distanzen und die extremen Umweltbedingungen mache dies zu einer sehr komplexen Rettungsmission», sagt Kapitän Matthew Walker, der Kommandant der «Polar Star». Sein Schiff besitzt einen eisverstärkten Schiffsrumpf, ist eines der grössten Schiffe der US-amerikanischen Küstenwache und überhaupt einer der stärksten Nicht-nuklearen Eisbrecher der Welt. Das Schiff hatte gerade erfolgreich seine jährliche Mission «Operation Deep Freeze» beendet. Diese Mission beinhaltete das Öffnen eines Kanals durch das Eis im McMurdo-Sund im Rossmeer, so dass die US-amerikanische Basis McMurdo auf der Rossinsel versorgt werden konnte. Die «Polar Star» war gerade auf dem Heimweg, als sie den Hilferuf erhielt. Im Januar 2014 wurde das Schiff bekannt, als sie das russische Schiff «Akademik Shokalskiy» und den chinesischen Eisbrecher «Xue Long» aus dem Eis retten musste. Für die neueste Rettungsmission musste die «Polar Star» durch schwierige Wetterbedingungen navigieren, darunter schweren Schneefall, starke Winde und extreme Eisbedingungen. Besatzungsmitglieder berichteten von Whiteouts zu Beginn der Operation und Eisdicken bis zu 4 Meter.

Mitglieder der Polar Star werfen eine Schleppleine zur Crew der Antarctic Chieftain rüber, am 15. Feb. 2015. (Foto: U.S. Coast Guard / George Degener)
Mitglieder der Polar Star werfen eine Schleppleine zur Crew der Antarctic Chieftain rüber, am 15. Feb. 2015. (Foto: U.S. Coast Guard / George Degener)

Nachdem der Eisbrecher die «Antarctic Chieftain» erreicht hatte, «Die Crew der «Polar Star» verband mit Schleppleinen die Schiffe und begann damit, die «Antarctic Chieftain» in offenes Wasser zu schleppen», wie der Koordinator der Rettungsmission, Conrad Reynecke in einer Mitteilung sagte. Die Amerikaner hatten zuvor ein ferngesteuertes Mini-U-Boot eingesetzt, um die Schäden an den Propellern und am Rumpf der «Antarctic Chieftain» zu untersuchen und festzustellen, ob das Schiff aus eigener Kraft fahren könnte. Doch die Schäden stellten sich als zu gross heraus, da drei der vier Antriebspropeller der «Antarctic Chieftain» durch das Eis schwer beschädigt worden waren. Daher musste die «Polar Star» das manövrierunfähige Schiff 110 Kilometer durch dickes Eis schleppen. Das Abschleppen wurde durch das Eis erschwert und die Leine riss während der ganzen Rettungsmission insgesamt drei Mal.

Bill Glenn, ein Techniker und Mitglied des militärischen Tauchteam an Bord des Küstenwachschiffes «Polar Star», bedienen das ferngesteuerte U-Boot zur Inspektion der Propeller der «Antarctic Chieftain» (Foto: U.S. Coast Guard / George Degener)
Bill Glenn, ein Techniker und Mitglied des militärischen Tauchteam an Bord des Küstenwachschiffes «Polar Star», bedienen das ferngesteuerte U-Boot zur Inspektion der Propeller der «Antarctic Chieftain» (Foto: U.S. Coast Guard / George Degener)

Die «Antarctic Chieftain» wird durch das Meereis der Antarktis gezogen. (Foto: US Coast Guard / George Degener)
Die «Antarctic Chieftain» wird durch das Meereis der Antarktis gezogen. (Foto: US Coast Guard / George Degener)

Nach dem die Schiffe offenes Wasser erreicht hatten, konnte die «Antarctic Chieftain» aus eigener Kraft wieder manövrieren. Die Besatzung eines anderen Fischereischiffes, die «Janas» aus Neuseeland, eskortierte die «Antarctic Chieftain» zurück nach Nelson, Neuseeland zur Reparatur der Propeller. Die Reise dauert rund zwei Wochen, da doch 3‘900 Kilometer offenes Wasser zurückgelegt werden muss.

Matrose Patrick O'Grady benutzt eine Axt, um die Schleppleine, an der die «Antarctic Chieftain» hängt, zu durchtrennen. (Foto: US Coast Guard / George Degener)
Matrose Patrick O'Grady benutzt eine Axt, um die Schleppleine, an der die «Antarctic Chieftain» hängt, zu durchtrennen. (Foto: US Coast Guard / George Degener)

Der Zwischenfall mit der «Antarctic Chieftain» ist der neueste in einer Reihe von Schiffsunfällen mit Fischereischiffen im Rossmeer. Bereits 2010 sank das koreanische Schiff «Insung» im Rossmeer nachdem der Kapitän die Schlepptore des Schiffes offen gelassen hatte. Bei dem Unfall starben 22 Seeleute. Im Dezember 2011 sank beinahe die unter russischer Flagge fahrende «Sparta» und es brauchte eine multinationale Anstrengung inklusive zwei Hilfsgüterabwürfe der neuseeländischen Luftwaffe, um das Schiff in Sicherheit zu bringen. Nur einen Monat später geriet das südkoreanische Schiff «Jung Woo 2» in Brand im Rossmeer, wobei drei Menschen ihr Leben verloren.

Quellen: US Coast Guard, Radio New Zealand