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Glasfaserkabel durch die Nordwest-Passage

Geschrieben am . Veröffentlicht in Menschen & Politik.

Riesen Aufwand für ein bisschen mehr Datengeschwindigkeit. Die US-Firma «Kodiak-Kenai Cable» mit Sitz in Alaska will ein Unterwasserkabel quer durch die Arktis von London bis nach Tokio verlegen - damit Daten schneller von einer Stadt zur anderen gelangen. Erst der Klimawandel macht das Projekt möglich.

Seekabel

«Geschwindigkeit ist Trumpf», sagt Firmenchef Walt Ebell. Die kürzeste Unterwasserverbindung zwischen den beiden Metropolen würde seiner Aussage nach die Übertragungszeit für Nachrichten zwischen England und Japan fast halbieren - von 140 auf 88 Millisekunden. Das sei von enormer Bedeutung für die Finanzwelt, wo Tausendstelsekunden über einen profitablen Deal entscheiden könnten. Die Kabelverlegung sei jetzt ohne den Einsatz von schweren Eisbrechern möglich, freut sich Firmenchef Ebell.

Voraussichtlicher Baubeginn sei 2011, so ein Firmensprecher. Die Streckenwahl über die Arktis ist die kürzeste Verbindung zwischen Europa und Japan. Sie führt durch politisch stabile und befreundete Staaten, dadurch seien plötzliche Probleme wegen politischer Konflikte so gut wie ausgeschlossen. Verlegt werden insgesamt 16'000 Kilometer Glasfaserkabel. Die Streckenführung geht von Japan zu den Aleuten vor Alaska, dann nach Norden durch die Beringsee, von dort durch die Nordwest-Passage vor Kanada bis zur Südspitze Grönlands und schliesslich durch den nördlichen Atlantik bis nach England. An mehreren Stellen können Landleitungen abgezweigt werden. Die «ArcticLink» soll mindestens 850 Millionen Euro verschlingen.

Das Projekt der «Kodiak-Kenai Cable» kommt bei Umweltschützen nicht gut an und sie finden die Idee äusserst bedenklich. Sie sehen darin einen weiteren Beleg für die fortschreitende globale Erwärmung.

Querschnitt-Kabel
Typischer Aufbau eines modernen Seekabels - 1 Polyethylen, 2 Mylar, 3 verdrillte Stahlseile, 4 Aluminium-Wasserbarriere, 5 Polykarbonat, 6 Kupfer- oder Aluminiumrohr, 7 Paraffin, 8 Lichtwellenleiter

Tiefseekabel sind eine Alternative zu Satellitenverbindungen über grosse Distanz. Tiefseekabel können immense Datenmengen transportieren, mehr als selbst grosse Kommunikationssatelliten. Ein weiterer Vorteil gegenüber Satellitenverbindungen ist die deutlich geringere Laufzeit der Signale. Einen grossen Nachteil teilen sie allerdings mit Satelliten. Tiefseekabel können ebenso wie Satelliten nur mit grossem Aufwand modifiziert, gewartet, erweitert oder auf sonst eine Weise im Nachhinein bearbeitet werden. Vor allem wegen des hohen Datenaufkommens werden Tiefseekabel besonders häufig im Atlantik zwischen Nordamerika und Europa eingesetzt. Es gibt nur noch wenige Länder, die noch keinen Anschluss an ein Hochleistungsnachrichtenkabel haben.