Lyubov Orlova - Geisterschiff abgesoffen?
Eine Mannschaft war nicht mehr an Bord, als sich das Schiff noch vor der Küste Kanadas am 23. Januar 2013 in stürmischer See vom Verbindungsseil des Schleppers losriss. Angesichts des hohen Wellengangs sei es nicht möglich gewesen, die «Lyubov Orlova» wieder an den Haken zu nehmen, hiess es von offizieller Seite.
Die «Lyubov Orlova» lag bereits seit 2010 im Kanadischen Hafen von St. John's. Der Expeditions-Veranstalter Cruise North, der sie gechartert hatte, verklagte die ukrainischen Betreiber auf eine Zahlung von 250 000 Dollar, weil eine komplette Reise wegen Mängeln ausgefallen war. Auch die Mannschaft hatte zu diesem Zeitpunkt schon monatelang kein Geld mehr gesehen. Daraufhin erwarb der iranische Geschäftsmann Reza Shoeybi die «Orlova» zum Schrottpreis von 275.000 Dollar mit dem Ziel, es bei einer Werft in der Dominikanischen Republik abzuwracken. Ihm gehört es weiterhin – allerdings wird eine Rettungsaktion teurer sein, als er durch den Verkauf von wiederverwendbarem Schrott verdienen könnte.
Nun weiss niemand genau, ob die «Lyubov Orlova» noch schwimmt oder schon gesunken ist. Ein am 1. März 2013 aufgefangenes Signal der Notfunkbake eines Rettungsbootes zeigte eine Position 700 Seemeilen westlich der südirischen Küste an. Signale dieser Art werden durch Kontakt mit Wasser ausgelöst. Ob dieses Signal allerdings von Bord des Schiffes kam oder von einem Rettungsboot, das sich losgerissen hatte, weiss niemand. Da die «Lyubov Orlova» seit Wochen keine Signale mehr sendet und das Schiff auch nicht mehr gesichtet wurde, wird angenommen, dass es gesunken ist. Trotzdem, niemand weiss es genau!
Die «Lyubov Orlova» ist 1976 bei einer jugoslawischen Werft vom Stapel gelaufen, war mit 100 Metern Länge und 16 Metern Breite für heutige Massstäbe ein kleines Kreuzfahrtschiff. Da ihr Rumpf eisverstärkt war wurde die «Lyubov Orlova» 1999 zum Kreuzfahrtschiff für die Polargebiete umgebaut und von der «Lyubov Orlova Shipping Company» an entsprechende Reiseveranstalter verchartert. Im September 2010 wurde sie wegen unbezahlter Rechnungen in St. John's auf Neufundland (Kanada) an die Kette gelegt und im selben Jahr aus dem russischen Schiffsregister gestrichen.