Neue Meeresreservate in der kanadischen Arktis eingerichtet
Während die Trump-Regierung alles daran setzt, die Schutzbestimmungen in den arktischen Regionen aufzuweichen, wählt der Nachbar Kanada die andere Richtung. Kurz vor Weihnachten 2017 vermeldete die Regierung in Ottawa die Einrichtung von sieben neuen Meeresreservaten entlang der Küsten von Nunavut und Neufundland. Insgesamt betrifft der Entscheid ein Gebiet von 145‘000 Quadratkilometer und fügt weitere 2.5 Prozent zu den bestehenden Schutzgebieten.
Die Bundesregierung in Ottawa erklärte 3 Tage vor Weihnachten, dass sieben neue Meeresschutzreservate eingerichtet worden sind, um lebenswichtige Gebiete entlang der kanadischen Arktis und des Nordatlantiks zu schützen. Die neuen Reservate entlang der Küsten Nunavuts, Neufundlands und Labradors bedecken ein Gebiet von 145‘598 km2 und vergrössern die bestehende Schutzfläche um 2.53 Prozent, erklärt der Minister für Fischerei, Ozeane und Küstenwache, Dominic LeBlanc. „Als Kanadier grenzen wir an drei Ozeane, die sehr wichtig für unser Erbe, unsere Kultur und unsere Wirtschaft sind. Doch dieser glückliche Umstand bringt auch die Verantwortung mit, unsere wertvollen Meeresressourcen zu schützen“, meint LeBlanc in einer Erklärung. „Deswegen haben wir von der Regierung hart daran gearbeitet, unsere Verpflichtungen zu übertreffen, bis zum Ende dieses Jahres fünf Prozent unserer Küsten und Meere zu schützen. Und wir sind auf dem besten Weg, sogar nächstes unser Ziel, bis 2020 zehn Prozent davon zu schützen, zu erreichen.“ Die neuen Meeresreservate liegen in der Davis-Strasse, dem Disko-Fächer, im Hatton-Becken, auf dem Hoppendale-Sattel, dem Hawke-Kanal, im Funk Island Trog und am Nordost-Neufundland-Abhang. Diese Gebiete werden signifikante Ansammlungen von Korallen, Seefedern und Schwämmen wie auch Lebensräume, die von Narwalen und Kabeljau genutzt werden, schützen, sagt LeBlanc.
Abhängig von den Gebieten wird die Regierung jegliche Grundberührung, Grundschleppen, Kiemennetze und Langleinenfischerei verbieten, erklärt LeBlanc weiter. „Diese Fischereischliessungen im Norden bieten substantiellen Schutz für Tiefwasserkorallen, Schwämme und Meereslebensräume“, meint Trevor Taylor, Vize-Leiter für Naturschutz bei Oceans North, einer Nicht-Regierungsorganisation zum Schutz der Meere. Die Gebiete, die durch Fischereidaten, Forschungsdaten und Modellierungen identifiziert worden sind, weisen hohe Dichten an Tiefseeorganismen wie Kaltwasserkorallen, Schwämme und Seefedern auf, die wiederum die Lebensgrundlage für kleine Fische, Krebse und Fischlarven von grösseren Arten wie Goldbarsche und Heilbutt sind, erklärt Taylor weiter. „All diese verschiedenen Populationen und Arten reagieren sensibel auf Grundfischerei, besonders Schleppfischerei. Würde man in diesen Gebieten schleppen, würde man einen enormen Schaden verursachen, der teilweise irreparabel wäre, in den meisten Fällen aber viele Generationen benötigen würde für eine Erholung.“
Lootie Toomasie, die Geschäftsleiterin der Nunavut Offshore Allocation Holders Association (NOAHA), erklärte, dass die Grenzen der Reservate im Diskofächer, der Davis-Strasse und im Hatton-Becken durch eine einzigartige Zusammenarbeit zwischen der NOAHA, den betroffenen Fischern, Umweltschutzorganisationen und dem Ministerium für Fischerei und Ozeane eingerichtet worden waren. „NOAHA war sehr erfreut, an dieser erfolgreichen Kampagne teilnehmen zu dürfen zum Schutz unserer Meere“, sagte Toomasie schriftlich. Die neuen Gebiete sind unter der Fischereiverordnung eingerichtet worden und sind technisch gesehen keine Schutzgebiete, die einen weiteren Schutz vor Aktivitäten wie Bohrungen und Sondierung gewähren würden. Dies würde viel mehr Zeit in Anspruch nehmen, um sie unter die Ozeanverordnung zu setzen, erklärt Trevor Taylor. „Hätten wir warten müssen, um sie zu Meeresschutzgebieten zu erklären und uns dann auf die Diskussionen mit der Öl- und Gasindustrie einlassen, hätten wir noch viele Jahre benötigt, um die Bestimmungen zu erwirken. Die einzige wirkliche Auswirkung wäre ein komplettes Fischereiverbot gewesen, weil es in den Gebieten gar kein Öl und Gas gibt“, sagte Taylor zum Schluss.
Quelle: Levon Sevunts, Radio Canada International