Schulkinder aus Vankarem suchen Freunde in der Schweiz
Die sieben Schüler waren neugierig: Ist es bei euch auch so kalt? Wie heisst euer Präsident? Was esst ihr? Züchtet ihr auch Rentiere? Heiner und Rosamaria hatten viele Fragen zu beantworten, als sie im kleinen Schulzimmer standen. Ihr Übersetzer Nikolai Ettyne hatte viel zu tun.
Es war nicht das erste Mal, dass Rosamaria und Heiner Kubny in diesem Schulzimmer standen – beziehungsweise lagen. Denn im April 2009 reisten die beiden als Organisatoren einer Expedition mit 18 Abenteurern durch Tschukotka. Während eines Zwischenhalts in Vankarem wurde das örtliche Schulhaus der Einfachheit halber gleich für die ganze Gruppe in ein Hotel umfunktioniert: Die Kinder hatten sowieso gerade Schulferien.
Jetzt, eineinhalb Jahre später, waren die Besucher aus der Schweiz wieder in Vankarem und wurden von der Dorflehrerin Lidia Bolshakova eingeladen zu einer Besuchsstunde in ihrer Klasse. Gäste aus fremden Ländern sieht man in dieser Gegend schliesslich nicht sehr oft...
Neun Kinder besuchen hier die Grundschule (zwei waren zum Zeitpunkt des Besuches krankheitshalber abwesend), sie werden in einer Sammelklasse von Lidia Bolshakova unterrichtet. Die Siedlungen in Tschukotka sind klein und liegen weit auseinander. Deshalb ist die Oberstufenschule überregional organisiert: Wer aus der Grundschule von Lidia Bolshakova entlassen wird, besucht die Oberstufenschule 200 Kilometer von Vankarem entfernt in einem anderen Dorf. In Vankarem selber leben gerade mal 210 Einwohner, Tschuktschen und Yupik.
Eine gute Idee
Die Besuchs- und Fragestunde verging im Flug. Die Kubnys überreichten der Klasse zum Abschied einen Bildband über die Schweiz, sehr zur Freude der Kinder. Die Lehrerin überreichte den Kubnys ihrerseits drei russische Schulbücher. Etwas überrascht waren die Besucher, als sie von Lidia Bolshakova gefragt wurden, ob es irgendwie möglich sei, mit einer Schulklasse aus der Schweiz in Kontakt zu treten und einen regelmässigen Kontakt zu pflegen.
Doch die Überraschung wandelte sich schnell in Begeisterung: Ja klar, ein Klassenaustausch über Tausende von Kilometern ist eine grossartige Sache. Es ist gleichermassen ein Kulturprojekt wie praktischer Geografie-Unterricht. Ein Austausch von Schülern aus der Schweiz und Tschukotka ist einem Schulfach wie Mensch und Umwelt nützlich – und vielleicht ergeben sich ja aus einem solchen Projekt auch Brieffreundschaften, die über das Schulprojekt hinausgehen.
Übersetzer gefunden
Wieder in der Schweiz zurück, suchten Rosamaria und Heiner Kubny einen Helfer, der die Briefe und Emails vom Deutschen ins Russische und umgekehrt übersetzen kann: Sie fanden ihn in der Person von Stephan Zurfluh, der in Wettingen das auf Russland spezialisierte Reisebüro GUS führt und beide Sprachen fliessend spricht und schreibt.
Das Schwierigste an diesem Projekt, die Sprachbarriere, war somit überwunden. Nun fehlt nur noch eine Schweizer Schulklasse, die sich auf das «Abenteuer Austausch mit Vankarem» einlassen möchte.
PolarNEWS wird zwischen beide Schulklassen vermitteln, damit der Kontakt «ins Rollen» kommt, und Stephan Zurfluh wird der Übersetzer sein. Welche Schulklasse aus der Schweiz wird mit den neun Schülern eine Freundschaft beginnen?
Einfach fragen
Lehrerinnen und Lehrer, die sich für einen regelmässigen Austausch ihrer Klasse mit Schulkindern aus Vanakrem interessieren, melden sich bei Rosamaria Kubny: