Kiellegung eines neuen Atomeisbrechers für Russland in Murmansk
Russland hatte schon 2009 seine Pläne für den Bau einer neuen Generation von Atomeisbrechern vorgestellt. Die Kiellegung des ersten Schiffes wurde bereits 2013 durchgeführt und das Schiff soll 2017 in Dienst gestellt werden. Nun wurde auch der Bau des zweiten Eisbrechers, der den Namen «Sibir» tragen soll, offiziell in Murmansk am 26. Mai gestartet. Mehrere hochrangige Repräsentanten waren an dem Anlass dabei.
Die Öffnung der Arktisroute hat für den Welthandel grosse Konsequenzen. Kürzere Wege, niedrigere Kosten und Zeitersparnis zwischen den europäischen und asiatischen Märkten sind attraktive Gründe, um Schiffe durch das immer dünner und weniger werdende Eis der Nordmeerroute zu schicken. Dieser Weg, der auch als Nordostpassage bekannt ist, führt entlang der russischen Küste und Meer- bzw. Packeis sind trotz Klimawandel immer noch ein Problem, welches Russland durch den Einsatz von Eisbrechern löst. Vor einigen Jahren hatte die russische Führung die Modernisierung und den Ausbau der Eisbrecherflotte bekanntgegeben und stellte Pläne für mindestens 14 verschiedene Eisbrecher vor, sowohl konventionelle wie auch nuklearbetriebene vor. Besonders der Bau der neuen Atomeisbrecher stiess auf grosses Interesse, da Russland zurzeit das einzige Land ist, das Atomeisbrecher besitzt. Das erste Schiff, mit dem Namen «Arktika», der neu entwickelten LK-60-Klasse wurde am 05. November 2014 auf Kiel gelegt. Es soll bis 2017 fertig sein und in Dienst gestellt werden. Darauffolgend sollen zwei weitere Schiffe für Rosatomflot, die Flotte der staatlichen Atombehörde, gebaut werden.
Am Dienstag, 26. Mai 2015, wurde mit einer feierlichen Zeremonie die Kiellegung des zweiten Schiffes, der «Sibir», begangen. Auch sie gehört zur LK-60-Klasse und damit zu den zukünftig grössten und stärksten Eisbrechern der Welt. An der Zeremonie nahmen auch der Vizeministerpräsident Dmitry Rogozin, der CEO von Rosatom Sergey Kirienko, der Generaldirektor von Rosatomflot Vyacheslav Ruksha und die Gouverneurin der Region Murmansk Marina Kovtun teil. «Die Arktis steckt voller Möglichkeiten… Aber man kann nicht einfach mit leeren Händen hingehen. Man braucht moderne Technologien, Fahrzeuge, Schiffe, Kommunikation und noch vieles mehr…», sagt Vizeministerpräsident Rogozin, der auch der Vorsteher der einflussreichen Arktis-Kommission ist, in seiner Rede an der Zeremonie. Sergey Kirienko lobte in seiner Rede die neue Generation von Eisbrechern und hiess sie in der russischen Flotte Willkommen. Er erklärte, dass die Schiffe Russlands Führung in der arktischen Schelfexploration und seine militärischen Fähigkeiten stärken werden.
Die neuen Eisbrecher übertreffen alle existierenden Schiffe bei weitem. Mit einer Länge von 173 Meter und einer Breite von 34 Meter können die Schiffe bis zu 3 Meter dickes Eis brechen. Der Antrieb erfolgt über zwei RITM-200 Reaktoren, eine neue Art von Druckwasserreaktoren, die spezifisch für die neue Klasse von Eisbrechern entwickelt wurden. Mit der Leistung von 90‘000 PS kann 2.8 Meter dickes Eis mit einer Geschwindigkeit von 1.5 – 2 Knoten durchquert werden. Trotz der Grösse der Schiffsklasse, sollen lediglich 75 Mann Besatzung auf dem Schiff eingesetzt werden, im Vergleich zu den 122 Mann Besatzung auf der «50 Let Pobedy», dem gegenwärtig grössten und stärksten Eisbrecher.
Die Schiffswert «Baltic Shipyard» in Murmansk hatte den Zuschlag für den Bau der Atomeisbrecher erhalten. Der Vertrag in der Gesamthöhe von € 2.15 Milliarden besteht aus zwei Teilen. Zunächst bezahlte Rosatom für das erste Schiff, die «Arktika», rund € 650 Millionen, während die beiden weiteren Schiffe für einen Gesamtbetrag von € 1.5 Milliarden zu Buche stehen. Diese beiden Eisbrecher, darunter die «Sibir, sollen ab Dezember 2019 beziehungsweise Dezember 2020 zum Einsatz kommen.
Quelle: Barents Observer, Global Security, Rosatom