Kaiserpinguin auf Abwegen
Es ist erst der zweite nachgewiesene Fall, dass ein Kaiserpinguin in Neuseeland gestrandet ist und so liessen es sich die Presse nicht nehmen über den aussergewöhnlichen Gast zu berichten. Kaiserpinguine sind die grösste Pinguinart und leben in den Gewässern der Antarktis. Sie werden mehr als einen Meter gross und wiegen bis zu 35 Kilogramm. Kaiserpinguine können bis 530 Meter tief und 20 Minuten tauchen. Kaiserpinguine sind nicht gefährdet, ihre Population wird auf 270.000 bis 350.000 geschätzt. Was «Luckyfeet» trieb in die falsche Richtung zu schwimmen bleibt sein Geheimnis. Pfleger brachten das Jungtier in den Zoo von Wellington, nachdem Tierärzte Alarm geschlagen hatten.
Das Klima in Neuseeland war für den jungen Kaiserpinguin offenbar zu warm. Um der Überhitzung entgegenzuwirken futterte «Luckyfeet» den weissen Sand der Kapiti-Küste, im Irrglauben es handle sich um Schnee. Wenn es Pinguinen zu Hause in der Antarktis zu warm wird, fressen sie Schnee, um sich abzukühlen. Der Zustand des Kaiserpinguins war bei der Einlieferung ernst, aber stabil. Die Überlebungschance bestand etwa bei 50%. Der Kaiserpinguin wurde ins künstliche Koma versetzt und insgesamt vier Mal operiert. Das 27 Kilogramm schwere Tier hatte die Eingriffe gut überstanden und knabberte danach in einem klimatisierten Raum an Eisstückchen.
Die Odyssee von «Luckyfeet» nahm kein Ende: Erst strandete er 3.500 Kilometer von zu Hause entfernt, dann wurde er krank und jetzt darf er nicht in die Antarktis gebracht werden. Seine einzige Chance: Wenn er sich erholt hat, muss er den ganzen Weg zurück schwimmen! Ein Industrieller wollte den Vogel eigentlich mit einem Eisbrecher in seine eisige Heimat zurückbringen, dies wäre jedoch illegal. Grund: Der Antarktis-Vertrag. Dieser ist von weltweit 46 Nationen unterzeichnet worden und in Neuseelands Gesetz verankert. Demnach ist es verboten, lebende Tiere in die Antarktis zu transportieren. Auch für «Luckyfeet» gibt es keine Ausnahme, obwohl er von da herkam. Er könnte Krankheiten einschleppen, die er möglicherweise auf seiner langen Reise oder in Neuseeland aufgeschnappt hat, lebensgefährlich für seine Kameraden. Im Kälteraum des Zoos sammelt «Luckyfeet» jetzt Kraft für die Rückreise über rund 3.500 Kilometer. Die wird er wohl schwimmend zurücklegen müssen.