Auf der Suche nach biologischen Hotspots entlang der Kerguelen-Achse
Eine wissenschaftliche Expedition ist auf dem Weg, um die Verteilung von antarktischem Krill zwischen der Insel Heard und dem antarktischen Kontinent im südlichen indischen Ozean zu untersuchen. Das Gebiet wird auch die Kerguelen-Achse genannt und ist noch wenig erforscht.
Das antarktische marine Ökosystem liegt auf den «Schultern» einer kleinen Kreatur, dem antarktischen Krill (Euphausia superba). Alle Tiere ernähren sich entweder direkt von Krill oder von anderen Tieren, die Krill fressen. Das Verständnis, welche Faktoren die Krillverteilung beeinflussen, ist essentiell für das Verständnis des antarktischen Nahrungsnetzes. Eine Gruppe von australischen und internationalen Meereswissenschaftlern hat nun Anfang Januar 2016 Hobart verlassen, um den Einfluss des Klimawandels auf die Kerguelen-Achse, ein biologischer Hotspot, in welchem Schwärme von Krill die antarktische Tierwelt wie Fische, Robben, Pinguine und Wale ernähren, zu untersuchen.
Der Teamleiter Dr. Andrew Constable erklärte, dass die Reise die Faktoren untersuchen möchte, die für die Krillverteilung im südlichen Indischen Ozean zwischen der Insel Heard und der Antarktis verantwortlich sind. Dieses Gebiet ist auch die Kerguelen-Achse bekannt und liegt über 4‘000 Kilometer von Westaustralien entfernt. «Die Kerguelen-Achse gilt als biologischer Hotspot, wo sich riesige Schwärme von Krill aufhalten und die Basis für eine enorme Tiervielfalt bilden, darunter Fische, Robben, Pinguine und Wale», meint Dr. Constable weiter.
«Die grundlegendste Frage, die wir beantworten möchten, ist, wo die nördliche Grenze von Krill verläuft. Daraus möchten wir dann die Faktoren ableiten, die für die Lage der Grenze verantwortlich sind. Es ist wichtig zu verstehen, was in diesem Jahrhundert mit der Verteilung von Krill geschehen wird, da sich die Ozeane immer stärker erwärmen werden und immer saurer werden. Krill ist eine kälte-liebende Art und unsere gegenwärtige Sicht ist, dass ihre nördliche Verteilungsgrenze immer weiter nach Süden in Richtung Antarktika gedrückt wird. Aber uns fehlen die Daten für gesicherte Schlussfolgerungen. Unsere Hoffnung ist, dass diese Studie langfristig die Entwicklung von effizienteren Schutzbestimmungen und verbessertem Fischereimanagement begünstigen wird. Denn das Südpolarmeer ist eine wichtige Region für Australien.»
Die AAD-Wissenschaftsleiterin Dr. Gwen Fenton erklärt, dass die Daten die detailliertesten biologischen, physikalischen und chemischen sein werden, die jemals in diesem Gebiet gesammelt worden sind. «Zieht man eine Linie vom Südpol über das Amery-Eisschelf an der ostantarktischen Küste und in das Südpolarmeer zwischen Heard und Kerguelen, erhält man eine Achse, die drei Schlüsselgebiet durchkreuzt», meint Dr. Fenton. «Die Lebensräume und die Biologie der Kerguelen-Achse machen sie zu einem exzellenten Ort zur Bestimmung von physikalischen, chemischen und biologischen Treibern der verschiedenen Nahrungsnetzstrukturen im Südpolarmeer. Dadurch können wir auch Veränderungen im Ökosystem messen.»
Die Aurora Australis wird von fünf Schiffen begleitet als Teil einer internationalen Zusammenarbeit, die alle Proben nehmen werden und Messungen an verschiedenen Orten um die Kerguelen-Achse herum durchführen. Die anderen Schiffe der Flotte stammen aus Frankreich, Japan und den USA. Auf dem australischen Eisbrecher, der von Hobart aus startete, arbeiten ausserdem Meeresforscher aus China und Grossbritannien. Sie werden Messungen durchführen, die zur Bestimmung der physikalischen und chemischen Faktoren des Planktonwachstums notwendig sind. Denn die Grundlage von Krill sind die kleinsten Organismen im Meer und daher genauso wichtig.
Quelle: Australian Antarctic Division