Neuseelands erste Winter-Expedition zum Fryxellsee in der Antarktis
Vier Wochen zu Forschungszwecken in der ewigen Dunkelheit des antarktischen Winters mit Temperaturen von bis zu -50°C zu zubringen hört sich für die meisten Menschen nicht besonders verlockend an. Für den Antarktisforscher Professor Ian Hawes, der die Antarktis fast jedes Jahr seit 1978 besucht, stellt dies jedoch den Höhepunkt seiner langen Karriere im Eis dar. Fünf neuseeländische Wissenschaftler planen den See zum ersten Mal mitten im Winter zu Forschungszwecken zu besuchen. Das ungewöhnliche Projekt hat das Interesse der NASA geweckt, die daraus Einsichten für eine bemannte Reise zum Mars zu gewinnen hofft.
Die neuseeländischen Wissenschaftler wollen die mikrobielle Gemeinschaft am Boden des Fryxellsees in den McMurdo Trockentälern studieren. Bisher wurde diese noch nie im Winter untersucht. "Ein Grund, warum wir uns dafür interessieren ist, dass wir bisher nur Datensätze von ähnlichen Strukturen haben, die aus dokumentierten fossilen Funden stammen. Diese Fossilen führen uns zurück zu den Ursprüngen des komplexen Lebens auf der Erde, sie sind fast so etwas wie ein Fenster zurück zum Anfang des Lebens auf der Erde ", erläutert Professor Hawes, der das Projekt leitet. Der Fryxellsee ist ein etwa viereinhalb Kilometer langer See zwischen dem Kanada- und dem Commonwealth-Gletscher im Viktorialand im Osten des antarktischen Kontinents. Er befindet sich im Taylor Valley der Antarktischen Trockentäler.
Bei ihrer Expedition werden die Forscher in Unterkünften leben, die vor Ihrer Ankunft, bereits im Sommer für sie aufgebaut wurden. Den extremen Umweltbedingungen werde sie durch das Errichten einer beheizten Hütte auf dem gefrorenen See, wo sie ihre Proben bohren wollen, begegnen, sagt Professor Hawes. "Wenn man ein beliebiges wissenschaftliches Gerät ansieht, dann hat es wahrscheinlich ein Kabel. Diese Kabel werden bei den extrem niedrigen Temperaturen, die wir erwarten extrem spröde. Wir haben in der Vergangenheit erfahren, dass man alles bevor man es benutzen kann, erst für einige Zeit erwärmen muss, so dass es wieder beweglich wird. Das bedeutet, dass alles mehr Zeit in Anspruch nimmt als man denkt." Selbst die Reise zum Fryxellsee ist viel komplizierter im Winter. "Normalerweise ist ein etwa 30 minütiger Helikopterflug, aber im Winter fliegt der Helikopter natürlich nicht. "Wir werden ein Fahrzeug benutzen müssen. Zunächst werden wir 60 km fahren und dann haben wir eine 13 km lange Wanderung vor uns."
Das Projekt hat das Interesse der NASA geweckt, die untersuchen will, wie die Forscher während ihrer Arbeit auf dem Fryxellsee mit ihren Kollegen auf der ganzen Welt zusammenarbeiten und kommunizieren werden. "Sie müssen die gleichen Strategien entwickeln, wie Leute, die auf dem Mars arbeiten, wenn wir es denn irgendwann einmal schaffen Menschen dorthin zu kriegen. Das gilt auch für die Arbeit auf erdnahen Asteroiden. "Menschen dort werden Daten sammeln und sie an Entscheidungsträger auf der Erde übermitteln, die dann genaue Anweisungen geben können, was zu tun ist.“
Wenn die Expedition die endgültige Zusage erhält, wird die Logistik in den Händen von Antarctica New Zealand liegen. Der technischer Geschäftsführer von Antarctica New Zealand Simon Trotter sagt, dass das Projekt viel Forschung für das Geld liefert, insofern als die Ergebnisse in jedem Fall neu und einzigartig sind. "Bisher hat man angenommen, das die biologischen Systeme in See im Winter zum Stillstand kommen, aber es gibt auch einige Vermutungen, dass das vielleicht doch nicht der Fall ist und das ist es, was Ian Hawes und sein Team untersuchen wollen. "Also diese neuen Erkenntnisse.... Ich glaube nicht, dass man sie mit einem Preisschild versehen kann." Die Vereinigten Staaten haben gerade damit begonnen auch im Winter in die Antarktis zu fliegen. Dadurch wird mehr Forschung während des ganzen Jahres möglich, sagt Simon Trotter. "Unser Wunsch ist es den Forschungsbetrieb über das Jahr zu verteilen anstatt eingezwängt in eine fünf bis sechs monatige Sommersaison. "Wenn es gelingt, etwas von der Arbeit in die Zwischensaison zu verschieben, dann reduziert sich der Druck erheblich, den wir hinsichtlich der Logistik in der Sommersaison erleben.“ Die Forscher hoffen, dass die Expedition in den nächsten zwei Jahren stattfindet.
Quelle: Conan Young, Radio New Zealand