Trotz Klimaerwärmung extrem niedrige Temperaturen
An der russischen Südpolstation Wostok halten sich nun schon über 1,5 Monate extrem niedrige Temperaturen, die für diese Jahreszeit untypisch sind. Das teilte der Chef des Logistikzentrums der Russischen Antarktisexpedition, Wjatscheslaw Martjanow, RIA Novosti mit.
«Seit dem 1. März liegen die Lufttemperaturen am absoluten Minimum und sind seitdem nicht oberhalb der minus 50-Grad-Marke (Celsius) gestiegen», sagte Martjanow. Ihm zufolge werden 68 bis 74 Grad unter Null gemessen. Solche Temperaturen im Gebiet der Polarstation Wostok seien nicht für die jetzige Herbstzeit, sondern eher für den Winter typisch, sagte der Experte. «Die in diesem Jahr registrierten Messungen sind ein weiterer Beweis dafür, dass die Temperaturdynamik sich nicht zugunsten einer globalen Klimaerwärmung entwickelt, von der zurzeit so viel geredet wird», so Martjanow. Laut dem Gesprächspartner der Agentur muss das zwölfköpfige Personal der Station wegen der so niedrigen Lufttemperaturen seine Häuser zusätzlich abdichten.
Die 1957 gegründete Polarstation Wostok liegt in der Ostantarktis auf 3.488 Meter über Meer und befindet sich auf dem Eis über dem Wostoksee. Die nächstgelegene Mirnyj-Station an der Küste des South Ozean ist 1.396 km entfernt und zum Südpol sind es nochmals 1.287 km. Wostok ist die einzige russische Forschungsstation, welche sich im Landesinnern der Antarktis befindet.
Am 21. Juli 1983 wurde bei der Station Wostok mit −89,2 °C die tiefste je auf der Erde gemessene Temperatur registriert.
Unter der Station entdeckten die Russen 1994 den Wostoksee. Er ist der grösste von mehr als 150 bisher bekannten Seen, die sich unter dem Eispanzer der Antarktis befinden. Er liegt in einer Tiefe von 3700 bis 4100 Metern unter dem Eis. Der Wostoksee ist ein Süsswassersee. Das Alter des Eises wurde auf 420.000 Jahre datiert, der See ist also mindestens seit 500.000, vielleicht sogar mehr als 1 Million Jahren durch eine Eiskappe versiegelt.