Walfanggegner vor Gericht
Im Einsatz der Schutzorganisation «Sea Shepherd» gegen den Walfang, kollidierte das Begleitschiff «Shonan Maru 2» der japanischen Walfangflotte am 6. Januar 2010 mit der «Ady Gil» in der Nähe der Commonwealth-Bay. Die «Shonan Maru 2» überlief dabei die «Ady Gil» und trennte ein 4,50 Meter langes Stück des Bugs ab. Die sechs Besatzungsmitglieder, ein Australier, ein Holländer und vier Neuseeländer, konnten von der «Bob Barker», einem weiteren Schiff von «Sea Shepherd», aufgenommen werden.
Das Mutterschiff «Bob Barker» versuchte, die «Ady Gil» in die 36 bis 48 Stunden entfernte französische Forschungsstation Dumont d’Urville zu schleppen. Das Boot wurde bei dem Zusammenstoss jedoch so stark beschädigt, dass es nach 37 absolvierten Kilometern aufgegeben werden musste und am 8. Januar um 3.30 Uhr Ortszeit sank. Die Crew pumpte zuvor noch Treibstoff und Öl ab und versuchte, Batterien und Ausrüstungsgegenstände zu bergen.
Ein Besatzungsmitglied erlitt bei der Kollision einen Rippenbruch. «Sea Shepherd» und die japanischen Walfänger geben sich gegenseitig die Schuld an dem Vorfall, der derzeit von neuseeländischen und australischen Behörden untersucht wird. Der australische Senator Bob Brown schickte eine Rechnung über 2 Millionen Dollar an die japanische Botschaft. Am 15. Februar 2010 enterte der Kapitän der «Ady Gil», Peter Bethune, von einem Jet-Ski aus das Schiff der japanischen Walfangflotte, die «Shonan Mahru 2», um dessen Kapitän eine Rechnung über 3 Millionen Dollar für den Verlust der «Ady Gil» zuzustellen. Bethune wurde auf dem Schiff festgesetzt und nach Tokio überführt. Dort sitzt er in Untersuchungshaft und ist der Piraterie angeklagt.
Das Entern des japanischen Walfangschiffes hat für den neuseeländischen Tierschützer ein juristisches Nachspiel. Die Anklage wirft ihm Körperverletzung, widerrechtliches Eindringen, gewaltsame Behinderung von Geschäftsaktivitäten, Zerstörung von Eigentum und Verletzung des japanischen Waffenkontrollgesetzes vor.
Bethune räumte bei Prozessbeginn ein, er sei ohne Erlaubnis an Bord des japanischen Walfängers «Shonan Maru 2» gegangen. Ausserdem gab der 45-Jährige zu, ein Messer bei sich gehabt zu haben. Auch den Anklagepunkt des Vandalismus gestand er ein, bestritt jedoch den Vorwurf der Körperverletzung. Im Falle einer Verurteilung drohen dem Aktivisten der Organisation «Sea Shepherd» bis zu 15 Jahre Haft.
«Sea-Shepherd»-Gründer Paul Watson verurteilte den Prozess in Tokio als «politisch motiviert». Gegenüber dem japanischen Fernsehen kündigte er eine Verschärfung der Taktik an, um im kommenden Jahr noch mehr Wale zu retten.
Siehe auch unter: Walfang – Situation eskaliert