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Walfleisch mit Quecksilber belastet

Geschrieben von Heiner Kubny am . Veröffentlicht in Forschung & Umwelt.

Vom 9. bis 11. Oktober 2013 haben 147 Staaten in Japan ein Quecksilber-Übereinkommen unterzeichnet. Die Konvention der UNEP fordert Regierungen auf, ihre Bürger vor Quecksilbergefahren zu schützen. «Diese Konvention hat Konsequenzen für Länder, in denen Wal- und Delphinfleisch gegessen wird», sagt Sigrid Lüber von OceanCare. Sandra Altherr von Pro Wildlife ergänzt: «Bisher gefährden die Walfangländer ihre Bevölkerung, indem sie die Risiken von Walfleisch verharmlosen, zu niedrige Grenzwerte setzen oder den Verkauf gezielt ankurbeln». Eine neue Online-Datenbank von OceanCare und Pro Wildlife informiert über den Giftstoffgehalt in Meeressäugern weltweit.

Das Angebot für Walfleisch auf dem Fischmarkt von Ulsan in Südkorea ist reichhaltig.
Das Angebot für Walfleisch auf dem Fischmarkt von Ulsan in Südkorea ist reichhaltig.

Vor allem in Japan, Grönland, den Färöer Inseln und Island wird Wal- und Delphinfleisch als Nahrungsmittel verkauft, in Japan sogar in Schulkantinen serviert. «Delphine und Wale stehen am Ende einer komplexen Nahrungskette. In dem Mass, in dem die Weltmeere zunehmend verschmutzen, lagern die Meeressäuger auch Umweltgifte wie Quecksilber oder toxische Chlorverbindungen ein», erläutert Lüber. Dies gefährdet nicht nur das langfristige Überleben der Meeresriesen, sondern auch die Gesundheit von Menschen, die solches Wal- und Delphinfleisch verzehren. So wiesen japanische Forscher in Delphinfleisch aus lokalen Supermärkten Quecksilberkonzentrationen von bis zu 1.980 µg/g nach – 5.000fach höher, als die japanischen Grenzwerte zulassen. Die auf den dänischen Färöer Inseln gefangenen Grindwale gelten als am stärksten belastete Meeressäuger weltweit. Dennoch wurden dort allein in diesem Jahr etwa 900 Grindwale und 430 Weissseiten-Delphine getötet und Fleisch und Speck an die Bewohner verteilt.

Auf den Färöern Inseln ist das Abschlachten der Grindwale ein «Volksfest». Das Wasser der entsprechenden Bucht färbt sich rot. Diese Bilder wirken auf Aussenstehende oft schockierend.
Auf den Färöern Inseln ist das Abschlachten der Grindwale ein «Volksfest». Das Wasser der entsprechenden Bucht färbt sich rot. Diese Bilder wirken auf Aussenstehende oft schockierend.

Neue Website informiert über Giftstoffe in Meeressäugern

Die eben veröffentlichte Datenbank «Toxic Menu» (www.toxic-menu.org) zeigt die Ergebnisse aus drei Jahrzehnten Forschung zur Belastung von Meeressäugern und die daraus resultierenden Risiken: «Die wissenschaftlichen Beweise für die Gesundheitsgefahren sind erdrückend: Der Konsum von Wal- und Delphinfleisch kann Parkinson-Krankheit, Immunschwäche, neurologische Entwicklungsstörungen und Herzerkrankungen verursachen», so Altherr. Die Online-Datenbank ist Teil eines langjährigen Gemeinschaftsprojekts von OceanCare (Schweiz) und Pro Wildlife (Deutschland). Die Datenbank richtet sich an Politiker, Behörden und Ärzte, aber auch an eine breite Öffentlichkeit.

Tierschützer argumentieren damit, dass der Grindwalfang nicht nur besonders grausam sei, sondern angesichts der Versorgungslage der Färöer völlig unnötig. Zusätzliche Argumentationshilfe liefert ein Gutachten des färöischen Gesundheitsministeriums, das inzwischen vor übermässigem Genuss von Grindwalfleisch warnt, da es mit Quecksilber und PCB angereichert ist.
Tierschützer argumentieren damit, dass der Grindwalfang nicht nur besonders grausam sei, sondern angesichts der Versorgungslage der Färöer völlig unnötig. Zusätzliche Argumentationshilfe liefert ein Gutachten des färöischen Gesundheitsministeriums, das inzwischen vor übermässigem Genuss von Grindwalfleisch warnt, da es mit Quecksilber und PCB angereichert ist.

Durch die so genannte Minamata-Konvention verpflichten sich 147 Staaten, Quecksilber-Emissionen drastisch zu verringern und Schutzvorkehrungen für ihre Bevölkerung zu treffen. Im vergangenen Jahr hatte bereits die Internationale Walfangkommission (IWC) eine Resolution verabschiedet, die die Walfangländer auffordert, ihre Bevölkerung vor den teils gefährlich hohen Giftstoffbelastungen in Walen und Delphinen zu warnen.

Minamata ist eine japanische Hafenstadt, in der in den 1950er Jahren über 10.000 Menschen eine Quecksilbervergiftung erlitten, nachdem die ansässige Industrie ihre Giftstoffe in die örtlichen Gewässer entsorgt hatte. Etwa 3.000 Menschen starben, viele Erkrankte leiden bis heute an den Folgen.

Quelle: Oceancare