Ökologen fürchten Krill-Rückgänge
Antarktischer Krill spielt in der Nahrungskette eine wichtige Rolle, denn er ist Nahrung für zahlreiche andere Lebewesen. Der Antarktische Krill (Euphausia superba) steht im Mittelpunkt der Nahrungskette der Antarktis. Eine wesentliche Komponente des marinen antarktischen Ökosystems bilden die Räuber, die – direkt oder indirekt – vom Gedeihen der Krillpopulationen abhängen. Der Antarktische Krill ist zirkumpolar verbreitet und kommt im südlichen Ozean in grossen Mengen vor. Experten gehen davon aus, dass Krill aufgrund der riesigen Menge zu den grössten Proteinquellen der Erde zählt. Nun warnen Ökologen davor, dass der Druck der globalen Fischindustrie dem nur sechs Zentimeter grossen Krill stark zusetzen könnte.
«Krill spielt in der weltweiten Aquakultur eine immer grössere Rolle», so Meeresbiologe Volker Siegel vom Hamburger Institut für Seefischerei. «Fischmehl aus Krill ist hochwertiger als jenes, das aus anderen Fischen gewonnen wird. Ich schätzte das Gesamtvolumen des weltweiten Krills auf etwa 60 Mio. Tonnen. Es gibt jedoch grosse Verbreitungsschwankungen. In den Gewässern um die South Shetland Islands ist die Dichte an Krill besonders hoch.» so Siegel weiter.
Das Übereinkommen über die Erhaltung der lebenden Meeresschätze in der Antarktis (CCAMLR) hat die jährliche Fangmenge des Krills mit 3,47 Mio. Tonnen festgelegt. Derzeit werden rund 150.000 Tonnen gefischt. «Das grösste Problem dabei ist, dass die tatsächliche Krill-Fischerei nur ein relativ kleines Fanggebiet im Südwest-Atlantik umfasst. Dort kann es daher zu einem überproportionalen Rückgang von Krill kommen», erklärt der Experte.
Neuere Forschungen haben gezeigt, dass der Bedarf an Krill in einigen Regionen des Südwestatlantiks beginnt, das Angebot zu übersteigen, was dazu führt, dass Pinguine und Albatrosse Schwierigkeiten haben, ihren Nachwuchs erfolgreich aufzuziehen...
Krill
Krill ist ein norwegisches Wort und bedeutet übersetzt Walnahrung. Im engeren Sinne bezeichnet Krill Kleinkrebse, die Teil des Planktons (Zooplanktons) sind und zu den garnelenähnlichen Krebstieren der Ordnung Euphausiacea (Leuchtkrebse) gehören.
Die bekannteste Art ist der Antarktische Krill (Euphausia superba). Krill bildet riesige Schwärme. Die Biomasse wurde früher auf bis zu über eine Milliarde Tonnen geschätzt, mittlerweile gehen neuere Schätzungen von 35-60 Millionen Tonnen aus, eventuell auch bis zu 125 Millionen Tonnen im gesamten Südpolarmeer. Damit ist Euphausia superba wahrscheinlich die erfolgreichste Tierart der Welt. Der Weltfischerei-Ertrag ist zum Vergleich etwa 100 Millionen Tonnen pro Jahr. Ohne Schädigung des gesamten Ökosystems dürften zirka 10 % dieser Biomasse nutzbar sein.
Der Antarktische Krill ist in erster Linie ein Pflanzenfresser. Im Sommer lebt er von Phytoplankton, des Südlichen Ozeans, während er im Winter vorwiegend Algen zu sich nimmt, die auf der Unterseite von Treib- und Packeis leben. Krill ist die Hauptnahrung vieler Wale, Robben, Eisfische, Tintenfische, Pinguine, Albatrosse und anderer Vögel. Krill wird bis zu sechs Zentimeter lang, zwei Gramm schwer. Der «Magen» schimmert grün durch die transparente Haut. Er wandelt die Primärproduktion direkt in ein relativ grosses Tier, also sich selbst, um. Krill wird auch Leuchtgarnele oder Leuchtkrebs genannt, da er in den Augenstielen und am Körper 10 Leuchtorgane besitzt, die ein blaues Licht aussenden.
Ein Krill erreicht ein Alter von 6–7 Jahren. Die weiblichen Tiere sind im Alter von 2 Jahren, die männlichen im Alter von 3 Jahren geschlechtsreif. Die Paarung findet 1–2 Monate vor dem Laichen im November statt. Die reifen, erwachsenen Tiere finden sich zu gewaltigen «Schulen» oder Schwärmen zusammen, wobei viele tausend Tiere pro Kubikmeter zusammengedrängt sind, und das Wasser rot oder orange färben. Diese so genannten Aggregations-Schichten mit dichten Krillansammlungen zeichnen sich durch eine starke Streuung in akustischen Ortungsgeräten aus. Das Auftreten in Schwärmen, die sich über einige Kilometer erstrecken können, macht den Krill für die kommerzielle Fischerei so attraktiv. Allerdings bleiben die Schwärme während der hellen Stunden des Tages in grösserer Tiefe verborgen. Erst in der Nacht kommen sie an die Oberfläche. Vertikale Wanderbewegungen dieser Art finden wir bei vielen Seetieren, sie treten aber beim Antarktischen Krill vielleicht am spektakulärsten in Erscheinung. Sobald der Schwarm an der Oberfläche erscheint, fallen Räuber wie Seevögel, Robben, Kalmare, Fische oder Bartenwale über ihn her.