Schweizer Airline fliegt in die Antarktis
Ziel dieses Fluges war die norwegische Forschungsstation Troll, die 1270 Meter über dem Meer in der Region Queen-Maud-Land und 235 Kilometer von der Küste entfernt im Landesinnern liegt. In der Troll-Station werden meteorologische, glaziologische, biologische und physikalische Untersuchungen durchgeführt. Der Flug der Schweizer Geschäfts- und Charterfluggesellschaft im Auftrag des norwegischen Polarinstitutes (NPI) war der erste mit einer Boeing B737 in die Antarktis. Die Maschine landete auf einer 3000 Meter langen Piste, welche auf dem antarktischen Inlandeis planiert wurde.
Wie ein Sprecher der Privat Air gegenüber Medienvertreten erklärte dauerten die Vorbereitungen für den Flug über ein Jahr. Gemeinsam mit dem «Norsk Polarinstitutt» und dem Triebwerkshersteller habe man die Tauglichkeit der Boeing B737 für diesen speziellen Flug und die Landung auf einer Eispiste untersuchen müssen. Einen besonderen Augenmerk richtete man dabei auf die Bremskraft, sind doch die Verhältnisse nicht dieselben wie auf einer festen Piste. Die Piloten mussten im Simulator den Anflug auf die eisige Landebahn auf Sicht trainieren. Zwei von sieben Crewmitgliedern und rund 30 Passagieren mussten ausserdem ein Überlebenstraining für Situationen in der Antarktis absolvieren. An Bord waren zusätzlich die nötigen Utensilien für ein Überleben in der Polarregion verstaut. «Es war eine Herausforderung», so der Sprecher. «Doch nach den ersten zwei Wochen unserer Studien hatten wir keinen Zweifel daran, dass wir den Flug durchführen können.»
«Die Vorbereitungen für diesen Flug waren enorm, seit mehr als einem Jahr arbeiteten wir daran», so Kapitän Dennis Kaer. Nachdem die Schweizer Zivilluftfahrtbehörde schliesslich ihr Okay für den Flug gegeben hatte konnte es aber losgehen. Ausgangspunkt für diesen Flug in die Antarktis war Kapstadt. Die Flugdauer betrug etwas unter sechs Stunden. Die Wetterkonditionen seien perfekt gewesen, der Flug und die Landung angenehm. «Wir mussten jeden Aspekt anschauen, jedes Szenario in Erwägung ziehen. In der Zivilluftfahrt haben wir immer Ersatzflughäfen, wenn irgendwo das Wetter nicht mitspielt, oder aus anderen Gründen nicht am Zielflughafen gelandet werden kann. Beim Antarktisflug mussten wir zirka eine Stunde vor der Landung in Troll entscheiden ob es geht oder nicht. Von da an gab es kein Zurück mehr, Kapstadt wäre zu weit entfernt gewesen», so Dennis Kaer weiter.
Um der Kälte standzuhalten mussten alle Insassen vor dem Aussteigen auf Polar-Kleidung wechseln. «Wir sind sehr stolz, einen Flug in eine der fernsten und von den Bedingungen her feindlichsten Regionen der Erde durchgeführt zu haben», so Privat-Air-Chef Greg Thomas, der ebenfalls an Bord war.
Regulärer Liniendienst
Wenn alles so läuft wie man es sich vorstellt, dann wird es auch nicht das letzte Mal sein, dass eine Privat-Air-Maschine in Troll landete. Es gebe eine echt Nachfrage nach sicheren und gut organisierten Flügen in die Region. Nun habe man bewiesen, dass der Betrieb unter internationalen Sicherheitsstandards möglich ist. Mit der Hilfe des «Norsk Polarinstitutt» wolle man darauf hinarbeiten ab dem Südsommer 2013/14 einen regulären Service in die Antarktis anzubieten. Die B737 soll für Personalflüge die älteren russischen Iljuschin-76 ersetzen, die bisher die Strecke flogen. Die neue Boeing B737 sei umweltfreundlicher und effizienter, so ein Vertreter der Forschungsstation.
Seit mehreren Jahren wird mit einer A-319 von Australien mit einem regelmässigen Linienverkehr die Casey-Station versorg und die Amerikaner bedienen regelmässig ihre Stationen McMurdo und Amundsen-Scott-Base am Südpol ebenfalls per Flugzeug.