Zum Hauptinhalt springen

Wie man Sonnenwende am Ende der Welt feiert

Geschrieben von Dr. Michael Wenger am . Veröffentlicht in Menschen & Politik.

Die Sonnenwendfeiern sind in der westlichen Welt wieder vermehrt populär geworden. Am 21. Juni feiern tausende von Menschen auf der nördlichen Halbkugel den längsten Tag und geniessen die längste Sonnenscheindauer des Jahres (wenn sie sichtbar ist). Aber gleichzeitig feiern die Menschen auf der Südhalbkugel den kürzesten Tag des Jahres und die Rückkehr der Sonne, besonders in Antarktika. Doch wie feiert man in den abgelegenen Stationen des antarktischen Kontinents?

Das Stationspersonal benutzt Kettensägen, um Löcher in das Eis nahe der Station Mawson zu schneiden und so den Pool für den traditionellen „Midwinter Swim“ vorzubereiten. Bild: Shane Ness
Das Stationspersonal benutzt Kettensägen, um Löcher in das Eis nahe der Station Mawson zu schneiden und so den Pool für den traditionellen „Midwinter Swim“ vorzubereiten. Bild: Shane Ness

Ein schnelles Bad im eiskalten Wasser hat für das Personal der antarktischen und subantarktischen australischen Stationen den Höhepunkt der Wintersonnenwende markiert. Teams der Stationen Casey, Davis und Mawson hatten Löcher ins Eis geschnitten und einen Sprung in das eisige Südpolarmeer gewagt, während auf Macquarie Island die Leute sich in die kühlen Wellen stürzten.

Die australische Antarktisstation Mawson liegt im Mac Robertson Land von Ostantarktika und ist die älteste australische Basis. Ausserdem ist es auch die am längsten dauerhaft besetzte Basis südlich des Polarkreises. Im Winter leben hier rund 20 Menschen. Bild: Shane Ness
Die australische Antarktisstation Mawson liegt im Mac Robertson Land von Ostantarktika und ist die älteste australische Basis. Ausserdem ist es auch die am längsten dauerhaft besetzte Basis südlich des Polarkreises. Im Winter leben hier rund 20 Menschen. Bild: Shane Ness

Die Stationsleiterin von Mawson, Jenny Wressell, erklärt, dass die Überwinterungsteams die Wintersonnenwende mit einer Reihe von Aktivitäten begehen, darunter Spiele, Pantomime und ein Galadinner. „In diesem Jahr hat das 14-köpfige Team hier eine Mini-Olympiade durchgeführt. Die Aktivitäten beinhalteten unter anderem Bowling und Eishöhlenbau“, meint Wressell weiter. Wintersonnenwendfeiern sind eine Tradition, die mehr als einhundert Jahre zurückreichen und auf Sir Douglas Mawsons Expeditionen während des heroischen Zeitalters zurückgehen.

Der Pool für das Wintersonnenwendebad wird mit Baggern, Kettensägen und dann von Hand gegraben. Die furchtlosen Schwimmer werden mit Leinen gesichert, wenn sie im Zwielicht des antarktischen Tages ins Wasser springen. Bild: Jenny Wressell
Der Pool für das Wintersonnenwendebad wird mit Baggern, Kettensägen und dann von Hand gegraben. Die furchtlosen Schwimmer werden mit Leinen gesichert, wenn sie im Zwielicht des antarktischen Tages ins Wasser springen. Bild: Jenny Wressell

Die Stationsleiterin sagt, dass die Feiern die Moral der Teams während der langen, dunklen Winterzeit aufhellen. „Hier mag die Sonne nicht über den Horizont mitten im Winter. Wir erfahren also rund sechs Wochen nur Zwielicht für ein paar Stunden des Tages. Die Wintersonnenwende ist für uns wirklich ein Wendepunkt. Wir feiern die Tatsache, dass wir den kürzesten Tag hinter uns gebracht haben und freuen uns, die Sonne bald wieder zu sehen.“ Weiter nördlich feiert die Belegschaft im Hauptquartier der AAD in Kingston, Tasmanien, die Wende mit einem Sprung in das nicht so kalte Wasser der Blackmans Bay. Gefolgt wird das Ganze von einer Gedenkfeier für diejenigen Stationsmitglieder, die ihr Leben in Antarktika verloren haben.

Im Hauptquartier der Australian Antarctic Divison legt Leiter Rob Wooding einen Kranz am Memory Rock nieder, um der Menschen zu gedenken, die ihr Leben in Antarktika verloren haben.
Im Hauptquartier der Australian Antarctic Divison legt Leiter Rob Wooding einen Kranz am Memory Rock nieder, um der Menschen zu gedenken, die ihr Leben in Antarktika verloren haben.

Quelle: Australian Antarctic Divison