Ozeanwinde beeinflussen die Wanderung von Jungrobben
Wissenschaftler haben bestätigt, was Ureinwohner Alaskas seit Jahrhunderten beobachten - Winde beeinflussen die Migration von jungen nördlichen Pelzrobben. Neue Forschungen zeigen, dass starke Winde die Robbenjungen während ihrer ersten Winterwanderung um Hunderte von Kilometern deplatzieren können.
Die meisten nördlichen Pelzrobben vermehren sich im Sommer auf Inseln im Beringmeer und begeben sich jedes Jahr im November und Dezember auf eine achtmonatige Wanderung in den Nordpazifik, um dort nach Nahrung zu suchen. Aus unerforschten Gründen ist die Zahl ihrer Nachkommen seit Ende der 70er Jahre rückläufig. Dies hat zu verstärkten Forschungsbemühungen um das Verhalten der Tiere geführt. Wissenschaftler fanden heraus, dass viele Jungtiere während ihrer ersten Wanderung vom Beringmeer zum Nordpazifik sterben, aber das Maβ, mit dem dies geschieht, variiert von Jahr zu Jahr und es ist nicht sicher bekannt warum.
In einer neuen Studie verglichen die Forscher die Reiserouten einzelner Robbenjungen während ihrer Wanderung mit Rekonstruktionen des Windes an der Meeresoberfläche. Die Ergebnisse zeigten, dass die Jungtiere bei zunehmender Windgeschwindigkeit sich mit dem Wind und nach rechts bewegten, wobei sie höchstwahrscheinlich den vom Wind angetriebenen Meeresströmungen folgten. Die Wissenschaftler beobachteten, dass der Wind an der Meeresoberfläche einzelne Jungrobben während ihrer ersten Winterwanderung um Hunderte von Kilometern abtreiben konnte. Es ist bisher unklar, ob es für die Robbenjungen hilfreich oder schädlich ist, wenn sie dem Wind folgen. Die Ergebnisse erlauben es den Forschern die Auswirkungen der Umwelt auf das Überleben der Robben zu untersuchen. «Sie sind den Launen des Nordpazifiks völlig ausgeliefert», sagte Noel Pelland, ein Meeresforscher und Erstautor der Studie.
Nördliche Pelzrobben gehören aufgrund ihrer historischen Bedeutung für den Pelzhandel zu den am längsten untersuchten Meeressäugern. Sie wurden seit Tausenden von Jahren von den Ureinwohnern Alaskas und seit der Ankunft der Europäer in Alaska im 18. und 19. Jahrhundert kommerziell wegen ihres Fells gejagt.
Für ihre Forschung analysierten Pelland und seine Kollegen die Daten von mehr als 150 Robbenjungen, die mit Markierungen ausgestattet waren, so dass Satelliten ihren Bewegungen folgen konnten. Die Forscher verglichen die Reiserouten der Jungtiere mit Modellen der Windgeschwindigkeit und Windstärke im Nordpazifik für die Jahre 1997 bis 2015. Sie fanden heraus, dass die Pelzrobben in Jahren mit starkem Wind aus Westen, weiter östlich im Golf von Alaska landeten. In Jahren mit schwächerem Winde aus Norden verschlug es die Jungtiere weiter nach Süden, in die Nähe der Aleuten. Es ist leider nicht klar, welches Szenario für das Überleben der Robben besser ist.
Pelland sagte, dass die Forschungsergebnisse die Anekdoten der Ureinwohner der Aleuten bestätigen. Sie haben schon immer beobachtet, dass die Robben mit dem Wind und nicht dagegen schwimmen. «Was cool ist, ist, dass wir mit diesem Projekt nun eine Technik haben, die uns einen beispiellosen Einblick in das Leben einzelner Tiere ermöglicht, und es uns erlaubt, Sachverhalte zu quantifizieren, die vielleicht schon seit Jahrtausenden bekannt sind«, sagte Pelland.
Quelle: American Geophysical Union / ScienceDaily / NOAA