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Untersuchungen über rätselhafte Walross-Erkrankungen ohne Schuldigen eingestellt

Geschrieben von Heiner Kubny am . Veröffentlicht in Forschung & Umwelt.

Vor einigen Jahren fanden Forscher kranke Walrosse und andere Robben an den Küsten Alaskas vor. Während die Robben besonders stark unter der rätselhaften Krankheit litten, waren Walrosse zwar erkrankt, aber nur einige starben daran. Die Untersuchungen über, was die Wissenschaftlern, «ein ungewöhnliches Mortalitätsvorkommnis» nannten, starteten 2011. Die befallenen Tiere zeigten Symptome wie blutende Hautläsionen, Atembeschwerden, Lethargie und Haarausfall. Die guten Neuigkeiten sind nun, dass seit letztem Jahr kein Walross mit Symptomen mehr gefunden wurde. Daher wurden die Untersuchungen jetzt bei Walrossen eingestellt, gemäss einer gemeinsamen Mitteilung der NOAA und dem Fish and Wildlife Service. Doch die Ursache der Erkrankung bleibt weiterhin ein Rätsel.

Robben haben besonders stark unter der Krankheit gelitten. Die befallenen Tiere zeigten Symptome wie blutende Hautläsionen, Atembeschwerden, Lethargie und Haarausfall. Foto: B. Sinnok
Robben haben besonders stark unter der Krankheit gelitten. Die befallenen Tiere zeigten Symptome wie blutende Hautläsionen, Atembeschwerden, Lethargie und Haarausfall. Foto: B. Sinnok

«Wir haben immer noch keine Ahnung, was die Ursache der Läsionen waren», erklärt Andrea Medeiros, eine Sprecherin des US Fish and Wildlife Service (FWS), der Wildtierbehörden, in Anchorage, Alaska. Die Untersuchungen über den Ausbruch in den Eisrobbenpopulationen gehen aber weiter, denn diese wurden viel härter getroffen und zeigen immer noch Anzeichen der Krankheit. Die mysteriöse Krankheit trat in Robben zum ersten Mal 2011 auf, als man über 100 erkrankte Tiere fand. Obwohl 60 Prozent der Tiere lebend aufgefunden wurden, waren gemäss der NOAA einige bereits dem Tode nahe. Die Krankheit wütete vor allem unter den Ringelrobben, doch andere Robbenarten litten genauso darunter, erklärt NOAA-Sprecherin Julie Speegle.

Die mysteriöse Krankheit trat erstmals Mai 2011 auf, als man über 100 erkrankte fand.
Die mysteriöse Krankheit trat erstmals Mai 2011 auf, als man über 100 erkrankte fand.

Unterschiedliche Prävalenzen bei verschiedenen Robbenarten

Die Krankheit trat in erster Linie nahe der nördlichen und westlichen Küstenabschnitte von Alaska auf, vor allem in der Region der Beringstrasse, erklärt sie weiter. Eine sehr kranke junge Ringelrobbe aber wurde 2012 in Südostalaska gefunden. Insgesamt waren wohl zwischen 200 und 300 Robben von der Krankheit betroffen. Bei Walrossen, die ab 2011 auch Anzeichen der Krankheit zeigten, war die Zahl jedoch einiges kleiner. Von rund 50 toten Walrosse, die nahe Point Lay, einem bekannten Walrossplatz, gefunden wurden, wiesen 30 Tiere Läsionen auf, die mit der Krankheit in Verbindung gebracht wurden, erzählt Joel Garlich-Miller, ein Walross-Biologe beim FWS. Aber diese Tiere, meist Kälber und kleine Subadulte Tiere, waren wohl zu Tode getrampelt worden, sagt Garlich-Miller, der die Tiere untersucht hatte. Es sei möglich, dass die Krankheit irgendwie mit ihrem Schicksal zusammenhänge, aber sie sei sicherlich nicht die Todesursache gewesen, meint er weiter. Von den knapp 20'000 Tieren, die in dieser Walrosskolonie vorkommen, waren rund 6 Prozent von der Hautkrankheit befallen, sagt Garlich-Miller. Aber diese Tiere schienen nicht sehr davon beeindruckt gewesen zu sein. Sie schienen ansonsten normal und gesund in ihrem Aussehen zu sein.

Gute Neuigkeiten für Walrosse. Die rätselhafte Krankheit scheint vorbei zu sein.
Gute Neuigkeiten für Walrosse. Die rätselhafte Krankheit scheint vorbei zu sein.

Wieviele Tiere waren tatsächlich befallen?

Nach 2011 wurden keine weiteren Todesfälle beobachtet. Einige Verdachtsfälle waren in den darauffolgenden Jahren beschrieben worden. Der letzte stammt vom August 2013 aus Barrow, Alaska, fügt Garlich-Miller an. Ein Walross, das verdächtigt wurde, die Krankheit zu haben, wurde 2012 beobachtet, zwei weitere im Jahr 2013. Aber alle diese Fälle wurden nicht bestätigt. Das Zählen der Fälle sei jedoch schwierig gewesen, weil Biologen auf Beobachtungen und manchmal auf Fotos von Tieren angewiesen gewesen seien, die danach weggeschwommen waren, erklärt der Forscher weiter. «Ein Teil des Problems ist, dass wir keine diagnostischen Tests haben. Wir können nicht sagen „Ok, dieses Tier ist erkrankt!". Bei anderen Robbenarten treten die Symptome immer noch auf, doch in weit weniger grossem Umfang als noch 2001 und 2012», sagte Julie Speegle.

Walrosse vor der Küste von Vankarem im russischen Chukotka. Die Kolonie von Vankarem zählt zu einer der grössten und ist im September von zirka 20'000 Walrossen bewohnt.
Walrosse vor der Küste von Vankarem im russischen Chukotka. Die Kolonie von Vankarem zählt zu einer der grössten und ist im September von zirka 20'000 Walrossen bewohnt.

Wahrscheinlich mehrere Ursachen für die Krankheit

Die Untersuchungen wurden in Zusammenarbeit mit einheimischen Jagdgruppen in Alaska und im russischen Tschukotka und mit russischen Biologen unternommen. Obwohl keine verwandten Fälle in den russischen Gewässern gefunden wurden, vermerkten die Russen, dass in der Vergangenheit ähnliche Ausbrüche auf ihrer Seite der Beringstrasse aufgetreten waren. Die potentiellen Ursachen, die man untersuchte, beinhalteten Infektionen mit Bakterien und Viren und Hormonstörungen. Man untersuchte aber auch eine mögliche radioaktive Verschmutzung durch den Fukushima-Zwischenfall von 2011. Es fanden sich jedoch keine Hinweise auf einen möglichen Zusammenhang. «Zu diesem Zeitpunkt ist unsere Theorie, dass mehrere Faktoren zu der Krankheit geführt haben», erklärt Speegle. Doch es wäre nicht ungewöhnlich, wenn die Forscher keine Ursache herausfinden würden. Von den 60 beschriebenen Mortalitätsvorfällen unter marinen Säugetieren seit 1991, konnten bei der Hälfte keine Ursachen gefunden werden. Aber es wird auf jeden Fall einen offiziellen Abschlussbericht über die Krankheit und ihre Auswirkungen auf Robben und Walrosse geben, liessen offizielle Stellen verlauten.

Quelle: Yereth Rosen, The Alaska Dispatch, www.eyeofthearctic.rcinet.ca