Eisbärenjäger in Ostgrönland vermitteln Wissen um Klimawandel
Die Jagd auf Eisbären ist Teil des kulturellen Erbes und der Identität in Grönland. Besonders im Osten, wo praktisch keine anderen Lebensgrundlagen existieren, sind Jagd und Fischerei die einzigen Möglichkeiten für die Menschen, einer sinnvollen Beschäftigung nachzugehen. Viele der Jäger sind schon seit Jahrzehnten im Geschäft und haben ein profundes Wissen über ihre Region. Forscher der Universität Washington haben nun die Jäger bezüglich ihrer Erfahrungen mit dem Klimawandel befragt, mit überraschenden Ergebnissen.
Die Inuit leben seit Jahrtausenden mit der Arktis und mit und von ihren Bewohnern. Die Jagd und Fischerei gehört zur traditionellen Lebensweise, genauso wie das Verständnis um die arktische Umwelt. Das Wissen wird von Generation zu Generation weitergegeben und ist daher auch eine wichtige Quelle für Wissenschaftler, die dem Klimawandel auf der Spur sind. Eine neue Studie, angeführt von Dr. Kristin L. Laidre vom Polarforschungsinstitut der Universität Washington, hat Jäger aus den Orten Tasiilaq und Ittoqqottoormiit an der Ostküste Grönlands befragt bezüglich der Jagd und ihrer Umwelt im Vergleich zwischen früher und heute. „Unsere Forschung wurde durch die Wichtigkeit der lokalen Sichtweise der Jäger in Ostgrönland zur Eisbärensubpopulation angetrieben“, erklärt Dr. Laider. „In den vergangenen zwanzig Jahren wurde keinerlei Befragungen hier durchgeführt. Daher war diese Studie wichtig, besonders im Hinblick auf eine neue Beurteilung der Eisbärenpopulation.“ Die Forscher befragten daher 25 Berufsjäger aus den beiden Orten und wollten vor allem wissen, wie der Klimawandel die Jagd beeinflusst hat und ob sie Veränderungen bei Eisbären beobachtet hatten.
Alle Jäger berichteten von Veränderungen bezüglich Wetter und Eisbedingungen. Die Beobachtungen reichten von mehr Niederschlägen, wärmeren Temperaturen und mehr Feuchtigkeit bis zu weniger Meereis und abschmelzende Gletschern. Ausserdem erzählten die Jäger, dass sie mehr auf Boote als auf die Hundeschlitten für die Jagd zurückgreifen mussten. Auf die Frage, ob die Eisbären in schlechterem Zustand gewesen seien als früher, antworteten alle Jäger mit Nein. Jedoch hätten die Bären ihr Verhalten geändert und seien jetzt häufiger nahe an den Orten oder sogar in den Orten anzutreffen als noch vor 10 – 15 Jahren. Was die Jagdquoten betrifft, gehen die Meinungen bei den Jägern auseinander: Generell sind die Jäger aus dem südlich gelegenen Tasiilaq für Quoten, die Jäger aus Ittoqqottoormiit eher dagegen. Beide Seiten sprechen sich jedoch dafür aus, einen kleinen Teil der Quoten für die Trophäenjagd nutzen zu dürfen, die gegenwärtig in Grönland illegal ist.
Die Forscher, unterstreichen, dass das Verständnis über Eisbärenmanagement und abschmelzendes Meereis essentiell für den Schutz der Eisbären und auch für die Dorfgemeinschaften ist, die von der Eisbären Jagd abhängig sind. Daher ist diese Studie eine wichtige Grundlage zur Überwachung zukünftiger Veränderungen und das Managen der Eisbärenpopulation. „Unsere Informationen können für zukünftige wissenschaftliche Befragungen und verbesserte Managemententscheidungen verwendet werden und können helfen, das traditionelle ökologische Wissen in den Schutz der Eisbären und Populationsmanagement einfliessen zu lassen“, vermerkt Laidre zum Schluss.
Quelle: Frontiers in Marine Science