Russische Arktisregion möchte Wracks aus der Sowjetzeit wegräumen
In vielen Gebieten der russischen Arktis warten stumme Zeugen aus der Sowjetzeit darauf, weggeräumt zu werden. Tausende von Tonnen Müll liegt weit verstreut, beispielsweise auch um Murmansk herum. Bei einem gerade zu Ende gegangenen Treffen in Murmansk hat das Umweltkomitee des Regionalparlaments die Diskussion gestartet, ob der russische Staat für die Finanzierung der Aufräumarbeiten einspringen sollte.
Gemäss Yevgeny Nikora, dem Vizegouverneur von Murmansk, hat das Umweltkomitee eine Liste von belasteten Gebieten, inklusive Abfallhalden, Schiffswracks, alten Militärgebieten und natürlich radioaktiv verschmutzte Regionen. Die insgesamt 151 umweltverschmutzten Gebiete haben ungefähr die Grösse von 40‘000 Fussballfeldern. Die bedeutet eine grosse Belastung für die Kola-Halbinsel, die Brotkammer der russischen Arktisfischerei. Militärische und zivile Häfen, riesige Schiffswerften, wachsende Städte und die Überbleibsel der einstigen Nuklearflotte drücken der Region ihre Stempel auf. „Die Küsten und Gewässer des Golfs sind buchstäblich übersäht mit Schiffen und anderen Objekten aus den 80er und 90er Jahren, die einen negativen Effekt auf das Meer ausüben“, erklärte Nikora am Treffen. „Zurzeit werden Pilotprojekte umgesetzt, um die Kola-Bucht von illegal zurückgelassenen Schiffswracks zu befreien. Das Bundesbudget hat dafür 50 Millionen Rubel (€ 720‘000) bereitgestellt.“ Weiter erklärte er, dass eine detaillierte Übersicht der Bucht 102 versunkene Objekte gefunden hat, zum Beispiel Schiffe und Schiffsteile. Doch die Arbeit, diese Objekte zu bergen hat erst begonnen. Im letzten Jahr wurden zwei Schiffe in der Retinsk-Bucht gehoben. „Jetzt ist es notwendig, die restlichen Schiffe zu bergen“, meinte Nikora. „Eine Arbeitsgruppe wurde in der Region eingerichtet, die eruieren soll, welche Objekte Vorrang haben bei der Bergung.“
Die Arbeit fortzuführen wird weitere Finanzierung benötigen, doch es wird komplizierter als nur dies. Denn die Kola-Bucht ist ein Wasserkörper, der von der Zentralregierung verwaltet wird. Daher kommen auch die Beiträge zu den Aufräumarbeiten und Reinigungen aus dem Bundesbudget. Doch bis dato muss auch Moskau noch entscheiden, woher die Gelder dafür kommen werden. Es ist wahrscheinlich, dass bestehende Regierungsprogramme, die sich mit der Renaturierung von Umweltschäden aus früheren ökonomischen Aktivitäten beschäftigt, dafür aufkommen sollen. Das zweite Problem steht in Verbindung mit der Eigentümerschaft der Schiffswracks. Die Bundesbeiträge gelten nur für Schiffe, deren Eigentümer nicht bestimmt sind. Daher muss eine Gesetzesgrundlage geschaffen werden, die Gerichte befähigen würde, Schiffswracks als eigentümerlos zu deklarieren und sie dadurch mit Hilfe der Regierung dann gehoben werden können. Das dritte Problem bei der Bergung der Schiffe beinhaltet die Dauer der Erstellung von staatlichen Umweltberichten, die notwendig sind,, bevor ein Schiff geborgen werden kann. Beispielsweise dauerte es fünf Monate, um einen solchen staatlichen Bericht zu erhalten, um ein Schiff aus der Retinskbucht zu bergen. „Die Zeitdauer für solche Umweltberichte muss reduziert werden“, forderte Nikora am Treffen. Deswegen sei es so schwierig, genaue Vorhersagen zu treffen, wie lange es dauern werde, bis die Kola-Bucht wieder sauber sei. „Ich denke, es wird noch drei bis fünf Jahre dauern, bis die restlichen 100 Objekte geborgen sein werden“, sagte Nikora. „ Die Erfahrungen aus der Region Murmansk können dann als Modell und Beispiel für andere Regionen innerhalb der russischen Föderation dienen“, sagte er weiter.
Quelle: Charles Digges, Bellona.org