Ost-West Zusammenarbeit bietet Sicherheit in der Arktis für Nuklearabfälle
Eines der Hauptprobleme in der Arktis sind die Nuklearabfälle von U-Booten, Eisbrechern und anderen nuklearbetriebenen Fahrzeugen und Stationen. Dieses Erbe vor allem aus der Ära des Kalten Krieges liegt drohend überall im Norden. Doch Lagerung und Behandlung sind kostenintensiv und technisch schwierig. Nun gibt es aber in Saida Bay in der Nähe von Murmansk eine brandneue Lager- und Verarbeitungsanlage für Nuklearabfälle, die ein brillantes Beispiel dafür ist, was möglich ist, wenn Ost und West in Zusammenarbeit investieren statt in ein Wettrüsten. Bei einem Besuch in Moskau hat nun die Gouverneurin von Murmansk, Marina Kovtun, den russischen Präsidenten Putin zu einem Besuch der Anlage eingeladen.
Während eines Besuchs in Moskau lud die Gouverneurin der Region Murmansk den russischen Präsidenten Wladimir Putin ein, die neueste Lager- und Verarbeitungsanlage für Nuklearabfälle in der Arktis in Saida Bay zu besuchen. „Dies ist ein riesiger Bau, der bis 155 Reaktoranlagen von U-Booten lagern kann. Das Projekt ist weltweit einzigartig in Bezug auf Technologie und Sicherheit. Daher möchte ich Sie, Vladimir Vladimirovitsch, einladen, dieses einzigartige Objekt zu besuchen. Ich denke, dass es wert ist, denn es ist die Arbeit eines einzigartigen Teams“, sagte Kovtun gemäss Berichten aus dem Kreml. Die Anlage an der Küste der Barentssee wurde im November letzten Jahres in Betrieb genommen und ist die grösste und teuerste Anlage ihrer Art in der russischen Arktis. Eigens eingerichtete Werkstätten zur Verarbeitung, Konditionierung und Langzeitlagerung werden Nuklearabfälle aus den Regionen Murmansk und Archangelsk aufnehmen. Der grösste Teil der Abfälle stammt aus der Sowjetzeit und deren U-Boot-Flotte.
Die Anlage wurde mit internationaler Hilfe finanziert, vor allem aus Deutschland, und war Teil der globalen G8 Initiative zur Sicherung radioaktiven Materials. Insgesamt bezahlte Deutschland über €600 Millionen an der Anlage in den letzten 12 Jahren. Neben der Verarbeitungsanlage können auf einer riesigen Betonfläche bis zu 155 Reaktorkompartimente gelagert werden. Dies sind Reaktorteile, die auseinandergeschnitten wurden zum Recyceln, aber bei denen die kontaminierten Bereich noch einige hundert Jahre gelagert werden müssen, bis das Metall weniger gefährlich sein wird. In der Anlage selbst sind Bereiche integriert, in denen die Abfälle angeliefert werden, je nach Verstrahlungsgrad. Daneben gibt es Werkstätten, die danach die Abfälle verarbeiten, um das Volumen zu verringern, bevor es danach in das letzte Modul geht, in welchem die Abfälle in Container verpackt werden für die Langzeitlagerung. Einige tausend Kubikmeter von festem Nuklearabfall warten heute darauf, sicher verarbeitet zu werden.
„Die Anlage löst die Probleme der Langzeitlagerung von Nuklearabfällen in Nordwestrussland und in der ganzen Arktis“, erklärte Kovtun dem Präsidenten. Heute sind rund 80 Reaktorkompartimente in Saida Bay gelagert und es werden noch mehr. Zusätzlich zu den Teilen von U-Booten sollen auf der Anlage auch Teile von zivilen Atomeisbrechern gelagert werden, die bald stillgelegt werden sollen. Ausserdem sollen Feststoffe aus der Andreeva Bay und Severodinsk hier verarbeitet und gelagert werden. Vor einem Jahr hatten die Behörden der Region Archangelsk entschieden, mit ihren Plänen einer ähnlichen Anlage auf der Insel Novaya Zemlya weiterzumachen. Doch das Projekt wartet immer noch auf das grüne Licht aus Moskau, welches eventuell später in diesem Jahr kommen sollte, gemäss Medienberichten.
Quelle: Thomas Nilsen, The Independent Barents Observer