Stress am Nordpol
Am Morgen des 6. April 2012 ging es dann richtig los. Am Vorabend baten wir Marcel Schütz, unser Mann in Spitzbergen, uns als Fotograf zu begleiten. Um 9:15 Uhr hob die Antonov-74 in Longyearbyen ab und landete zweieinhalb Stunden später auf dem Eiscamp Barneo, nur 30 Kilometer vom Nordpol entfernt. Überwältigend war der Empfang. Unsere Kollegen vom letzten Jahr begrüssten uns überschwänglich. Eigentlich wäre der Abreisetermin der Fallschirmspringer schon vor 3 Tagen gewesen doch die Filmpremiere wollten sie sich nicht entgehen lassen, schliesslich waren sie ja die Hauptdarsteller.
Am 7. April, am Tag der Premiere herrschte dicker Nebel und die Ankunft der Delegation aus Moskau verzögerte sich um mehrere Stunden. Als es die Sichtverhältnisse zuliessen startete der Flieger in Longyearbyen und um 22:00 Uhr setzte die Antonov auf dem Barneo Runway auf. Wie es sich gehört verliess der Polarpapst Arthur Chilingarov als erster den Flieger, gefolgt von Frederik Paulsen. Zusammen tauchten die Beiden am 2. August 2007 mit den U-Booten Mir-1 und Mir-2 auf 4261 Meter Tiefe zum Grund des Nordpoles und schrieben damit Geschichte. Sofort brach Hektik aus, oder besser formuliert: Die Situation geriet ausser Kontrolle, schliesslich kommt ja nicht jeden Tag hoher Staatsbesuch aus Moskau.
Gleich nach der Ankunft flogen wir mit zwei Mi-8 Helikopter zum Nordpol. Wie üblich wurden viele Fotos geschossen und Kameramann Simon Usteri vom Schweizer Fernsehen hatte allerhand zu tun. Etwas komisch war das Feuerwerk bei strahlendem Sonnenschein, immerhin hat es gewaltig geknallt und Chilingarov hat es gefallen. Nach einer Stunde erfolgte der Rückflug ins Camp Barneo, die Gäste hatten Hunger, schliesslich sind seit dem Start in Moskau mehr als 14 Stunden vergangen und eine Filmpremiere sollte auch noch stattfinden.
Noch mehr Hektik brach bei der Filmpremiere aus, wenigstens bei uns! Während sich die Besucher verpflegten und über das erlebte diskutierten, merkte keiner, dass wir am Anschlag liefen. Wir kämpften mit Stromproblemen. Ein Beamer ist bereits ausgestiegen. Auf Anraten von Stefan Gerber nahmen wir ein Ersatzgerät mit und das musste nun her. Nichts tat sich! Der herbeigeeilte Techniker meinte, dass es ja gestern bei der Hauptprobe auch lief. Wie üblich in Russland wurde lange diskutiert. Erst als wir eine Lampe anschlossen und sich nichts tat konnte der Techniker davon überzeugt werden, dass sein Stromkabel tot war. Eine neu verlegte Stromleitung brachte die Erlösung. Nach 30-minütiger Verspätung startete die Filmpremiere. Für uns hat sich der enorme Aufwand gelohnt, der Applaus war gewaltig, schliesslich haben wir die erste Filmpremiere am Nordpol geschafft und das ist auch schon was.
«Es wurden schon einige Filme in Barneo gedreht, aber keiner vorher war so authentisch und zeigt den Aufbau so eindrücklich wie der Film des PolarNEWS-Team, ich bin tief beeindruckt über das was ich heute gesehen habe. Ihr habt damit viele neue Freunde in Russland gewonnen», so Dimitry Glagolev, Logistikchef des Projektes Eiscamp Barneo.
Einen ausführlichen Bericht wird in der Ausgabe 15 von PolarNEWS veröffentlicht. Diese erscheint am 15. Mai 2012. Das Schweizer Fernsehen wird am 26. April 2012 um 21:00 Uhr in einer Einstein-Spezialsendung über unseren Nordpoltripp berichten.
Impressionen