Durch den Klimawandel könnte die Antarktis grüner werden
Die Antarktis könnte in Zukunft wieder grüner werden, wenn sie sich erwärmt. Neue Arten könnten sich ansiedeln. Gleichzeitig könnten andere Arten zurückgehen oder aussterben, sagen die Wissenschaftler eines internationalen Forscherteams. Die Erkenntnisse basieren auf hunderten Fachartikeln des letzten Jahrzehnts, die nun unter der Leitung des Helmholtz-Zentrum für Polar und Meeresforschung umfassend ausgewertet wurden.
Die wichtigsten Erkenntnisse hat das Team um Meeresbiologe Julian Gutt vom Alfred-Wegener-Institut jetzt in einem Übersichtsartikel in zehn Kernbotschaften zusammengefasst. „Betrachtet man den Zeitraum von 1970 bis heute, dann sind allein in den Jahren 2010 bis 2020 rund 80 Prozent aller wissenschaftlichen Publikationen zur Biologie und Biochemie in der Antarktis erschienen“, so Gutt. Dass ausgerechnet in den vergangenen Jahren so viele neue Fakten gesammelt werden konnten, führt das Team vor allem auf die technische Entwicklung zurück – etwa von neuen Schiffen oder auch autonomen Unterwasserfahrzeugen, die sogar unter dem Eis navigieren können.
Sehr wahrscheinlich ist, dass sich auch die antarktischen Gewässer durch den Klimawandel erwärmen werden. Dies wiederum kann dazu führen, dass Pflanzen- und Tierarten aus wärmeren Regionen in die Antarktis einwandern. Auch Moose und Flechten könnten dann eisfreie Küstengebiete begrünen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Artenvielfalt zunächst zunehmen wird. Die an extrem tiefe Temperaturen angepassten Arten werden dann das Nachsehen haben. „Wir rechnen damit, dass sich solche Arten in die letzten verbliebenen sehr kalten Bereiche der Antarktis zurückziehen werden“, sagt Gutt.
Die Experten rechnen mit einer weitgehenden Versauerung der antarktischen Gewässer bis zum Ende dieses Jahrhunderts. Organismen mit Karbonatschalen, wie zum Beispiel der antarktische Krill, werden ernsthafte Probleme bekommen. „Ob sie ganz aussterben oder ob einige Arten ihren Stoffwechsel an die veränderten Bedingungen anpassen, können wir aktuell ebenfalls nicht mit Sicherheit sagen.“, so Gutt.
Organismen, die auf dem Boden des antarktischen Ozeans leben, wie z.B. Schwämme, sind ebenfalls empfindlich gegenüber Veränderungen in der Umgebung. Auch sie könnten durch den Klimawandel in Gefahr sein.
Das Algenwachstum wird vermutlich zunehmen. Grundsätzlich wird ihr Wachstum durch Sonnenlicht begünstigt. Das wäre der Fall, wenn sich das Meereis weiter zurückzieht. Der positive Effekt dabei: Da Algen Kohlendioxid aus der Atmosphäre aufnehmen, kann das dem Klimawandel wieder entgegenwirken. Wie sich der Verlust von Meereis auf das System auswirken wird ist dabei noch nicht geklärt.
Quelle: Alfred Wegener Institut