Große Eisverluste von ostantarktischem Totten Gletscher möglich
Die Region des Totten Gletschers in der Ostantarktis ist der Auslass für eines der größten Eiseinzugsgebiete der Welt. Wissenschaftler haben vor kurzem entdeckt, dass zwei instabile Regionen unter dem Eis existieren. Dort hat sich der Gletscher in der Erdvergangenheit rasch zurückgezogen. Ein Rückzug heute hinter die instabile Region könnte als Konsequenz einen weiteren dramatischen Eisrückgang zur Folge haben mit einem damit verbundenen Meeresspiegelanstieg von 2 oder sogar 4 Metern.
Vor kuzem veröffentlichte Forschungsergebnisse in der Zeitschrift Nature zeigen, dass tief unter der größten Eisfläche der Welt in der Ostantarktis Schwachstellen liegen. Bei einer Klimaerwärmung könnte es dadurch zu einem Rückgang des Eises und einem Anstieg des Meeresspiegels von mehreren Metern in den nächsten Jahrhunderten oder Jahrtausenden kommenden. Die Forschung, Teil des ICECAP Airborne Antarctic Survey, wird durch das australische Antarktis Programm unterstützt. Dr. Tas van Ommen und Dr. Jason Roberts von der Australian Antarctic Division und Wissenschaftler am Antarctic Climate and Ecosystems Cooperative Research Centre arbeiteten zusammen mit Dr. Alan Aitken von der Universität von Western Australia an der Studie. Wissenschaftler vom Institut für Geophysik an der Universität von Texas in Austin, der Victoria Universität in Wellington in Neuseeland und dem Imperial College London waren ebenfalls daran beteiligt. Der Glaziologe Dr. Roberts sagte, die Studie untersuche die Landschaftsentwicklung und Geschichte von Eisfeld Veränderungen im Bereich des Totten Gletschers in der Ost Antarktis. Der Totten Gletscher ist der Auslassgletscher für eines der weltweit größten Eiseinzugsgebiete. Die vor kurzem veröffentlichten Ergebnisse stützen sich auf eine 2015 durchgeführte Studie, bei der gezeigt wurde, dass warmes Meereswasser durch Kanäle unter den schwimmenden Teil des Totten Gletschers gelangen und es ihn dadurch anfällig für einen drastischen Rückzug machen kann.
"In dieser Studie haben wir Eis durchdringendes Radar eingesetzt und magnetische und Schwerkraft-Daten, gesammelt, um die Dicke des Eises und des Sediments unter der Eisdecke zu ermitteln. Dies erlaubte es uns, die glaziale Erosion unter dem Eisschild darzustellen," sagte Dr. Roberts. "Wir fanden zwei instabile Zonen, wo sich die Eismasse in der Vergangenheit rasch zurückgezogen hat und wieder vorgestoßen ist. Die Beschaffenheit des Untergrundes, die dort existierenden Hügel und Täler erlauben keine stabile mittlere Position." Dr. van Ommen sagte, obwohl Wissenschaftler bereits wussten, dass hier der Rückzug und Vorstoß des Eises in der Vergangenheit rasch von statten gegangen ist, war dies die erste Studie zum Nachweis der Instabilität. "Wenn sich das Eis weiter als ca. 150 km von seiner gegenwärtigen Position zurück zieht, erreicht es die erste instabile Zone", sagte Dr. van Ommen. "Dies würde eine Phase des raschen Rückzugs für den Gletscher auslösen. Dadurch käme es zu einem Rückgang von über 350 km landeinwärts verglichen mit der derzeitigen Position in Küstennähe. Ein solches Ereignis würde zu einem globalen Meeresspiegelanstieg von mehr als zwei Metern führen."
Während ein Rückzug des Eises mehrere hundert Kilometern landeinwärts einige hundert Jahre dauern würde, ist der weitere Rückgang, nachdem der Gletscher erst einmal die Schwelle der instabilen Region überschritten hat, unaufhaltsam - zumindest, bis er einen Punkt erreicht, wo das anstehende Gestein ein Hochland bildet und das Eis eine neue stabile Position erreicht.
Sollte sich das Abschmelzen jenseits der 350-km-Zone ausbreiten, dann wird eine weitere instabile Zone erreicht. Der damit verbundene Gletscherrückgang hätte dann einen Meeresspiegelanstieg von über vier Metern zur Folge.
Die Totten Gletscher Region ist wichtige für das Verständnis der großräumigen und langfristigen Schwachstellen des antarktischen Eisschildes. Bisher war das Wissen über die glazialen Geschichte dieser Region jedoch sehr begrenzt. Diese Forschung trägt dazu bei, die Auswirkung der Klimaerwärmung auf diese Region besser zu verstehen.
Quelle: Australian Antarctic Division