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Kleine Fische im grossen Kontext des südpolaren Meeresökosystem

Geschrieben von Dr. Michael Wenger am . Veröffentlicht in Forschung & Umwelt.

Das Südpolarmeer ist immer noch ein grosser weisser Fleck auf der Karte des Wissens, trotz seiner Wichtigkeit für das Weltklima und als Lebensraum für viele Meeresorganismen. Jetzt haben Wissenschaftler aus Australien und der europäischen Union ihre Kräfte gebündelt, um die Rolle von Mikronekton im marinen Nahrungsnetz zu erforschen. Dazu hielten sie Anfang September ihr erstes Treffen in Hobart ab. Das Mesopelagische Südpolarmeerbeute und –räuberprojekt (MESOPP) konzentriert sich auf Mikronekton, der aus kleinen Fischen, Krebstieren, Tintenfischen und Quallen besteht und zwischen 1 bis 20 Zentimeter gross ist.

Das Südpolarmeer beinhaltet die Wassermassen rund um Antarktika. Seine nördliche Grenze ist die antarktische Konvergenzlinie und umfasst den Atlantik, den indischen und den pazifischen Ozean. Forscher halten es für das produktivste Meeresgebiet der Erde und es ist die Heimat von unzähligen Tieren wie beispielsweise Orcas. Bild: Michael Wenger
Das Südpolarmeer beinhaltet die Wassermassen rund um Antarktika. Seine nördliche Grenze ist die antarktische Konvergenzlinie und umfasst den Atlantik, den indischen und den pazifischen Ozean. Forscher halten es für das produktivste Meeresgebiet der Erde und es ist die Heimat von unzähligen Tieren wie beispielsweise Orcas. Bild: Michael Wenger

Der Leiter der Südpolarmeerökosystemforschung an der Australian Antarctic Divison (AAD), Dr. Andrew Constable, sagte, obwohl Mikronekton die Nahrung von grösseren Fischen darstelle, sei seine genaue Rolle im marinen Ökosystem nicht genau bekannt. „Der Einfluss des Mikronektons auf den antarktischen Krill und dessen Räuber ist eine grosse Unbekannte in unserem Wissen um das Südpolarmeer“, erklärt er. „Diese Lücke zu füllen ist ein zentraler Punkt der Kommission für den Erhalt der antarktischen und marinen lebenden Ressourcen CCAMLR, um die Fischerei im Angesicht des Klimawandels besser zu kontrollieren.“ MESOPP betrachtet die Methoden, reale Daten in die Meeresökosystemmodelle einzubauen, inklusive Fischereimanagementmodelle. „Auf globaler Ebene ernähren sich viele der grossen und bewirtschafteten Fischbestände, die einen signifikanten Wert für die „Blue Economy“ aufweisen, von Mikronekton. „Diese neue Partnerschaft wird ein System entwickeln, um akustische Beobachtungen in Nahrungsnetzmodelle integrieren und so die Biomasse von Mikronekton im gesamten Südpolarmeer zu bestimmen“, erklärt Dr. Constable weiter.

Antarktische Silberfische (Pleurogramma antarcticum) sind eine der Schlüsselarten im antarktischen Meeresökosystem. Eine grosse Zahl von Pinguinen, Walen und Robben ernähren sich von den bis zu 20 cm langen Fischen. Sie bilden grosse Schwärme über den Schelfgebieten Antarktikas. Bild: Philippe Koubbi
Antarktische Silberfische (Pleurogramma antarcticum) sind eine der Schlüsselarten im antarktischen Meeresökosystem. Eine grosse Zahl von Pinguinen, Walen und Robben ernähren sich von den bis zu 20 cm langen Fischen. Sie bilden grosse Schwärme über den Schelfgebieten Antarktikas. Bild: Philippe Koubbi

Das MESOPP Projekt läuft bis Mitte 2019 und die Wissenschaftler hoffen, dass die Datensammlung und die Interpretationsmethoden weltweit verwendet werden können. Das Projekt umfasst 8 Partner, inklusive die AAD, und wird von Dr. Patrick Lehodey vom Collecte Localisation Satellite in Frankreich geleitet. „Die Überwachung und die Berichte über das Mikronekton wird uns helfen, die zukünftige Nachhaltigkeit von ökologisch wichtigen Arten zu sichern und auch den Erhalt ihrer Räuber zu gewährleisten“, meint Dr. Lehodey. „Die koordinierte Forschung zwischen der europäischen Union und Australien erlaubt es, gemeinsame wissenschaftliche Fragen zu beantworten, besonders in Relation zu den Einflüssen des Klimawandels auf die Populationen von Mikronekton. Diesen Teil des Meeresökosystems zu verstehen, ist essentiell für das Verständnis über die Dynamik von Fischpopulationen.“ Der leitende Wissenschaftler am CSIRO, Dr. Rudy Kloser, erklärt weiter, dass Mikronekton wahrscheinlich sehr häufig in Tiefen von 200 – 1000 Meter sei. „Mehr Informationen über Mikronekton zu sammeln wird Meeresökologen helfen, an den grossen sozialen und ökonomischen Herausforderungen mitzuarbeiten, die der Menschheit in den nächsten 10 Jahren bevorstehen, beispielsweise Umwelt, Nahrung und Bioökonomie“, sagt Dr. Kloser.

Diese schematische Zeichnung zeigt die Komplexität des antarktischen Nahrungsnetzes. Obwohl Krill die Schlüsselart im Südpolarmeer ist, spielen auch andere Gruppen, wie beispielsweise Mikronekton, eine wichtige Rolle. Doch der Grad der Wichtigkeit muss noch durch MESOPP gezeigt werden. Bild: L. O’Keefe
Diese schematische Zeichnung zeigt die Komplexität des antarktischen Nahrungsnetzes. Obwohl Krill die Schlüsselart im Südpolarmeer ist, spielen auch andere Gruppen, wie beispielsweise Mikronekton, eine wichtige Rolle. Doch der Grad der Wichtigkeit muss noch durch MESOPP gezeigt werden. Bild: L. O’Keefe

Das Projekt hat von der europäischen Union im Rahmen des Forschungsprogramm Horizon 2020 rund 1 Million Euro erhalten. Das Projekt wird desweiteren von der Collecte Localisation Satellite, dem CSIRO, der AAD, dem Antarctic Climate and Ecosystems Cooperative Research Centre, dem Institute for Marine and Antarctic Studies, der BAS, der Universität Pierre et Marie Curie, dem norwegischen Institut for Marine Research und der britischen Universität St. Andrews unterstützt.

Quelle: Australian Antarctic Division