«Kapitan Khlebnikov» vor dem Aus
Schweröl ist die billigste Energiequelle für die Schifffahrt, zugleich aber durch den Ausstoss von Russ die umweltbelastenste. Ab dem nächsten Sommer darf im Süden nur noch mit dem umweltfreundlicheren Schiffsdiesel gefahren werden. Der Nachteil für die kommerzielle Schifffahrt: Schweröl kostet derzeit rund 460 Euro, Schiffsdiesel jedoch 715 Euro pro Tonne.
Angesichts dieser Tatsache trifft es sich gut, dass der russische Eigner «Far East Shipping Company» den Eisbrecher aus dem Tourismusgeschäft zurück zieht. Die 1981 in der finnischen Wartsila Werft erbaute «Kapitan Khlebnikov» wurde 1990 extra für Tourismusfahrten umgebaut und vom amerikanischen Veranstalter Quark Expeditions exklusiv gechartert. In den 20 Betriebsjahren für den Tourismus absolvierte die «Kapitan Khlebnikov» 112 Expeditionsfahrten und hatte rund 10 000 Passagiere an Bord gehabt.
Letztmals werden die 112 Gäste der «Kapitan Khlebnikov» vom 6. Dezember 2011 bis 5. Januar 2012 die Fahrt auf einem Eisbrecher erleben. Die 31-tägige Expedition mit dem vielversprechenden Titel «Antarctica's Far East» kostet ab 37 990 US-Dollar. Trotz des hohen Preises ist die «Abschiedsvorstellung» des Eisbrechers schon lange ausgebucht. Weshalb der Eisbrecher noch nach dem 1. August 2011 eine Fahrt absolvieren darf konnte von PolarNEWS nicht in Erfahrung gebracht werden.
Auch Tanzdampfer ziehen sich zurück.
Grosse Kreuzfahrtschiffe mit 800 Passagieren und mehr, die lediglich den Rand der Antarktis streifen und wegen der zu grossen Anzahl Passagieren auch keine Landgänge durchführen dürfen, ziehen aus den neuen Bestimmungen ebenfalls ihre Konsequenzen. «Das Verbot von Schweröl wirkt sich auf das Geschäft aus. In der nächsten Saison 2011/12 wird sich die Zahl der Gäste drastisch reduzieren», glaubt Steve Wellmeier, Geschäftsführer der IAATO, der freiwilligen Schutzorganisation für einen sanften Tourismus in der Antarktis. Grosse Reedereien wie Princess, Crystal und Regent Seven Seas planen offenbar ebenfalls den Rückzug aus dem Antarktis-Tourismus.
Trend zu kleineren Schiffen
Der Trend geht in Richtung mittelgrosse und kleinere Schiffen, die zwar nicht so tief in die Weiten der Pole vordringen wie die 25'000 PS starke «Kapitan Khlebnikov», ihren Gästen aber trotzdem genügend spannende Landgänge bieten können. Sie sind in der Antarktis schon seit geraumer Zeit zum Schutz der Natur jeweils auf vier Stunden und 100 Personen begrenzt. Je kleiner ein Schiff also ist, desto leichter sind Trips zu Pinguinkolonien und in die unvergleichliche Landschaft zu organisieren. Landausflüge und Zodiacfahrten zählen im Polartourismus seit jeher zu den wirklichen Highlights.