Kein Plastik in Robbenmägen
Plastikmüll findet man heute fast in allen Gewässern und Küstengebieten der Welt, auch in der Arktis. Zahlreiche Wale, Vögel, Krabben und andere Arten von Meerestieren weltweit sind betroffen. Doch eine neue Studie zeigt, dass Robben, die in der ostkanadischen Arktis leben, von dieser modernen Plage bisher verschont geblieben sind.
Für die neue Studie untersuchten Wissenschaftler um Madelaine Bourdages, Doktorandin an der Carleton University in Ottawa, den Mageninhalt von insgesamt 142 Robben – 135 Ringelrobben, sechs Bartrobben und ein Seehund – in dieser Region. Dabei fanden sie Krill, Fisch, Seetang, Spulwürmer und Steine - aber kein Plastik. Die Mägen waren von Inuit-Jägern in Nunavut von 2007 bis 2019 gesammelt und eingefroren worden.
„Wir suchten nur nach Kunststoffen grösser als 425 Mikrometer (0.425mm), die sich im Magen ansammeln würden", sagt Bourdages. „Angesichts der Tatsache, dass einige Vogelarten in der Region Plastikabfälle aufgenommen und angehäuft haben, und dass Giftstoffe im Gewebe arktischer Robben gefunden wurden, haben wir angenommen, dass wir Plastikabfälle auch in den Robbenmägen vorfinden würden.“
Während 31 Robbenmägen ganz leer waren, enthielten die meisten Krustentiere oder kleine Fische, einige auch einen Mix von beidem. In zehn fanden sich nur Spulwürmer, während zwei mit Seetang gefüllt waren. Ein besonders schwerer Magen enthielt dreieinhalb Kilogramm Sand und Steine. Auch in diesem Magen konnten keine Plastikteilchen entdeckt werden.
Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Robben im Gegensatz zu arktischen Seevögeln, die aus derselben Region stammen, entweder bei der Nahrungsaufnahme keiner Plastikverschmutzung ausgesetzt sind oder aber Plastik nicht einnehmen, selbst wenn die Futtergründe von Plastik verschmutzt sind. Eine dritte Erklärung wäre, dass sie die Kunststoffe wieder ausscheiden und sie nicht in ihren Magen-Darm-Systemen zurückhalten.
Obwohl in keinem der untersuchten Mägen Kunststoffmaterial nachgewiesen werden konnte, ist es möglich, dass die Beute (Krustentiere und Fische) in den Robbenmägen Mikroplastik enthielten. Das wäre dann eine indirekte Aufnahme von Mikroplastik durch die Seehunde. Frühere Studien haben beispielsweise Mikroplastikteilchen mit einem Durchmesser von bis zu fünf Millimetern in polarem Kabeljau gefunden, einer häufigen Beute arktischer Seehunde.
Quelle: Marine Pollution Bulletin