Stichlinge in Alaska brüten öfter wegen Klimawandel
Der Klimawandel hat auf viele polare Arten einen negativen Effekt, vor allem in der Arktis, die sich zweimal schneller erwärmt, als der Rest der Welt. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass verschiedene Lebensaspekte betroffen sind, darunter auch die Fortpflanzung. Doch eine Langzeitstudie von Forschern der Universität Washington hat gezeigt, dass eine der häufigsten Süsswasserfischarten in Alaska sein Brutverhalten durch den Klimawandel verändert hat. Dies könnte die gesamte Ökologie der nördlichen Seen beeinflussen, die bereits den Klimawandel zu spüren kriegen.
Obwohl verschiedene Arbeiten bisher spekuliert hatten, dass die Bedingungen eines wärmer werdenden Klimas den Tieren die Möglichkeit bietet, sich mehrfach im Jahr fortzupflanzen, konnte dies bisher nur für Insekten bestätigt werden. Diese neue Studie zeigt zum ersten Mal, dass auch Fische mehrere Brutzyklen innerhalb eines Jahres durchlaufen können wegen dem Klimawandel, erklärt Hauptautorin Rachel Hovel, eine Forscherin an der Universität Washington. „Das Aufregende daran ist, dass die Arbeit zum ersten Mal das Mehrfachbrüten eines Wirbeltieres als Antwort auf den Klimawandel zeigt“, meint sie. „Die Literatur zum Klimawandel hat viele Vorhersagen und Empfindlichkeitsstudien, aber wir besitzen nur wenige Gelegenheiten, tatsächlich die Antwort einer Art auf den Klimawandel zu beobachten, da dies sehr datenintensiv ist. Die Chance, das mehrfache Brüten bei Fischen beobachten zu können, verdanken wir unserer umfangreichen und qualitativ hochwertigen Langzeitdaten.“
Die Daten wurden zwischen 1963 und 2015 im Aleknagik-See in Südwest-Alaska gesammelt. Das Forschungsprogramm hatte über Jahrzehnte die Häufigkeit von Rotlachsen und anderen Fischarten untersucht. Während 52 Jahren wurden Fische in Netzen gefangen, die entlang des Seeufers an 10 Orten gespannt waren und alle sieben Tage zwischen Juni und September kontrolliert wurden. Alle gefangenen Fische wurden identifiziert und vermessen. Ursprünglich sollten Rotlachse untersucht werden. Da aber Stichlinge eine der häufigsten Fischarten in den Seen Alaskas sind, könnten die Resultate der vorliegenden Studie relevant für die gesamte Region sein. „Alaska erwärmt sich zweimal schneller als der Rest der Erde“, sagt Hovel weiter. „Diese Fische sind an besonders kalte Bedingungen angepasst, wo es auch nur eine geringe Produktivität gibt. Die Antwort auf die rasche Erwärmung, die wir in den See feststellen, wie beispielsweise das frühe Aufbrechen des Eises, verringert den Druck ein wenig auf die Fische.“
Durch die Verwendung der Langzeitdaten und verschiedenere Umweltdaten, fanden die Forscher heraus, dass die Stichlinge früher Eier legen, wenn das Eis früher aufbricht und in einigen der untersuchten Jahren hatten sie mehr eine Brut. Aufgrund des kurzen Sommers in Alaska haben die Tiere eigentlich nur Reserven für eine Brut. Doch wegen des Klimawandels kommt der Frühling immer früher und dadurch können die Fische zweimal brüten. Diese Faktoren könnten einen grösseren ökologischen Effekt haben, da Stichlinge eine der dominanten Arten in den Seen Alaskas sind. Das stimmt vor allem für den ärgsten Gegenspieler der Stichlinge, junge Rotlachse. Diese beiden Arten teilen sich dieselben Nischen und fressen generell dasselbe. „Sollten sich die Stichlinge stark vermehren aufgrund ihrer veränderten Brutstrategie, könnte dies Auswirkungen auf die Produktivität derjenigen Art haben, die wir kommerziell nutzen“, meint Hovel. Die Forscher sind sich noch nicht sicher, ob mehrere und frühere Brutzyklen gut für die Stichlinge sein werden. Aber es scheint, als ob über längere Zeit die Tiere häufiger werden. „Wir wissen nicht, was dies genau für die Demographie der Fische bedeuten wird“, erklärt Hovel. „Es könnte sein, dass die Fische weniger lange leben, da es physiologische Kosten bedeutet, öfter zu brüten. Denn weiter südlich werden diese Tiere früher fortpflanzungsfähig und sterben dafür auch früher.“
Quelle: Michelle Ma, University of Washington