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Eisausdehnung in der Arktis erreicht Rekordtief

Geschrieben von Dr. Michael Wenger am . Veröffentlicht in Forschung & Umwelt.

Vor 5 Jahren ging die Nachricht um die Welt, dass die minimale Meereisausdehnung einen absoluten Tiefststand erreicht hatte. Jetzt hat auch die maximale Meereisausdehnung ein neues Rekordtief erreicht, gemäss den Daten des US National Snow and Ice Data Centers in Boulder, Colorado. Nur gerade 14.4 Millionen Quadratkilometer des Arktischen Ozeans waren in diesem Winter mit Eis bedeckt.

Die Meereisbildung ist ein wichtiger Bestandteil der Arktis und bietet Lebensraum für Robben, Eisbären und viele Meeresvögel über dem Wasser. Doch auch unter Wasser sind viele marine Organismen von diesem jährlichen Prozess abhängig. Bild: Michael Wenger
Die Meereisbildung ist ein wichtiger Bestandteil der Arktis und bietet Lebensraum für Robben, Eisbären und viele Meeresvögel über dem Wasser. Doch auch unter Wasser sind viele marine Organismen von diesem jährlichen Prozess abhängig. Bild: Michael Wenger

Gemäss den Daten, die von der US National Snow and Ice Data Center in Colorado veröffentlicht wurden, wird der Winter 2016/17 als derjenige mit der niedrigsten jemals gemessenen Meereisausdehnung in der Arktis in die Geschichte eingehen. Seit Messbeginn vor 38 Jahren wurde niemals eine kleinere Eisfläche gemessen. Gerade einmal 14.42 Millionen Quadratkilometer des Arktischen Ozeans waren mit Eis bedeckt. Dies sind 1.2 Millionen Quadratkilometer weniger als im Durchschnitt 1981 – 2010 und rund 97‘000 Quadratkilometer weniger als beim letzten Rekordjahr 2015. Insgesamt ist die sechste Wintersaison in Folge, in welcher die Ausdehnung unter dem Durchschnitt lag.

Die Grafik zeigt die arktische Meereisausdehnung am 20. März 2017 zusammen mit den Tagesmessungen der letzten fünf Jahre in verschiedenen Farben. Die Durchschnittsfläche 1981 – 2010 ist in grau dargestellt. Grafik: NSIDC
Die Grafik zeigt die arktische Meereisausdehnung am 20. März 2017 zusammen mit den Tagesmessungen der letzten fünf Jahre in verschiedenen Farben. Die Durchschnittsfläche 1981 – 2010 ist in grau dargestellt. Grafik: NSIDC

Der Rekordtiefststand ist das Resultat verschiedener Faktoren wie beispielsweise die Erwärmung der arktischen Gewässer durch den Verlust der Eisdecke in den Jahren zuvor und ein ungewöhnlich warmer Winter 2016/17, als mehrere Hitzewellen in der Arktis verzeichnet worden waren und Temperaturen 2.5°C über dem Normalwert lagen. Am Nordpol lagen die Temperaturen an gewissen Tagen sogar knapp unter 0°C statt 10°C tiefer. Zusätzlich wurden in den Bereichen der Tschuktschen- und der Barentssee Durchschnittstemperaturen gemessen, die 5°C über dem normalen Wert lagen.

Die Grafik zeigt die arktischen Lufttemperaturunterschiede vom 1. Oktober 2016 bis 28. Februar 2017. Gelb, orange und rot sind die überdurchschnittlichen Temperaturen, blau bis Purpur unterdurchschnittlich. Grafik: NSIDC
Die Grafik zeigt die arktischen Lufttemperaturunterschiede vom 1. Oktober 2016 bis 28. Februar 2017. Gelb, orange und rot sind die überdurchschnittlichen Temperaturen, blau bis Purpur unterdurchschnittlich. Grafik: NSIDC

Die Daten des CryoSat2-Satelliten der ESA ist das arktische Meereis auch dünner als normal. Dies wird einen zusätzlichen Druck auf die eisliebenden Tiere wie Robben und Eisbären und auch auf die Tiere unter der Meeresoberfläche ausüben. Denn deren Fortpflanzung hängt stark von der Eisbildung ab. Zusätzlich bedeutet der Eisverlust, dass das Sonnenlicht nicht mehr reflektiert werden kann, was zu einer weiteren Erwärmung des Wassers führt und zu weiterer Eisreduktion. Einige Forscher sind der Meinung, dass der Umkehrpunkt bereits überschritten worden ist und man in den nächsten 15 Jahren eine eisfreie Arktis erleben wird.

Viele arktische Tiere sind stark von der Eisbildung abhängig. Durch das schrumpfende Meereis und die Ausdünnung des vorhandenen Eises werden Eisbären, robben und Co. Ihren Lebensraum verlieren. Bild Michael Wenger
Viele arktische Tiere sind stark von der Eisbildung abhängig. Durch das schrumpfende Meereis und die Ausdünnung des vorhandenen Eises werden Eisbären, robben und Co. Ihren Lebensraum verlieren. Bild Michael Wenger

Quelle: National Snow and Ice Data Center