Frankfurt - Honolulu via Nordpol
Die amerikanische Luftfahrtaufsichtsbehörde machten das kurz vor dem Jahreswechsel 2011/12 möglich. Sie verordnete, dass Fluggesellschaften ab sofort mit zweistrahligen Fliegern wie einer Boeing B777, B787 oder dem Airbus A330 über den Nordpol fliegen dürfen. Bisher war das nicht erlaubt. Die Federal Aviation Administration verlangte nämlich, dass zweistrahlige Jets während des Fluges höchstens drei Stunden vom nächsten Flughafen entfernt sein dürfen. Nun wurde die Zeit auf fünfeinhalb Stunden erhöht. Die Fluggesellschaften müssen aber sicherstellen, dass die Crew ein spezielles Training absolvierte und über eine zusätzliche Ausrüstung verfügt - etwa Wärmedecken für Passagiere oder spezielle Anzüge für die Piloten.
Für die Fluglinien bedeutet das eine riesige Ersparnis: An Zeit und an Kerosin und damit an Geld. «Das eröffnet eine ganz neue Welt», kommentiert etwa Virgin-Atlantic-Präsident Richard Branson die neuen Möglichkeiten gegenüber der britischen Zeitung The Independent. Direktflüge von Heathrow nach Fidschi oder von Frankfurt nach Honululu würden so realistisch. So spart man etwa auf der Route von Europa in die Südsee mindestens sechs Stunden - und einen Zwischenstopp. Bis jetzt ist die Region schnellstens in 24 Stunden und mit einem Umsteigehalt erreichbar. Diese Zeit liesse sich mit der viel direkteren Polarroute auf 18 Stunden reduzieren.
Der Grund, warum es die Regel für die zweistrahligen Jets bis anhin gab: Mit nur zwei Triebwerken ist der Ausfall von einem gravierender als bei Flugzeugen mit drei oder vier Motoren. Daher muss der Flieger in der Lage sein, möglichst schnell mit nur einem Triebwerk irgendwo zu landen. Dabei gibt es verschiedene Abstufungen: 60, 120 und 180 Minuten. Schon damit gab es nur wenige Beschränkungen der Routenwahl für die Airlines. Jetzt wurde die weitere Stufe von 330 Minuten hinzugefügt und den Zweistrahlern so die ganze Welt eröffnet. Schon bald dürfte etwa Boeings Dreamliner die 330-Zertifizierung erhalten - ebenso wie der Airbus A330. Für vierstrahlige Jets ist die Route schon länger offen. Sie wird für Flüge zwischen Nordamerika und Asien denn auch bereits rege genutzt.
Fluggesellschaften und auch viele Piloten freuen sich über die neue Regelung. Doch einige Sicherheitsexperten sorgen sich noch um die Sicherheit der Passagiere. Wenn ein Triebwerk ausfalle drohe der Verlust des Kabinendrucks und eine erhebliche Abkühlung. Für die Reisenden könnten die fünf Stunden Flug über dem Pol dann ziemlich ungemütlich werden, so ein Sicherheitsexperte, der anonym bleiben will, gegenüber dem Independent.
Quelle: www.aerotelegraph.com