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Grosse Kreuzfahrtschiffe in Spitzbergen: bald Geschichte?

Geschrieben am . Veröffentlicht in Menschen & Politik.

In den Naturreservaten, ist Schweröl als Treibstoff bereits seit 2007 verboten. Dies betrifft ungefähr die östliche Hälfte der Inselgruppe Spitzbergen. Seit 2009 gilt das gleiche für die Nationalparks, mit Ausnahme im Magdalenenfjord, wo für ein paar Jahre noch eine Übergangsfrist eingeräumt wurde. Schweröl ist der übliche Treibstoff für grosse Schiffe aller Art, einschliesslich Kreuzfahrtschiffe.

Nun wird erwogen, Schweröl als Schiffstreibstoff in allen Gewässern Spitzbergens zu verbieten, mit Ausnahme der Routen nach Longyearbyen und der Bergbausiedlung Sveagruva. So soll vermieden werden, dass im Falle von Havarien das sehr umweltschädliche Schweröl in die Gewässer gelangt.
Ein solches Verbot würde wahrscheinlich das faktische Ende für die grossen Überseekreuzfahrer bedeutet, mindestens aber eine drastische Reduzierung. Aus Sicht des Umweltschutzes spricht viel für ein Schwerölverbot, zumindest aber für eine weitgehende Einschränkung.
Im Sommer 2009 sind 41 387 Personen auf dem Seeweg nach Spitzbergen gereist, also fast alle mit grossen Kreuzfahrern. 2010 könnten es noch ein paar mehr werden.

Die «Costa Magica» mit 3400 Passagieren am 03. August 2009 in Longyearbyen ist bislang das grösste Kreuzfahrtschiff, das Spitzbergen besucht hat.

«90 Prozent aller grossen Schiffe fahren heute mit Schweröl. Schweröl fällt bei den Raffinerien als Rückstand bei der Erdölverarbeitung an und ist voller Verunreinigungen, Sand und Asche», sagt Christian Bussau, Schifffahrts-Experte von Greenpeace. «Beim Verbrennen werden neben Kohlendioxid auch Stickoxide, Schwefeldioxid und Feinstaub ausgestossen. Schiffe sind im Prinzip schwimmende Müllverbrennungsanlagen.» Nahezu alle Schiffe auf allen Weltmeeren - ob Frachter oder Luxusdampfer - fahren mit dem umweltschädlichsten Treibstoff aller Treibstoffe - mit Schweröl!
Was in keinem Land der Welt mehr erlaubt ist, das Fahren mit Schweröl, ist auf den Meeren, wo kein nationales Recht gilt, unerträglicher Alltag. Und in der gesamten Weltpresse nahezu ein Tabu!


Zu geringe Bereitschaft für Katastrophenfälle

Anlässlich seines baldigen, turnusgemässen Abtretens hat Sysselmannen Per Sefland die zuständigen norwegischen Regierungsbehörden an zu geringe Bereitschaftskapazitäten im Falle grösserer Unglücke erinnert. Primär droht durch grössere Schiffsunglücke Gefahr, konkret durch Austreten von Schweröl oder durch Verlust an Menschenleben. Konkret geht es im Wesentlichen um Kohlefrachter und grössere Kreuzfahrtschiffe, die bis über 3000 Passagiere sowie mehr als 1000 Besatzungsmitglieder an Bord haben. Im Falle eines Unglücks mit einem solchen Schiff wären die Seerettungs- und Ölschutzkapazitäten in Spitzbergen um Grössenordnungen zu gering. 27 von 29 grossen Kreuzfahrtschiffen, die Spitzbergen im Jahr 2009 besucht haben, verwenden Schweröl.