Kanadische Inuit-Gemeinde geht gegen den Klimawandel an
Energieversorgung in den abgelegenen Gemeinden in der kanadischen Arktis hängt immer von den Schiffslieferungen aus dem Süden ab. Trotz immer weniger Eis an der Küste der Davisstrasse und der früheren Öffnung der Nordwestpassage, was den Versorgungsschiffen den Zugang zu den Gemeinden in Nunavut und den Nordwest-Territorien erleichtert, ist es immer noch eine schwierige und vor allem kostspielige Angelegenheit. Ironischerweise unterstützen die Gemeinden durch das Verbrennen von fossilen Brennstoffen den Klimawandel, da sie Öl und Diesel für die Stromproduktion verwenden. Die Gemeinde Clyde River geht nun einen anderen Weg.
Die kleine Inuitgemeinde Clyde River, mehr als 2‘800 Kilometer nördlich von Ottawa, in der kanadischen Arktis, wendet sich der Sonnen und Star-energie zu, um so ein Zeichen gegen den Klimawandel und auch gegen seismische Tests in der Davis-Strasse zu setzen. Die Bewohner des Ortes in Nunavut feierten die Installation von 27 Solarpanels, die mit Hilfe von Greenpeace Kanada und Vancouver Renewable Energy Coop aufgestellt wurden. Diese Panels sollen die Energieunabhängigkeit der Gemeinde erhöhen und gleichzeitig die Kosten senken. Denn die Solartechnologie wird die Gemeinde von der Diesel-generierten Stromproduktion während des Frühlings, Sommers und des Herbstes unabhängiger machen und bis zu CAD$ 4‘500 pro Jahr einsparen. Dies ist ein signifikanter Betrag für die 900 Einwohner grosse Gemeinde. „Das ist ein glücklicher Tag für Clyde River. Die Solarpanels auf unserem Gemeindezentrum erlauben es uns, Strom mit weniger Diesel zu produzieren und gleichzeitig Geld zu sparen, das wir dafür in die Jugendarbeit investieren können,“ erklärt der Bürgermeister James Qillaq. „Erneuerbare Energie, die die Natur nicht schädigt, ist genau das, was wir für unseren Planeten möchten. Wir beweisen, dass Sonnenenergie eine echte Alternative in der Arktis ist. Zerstörerische seismische Tests und Bohrungen sind einfach nicht notwendig.“
Die Inuitgemeinde hat sich auch der Kraft der (Hollywood)-Stars zunutze gemacht, um auf seinen Kampf gegen die Pläne für seismische Tests in der ökologisch sensiblen Davis-Strasse zwischen Kanada und Grönland aufmerksam zu machen. Die Gemeinde beherbergte die britische Oscar-Gewinnerin, Klimaaktivistin und Schriftstellerin Emma Thompson während 10 Tagen. Nach ihrem Aufenthalt in Clyde River war sie die Gastgeberin in Toronto, um von ihren Erlebnissen in der kanadischen Arktis und auf dem Greenpeace-Schiff zu erzählen, welches die Panels und das Installationsteam dorthin gebracht hatte. In den 10 Tagen ihres Aufenthaltes nahm sie an verschiedenen Aktivitäten der Gemeinde teil und segelte zu einigen der ökologischen Hotspots, die durch die Tests bedroht sind.
Die Bewohner von Clyde River, das an der Nordostküste von Baffin Island liegt, möchten das Oberste Gericht Kanadas dazu bringen, die Lizenz rückgängig zu machen, die einem internationalen Konsortium von Fördergesellschaften vom kanadischen National Energy Board (NEB) im Juni 2014 ausgestellt worden war, um seismische Tests für die Öl- und Gasförderung durchzuführen. Die Inuit argumentieren, dass sie niemals richtig über die seismischen Tests informiert worden seien, die unter anderem das Abfeuern von Spezialgewehren vorsehen, die „10‘000 mal lauter als ein Düsenantrieb sind, während 24 Stunden am Tag, 5 Monate lang in einem Zeitraum von 5 Jahren.“ Nader Hasan, der Anwalt, der Clyde River vertritt, erklärt, dass seine Klienten „irreparable Schäden“ an ihrer Lebensweise befürchten, wenn die Wandermuster der Meeressäuger durch die Tests nachhaltig gestört werden. Die Gemeinde kann ihren Antrag am Obersten Gericht am 30. November in einer Anhörung darlegen. „Die Arktis schmilzt vor allem durch das Verbrennen von Öl und Gas. Die Antwort der Gesellschaften und Firmen ist daher, noch mehr Öl zu fördern und dabei den Ort auf der Suche nach mehr in die Luft zu sprengen,“ meint Emma Thompson in einer Meldung. „es ist ein grausiges Karussell der Zerstörung und der Gier.
Quelle: Eye of the Arctic / Radio Canada