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Kommunikation über dem 81. Breitengrad wird Realität

Geschrieben von Dr. Michael Wenger am . Veröffentlicht in Technik.

Heutzutage ist die Kommunikation in den Gebieten nördlich von Svalbard immer noch eine grosse Herausforderung. Doch ein neues norwegisches Forschungsprojekt verspricht eine bahnbrechende Lösung für die Regionen nördlich des 81. Breitengrades.

Eine Breitband-Kommunikationsverbindung wurde von einem Team norwegischer Spezialisten erfolgreich auf dem Eis getestet.
Eine Breitband-Kommunikationsverbindung wurde von einem Team norwegischer Spezialisten erfolgreich auf dem Eis getestet.

Die norwegische Küstenwache operiert in der Region von Svalbard, um seine Präsenz und seine Hoheitsrechte in diesen nördlichen Gebieten zu wahren und seine Bereitschaft für Such- und Rettungsmissionen oder akute Verschmutzungsunfälle wie beispielsweise bei einem Ölunglück zu gewährleisten. „Wenn wir über den 81. Breitengrad gehen, haben wir keine stabile Kommunikationsabdeckung mehr“, erklärt Endre Barane, der befehlshabende Offizier der norwegischen Küstenwache in Svalbard. „Wir haben auch kein Internet, Telefon, oder TV. Wir sitzen sprichwörtlich im Dunkeln.“

Doch im vergangenen Mai führte eine kleine Gruppe des norwegischen Verteidigungsministeriums NDMA und der Abteilung für Cyberverteidigung der norwegischen Streitkräfte ein Experiment durch, das bewiesen sollte, dass dieses Problem bald Geschichte sein wird. Satelliteningenieur Vidar Madsen vom NDMA testete seine Hypothese, dass eine Breitbandverbindung in der Arktis möglich ist – mit Hilfe von schräggestellten Satelliten. Dies sind geostationäre Satelliten, die sich in einer Nord-Süd-Richtung in einer Art Achterschleife bewegen. Theoretisch decken sie das Gebiet bis zum Nordpol ab. „Ungefähr vor einem Jahr trank ich Kaffee mit einem Lieferanten unserer Rahmenabkommenliste und sie sagten, dass sie Kommunikation in die Antarktis mithilfe von geneigten Satelliten liefern würden. Da kam mir die Idee, dass dies doch auch in der Arktis möglich sein sollte,“ erklärt Madsen. Nach langen Skizzieren und Nachdenken reifte die Idee und das Experiment wurde bewilligt und vom norwegischen Militär sogar finanziert. ZU dem Zeitpunkt, wenn der Satellit seinen Zenit erreicht, kann die norwegische Armee seine Abdeckung nutzen, meint Madsen. Hat man zwei oder drei Satelliten zusammen, kann die Abdeckung 24/7 gewährleistet werden, und zwar auch in Gebieten, die heute noch ohne Breitbandabdeckung sind.

Um die Signale der Satelliten aufzufangen, musste eine Antenne aufgestellt werden, was keine leichte Aufgabe auf einer sich bewegenden Unterlage darstellt.
Um die Signale der Satelliten aufzufangen, musste eine Antenne aufgestellt werden, was keine leichte Aufgabe auf einer sich bewegenden Unterlage darstellt.

Madsen’s Team beinhaltetet den Systemoffizier Hans Olav Molden und den Satellitenexperten für Cyberabwehr, Erik Wangen Alsaker. Zusammen mit einer Mannschaft der norwegishcen Küstenwache bauten sie eine Basis auf einer grossen Eisscholle auf 82° Nord auf. „Wir führten eine Zusammenstellung des Materials im Hangar des Schiffes auf dem Weg nach Norden durch. Als wir genügend weit im Norden waren und beim Eis ankerten, mussten wir nur Zelte, Ausrüstung, Nahrung und Stolperdraht (gegen Eisbären) ausladen,“ erklärt Molden. Während die Tester die Antenne aufbauten und begannen, Signale von den geneigten Satelliten zu sammeln, baute die Mannschaft die Basis auf und Eisbärenwachen wurden zum Schutz aufgestellt. Bei mehreren Gelegenheiten musste das Team evakuiert werden, weil neugierige Bären zu nahe kamen. Die Testreihe lief insgesamt drei Tage an zwei verschiedenen Stellen und die Resultate übertrafen alle Erwartungen. „Wir hatten eine stabile Breitbandabdeckung während 12 Stunden pro Tag,“ sagt Molden weiter. „Durch die Nutzung von noch mehr geneigten Satelliten könnten wir die Streitkräfte potentiell die ganze Zeit mit einer Breitbandverbindung vernetzen.“

Das Team verbrachte drei Tage auf dem Eis und musste an zwei verschiedenen Orten testen. Neben dem Klima waren auch neugierige Eisbären ein Problem.
Das Team verbrachte drei Tage auf dem Eis und musste an zwei verschiedenen Orten testen. Neben dem Klima waren auch neugierige Eisbären ein Problem.

Dieser Durchbruch könnte zu grossen operationellen Vorteilen für die norwegische Küstenwache führen, besonders für die Abteilung in Svalbard. Sowohl die Ärzte des Haukeland Krankenhaus in Bergen wie auch das Bereitschaftsteam der Küstenwache bei Umweltverschmutzungen sind komplett abhängig von einer lückenlosen Kommunikations- und Informationslinie um eine richtige und schnelle Antwort liefern zu können. „Das Ziel ist nun einen endgültige Lösung für die Küstenwache zu entwickeln und dann werden wir auch für andere Schiffe und Organisationen zur Verfügung stehen. Mit einer konzentrierten Anstrengung könnten wir bis Weihnachten 2016 eine Lösung für die Küstenwache in Svalbard bereit haben,“ erklärt Madsen. Das bedeutet, dass von der Idee bis zur Lösung des Problems lediglich zwei Jahre vergangen sind.

Das Team aus norwegischen Kommunikationsexperten und Ingenieuren war äusserst zufrieden mit ihrem erfolgreichen Versuch einer Breitbandverbindung.
Das Team aus norwegischen Kommunikationsexperten und Ingenieuren war äusserst zufrieden mit ihrem erfolgreichen Versuch einer Breitbandverbindung.

Quelle: www.maritime-executive.com