Verhandlungen über neue Schutzgebiete im Südpolarmeer erfolglos
Die Kommission zur Erhaltung der lebenden Meerschätze in der Antarktis (CCAMLR) hat sich auf ihrer 40. Jahrestagung nicht darauf einigen können, neue Meeresschutzgebiete in der Antarktis einzuführen. Russland und China haben die Einigung wie in den vergangenen Jahren verhindert. An der CCAMLR beteiligen sich 24 Länder und die EU. Verhandelt wurde auf der Konferenz über drei antarktische Meeresschutzgebiete mit einer Fläche von rund vier Millionen Quadratmetern: im Weddellmeer, in der Ostantarktis sowie westlich der antarktischen Halbinsel.
„Die vorgeschlagenen antarktischen Meeresschutzgebiete wären ein wichtiger Baustein eines globalen Netzwerks von Schutzgebieten gewesen. Zudem wären sie der entscheidende Schritt hin zum Erreichen des Ziels, zehn Prozent der weltweiten Meeresfläche unter Schutz zu stellen“, sagt Prof. Thomas Brey vom Alfred-Wegener-Institut (AWI), Deutscher Delegierter in der CCAMLR.
Die CCAMLR reguliert die Fischerei im Südpolarmeer schon heute vergleichsweise streng. Die antarktischen marinen Ökosysteme sind noch weitgehend intakt. Allerdings: „Leider wächst der Druck, mehr Fischerei zuzulassen, insbesondere auf Krill als Futter für Aquakultur. Fischerei auf Krill entnimmt die wichtigste Nahrungsquelle für viele Lebewesen wie Wale oder Pinguine“, warnt Dr. Rainer Froese vom Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung (GEOMAR). Die erschwerte Nahrungssuche erhöhe den Stress für die Lebewesen weiter, der durch den Klimawandel ohnehin schon steigt.
Schutzgebiete können als Rückzugsorte für Meereslebewesen dienen und die Widerstandsfähigkeit der Ökosysteme stärken. „Ein Netzwerk von Meeresschutzgebieten ist zumindest ein Ansatz, um den Druck durch menschliche Eingriffe auf besonders sensible Ökosysteme stellenweise zu reduzieren“, sagt Prof. Nele Matz-Lück von der Christian-Albrechts-Universität Kiel. „Die Lage der angestrebten Schutzgebiete entspricht dem Netzwerkcharakter, an verschiedenen Stellen des Südpolarmeers Schutzgebiete einzurichten und dadurch Forschung an der Effektivität der Schutzmassnahmen zu ermöglichen.“
Dass die drei Meeresschutzgebiete auch dieses Jahr nicht beschlossen wurden, sei kurzfristig kein Drama, findet Thomas Brey. Denn, so der CCAMLR-Delegierte weiter: „Der antarktische Kontinent ist unbewohnt, es gibt keine kommerzielle Schifffahrt, Tourismus beschränkt sich auf kleine Gebiete an der Halbinsel, der Abbau von Rohstoffen ist verboten und die Fischerei ist durch CCAMLR gut kontrolliert.“ Trotzdem hält er die Einrichtung der diskutierten Meeresschutzgebiete im Sinne des Vorsorgeprinzips für wünschenswert, weil das die zukünftige Nutzung der Gebiete – etwa durch Fischerei – einschränken würde.